Die Praktikantin will Nummer eins werden
Dezenter Lippenstift, akkurater Scheitel, modernes Outfit – Angelika Mlinar ist immer perfekt gestylt. "Sie wirkt selbstbewusst und will hoch hinaus", bescheinigt der gebürtigen Südkärntner Slowenin ein älterer Nachbar. "Karriere, das ist ihr schon sehr wichtig", sagte er leise. Er will ihr ja nicht schaden.
Angelika Mlinar hat es vom Provinz-Mädl zur Neos-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl geschafft. Ihr Einzug ins Parlament gilt als sicher, sie kehrt damit an den Ort zurück, wo ihre berufliche Laufbahn 1997 als Praktikantin des ehemaligen Europa-Abgeordneten Friedhelm Frischenschlager begann. Sie selbst sagt, der Ex-FPÖ-Verteidigungsminister sei ihr Mentor gewesen. Kärntner Slowenen behaupten: "Karel Smolle ist der politische Ziehvater", er war LIF-Abgeordneter und Funktionär des Rates der Kärntner Slowenen. Von Smolle hat sie "forsches Auftreten" und "das Drüberfahren über Leute" gelernt, ätzen Weggefährten.
Erstaunt reagiert die 44-Jährige auf die Frage, ob ihre liberale Überzeugung vom Vater, der Schuhmacher war und ein Geschäft in der Grenzstadt Bleiburg hatte, kommt: "Er war Handwerker, diese Schiene der Familie habe ich mir noch nie überlegt."
Mlinars liberale Grundhaltungen zu verorten, ist nicht leicht. "Liberalismus ist das Recht, das Leben frei zu gestalten", sie will "Chancengleichheit mit Bildungsschecks" und ist vom EU-USA-Freihandelsvertrag überzeugt. Sie liebt Europa, weil "Politik emotional sein muss".
Die kritischen Reaktionen auf ihren ersten großen Fernsehauftritt Ende Februar bei Armin Wolf in der ZiB2 stören sie nicht weiter. Auf YouTube ist zu lesen, "Angelika Mlinar erklärt, warum Neos auf EU-Ebene unwählbar sind". Dazu Mlinar: "Wenn man in der Öffentlichkeit steht, hat man Zuneigung und Abneigung."
Mlinar hat am Slowenischen Gymnasium in Klagenfurt maturiert, in Salzburg Jus studiert, einen Master an der American University in Washington gemacht und eine Dissertation über "Frauenrechte sind Menschenrechte" verfasst.
Keks-Produktion
2000 ging sie nach Ljubljana, arbeitete dort für die EU-Kommission als Projektleiterin und wurde Unternehmerin, sie ließ Kekse produzieren ("Angelski keksi"). Nach Stationen als Programm-Managerin einer internationalen Organisation in Wien leitete sie 2008 den Nationalratswahlkampf des Kärntner LIF-Kandidaten Rudi Vouk. Trotz Misserfolgs wurde sie Generalsekretärin des Rates der Kärntner Slowenen.
2009 kam das Angebot, den LIF-Parteivorsitz von Heide Schmidt zu übernehmen. Der Ruf kam zur rechten Zeit. "Als Kärntner Slowenin hab’ ich ohnedies kein Leiberl in Kärnten gehabt."
Dass Mlinar nach der Fusion des LIF mit den Neos nach Brüssel abgeschoben werde, sei "ein Gerücht". Mit Neos-Chef Matthias Strolz verstehe sie sich blendend. "Das beweisen meine vielen Funktion in der Partei."
Freizeit wird als künftige EU-Abgeordnete wohl knapp bemessen sein. Kochen, wandern, lesen gibt sie als Hobbys an. In ihrer Bibliothek liegt auch der Bestseller "Fifty Shades of Grey".
Kommentare