Skurril: "Partei für die Tiere" will eine Million Rinder töten

Niederlande: Hohe Methanbelastung wegendes Viehbestandes    
Mit dem radikalen Vorschlag aus Holland sollen Stickstoffemissionen gesenkt und EU-Vorschriften eingehalten werden.

Es ist ein Vorschlag, den man von einer Tierschutzpartei nicht erwarten würde: Die niederländische Partei für die Tiere (PvdD/Grüne) fordert in ihrem Programm für die Parlamentswahl im November eine Verringerung des Viehbestands um 75 Prozent – aus ökologischen Gründen. „Die Viehwirtschaft ist einer der größten Emittenten von Treibhausgasen und die Ursache für die Naturkrise“, so die Partei.

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Die Niederlande haben relativ viele Kühe. Rund 1,5 Millionen Milchkühe sind es, auch Kälber gibt es seit Kurzem mehr als eine Million. Indem diese Anzahl reduziert würde, sollen laut PvdD Probleme wie die Grundwasserverschmutzung, gesundheitliche Schäden für die Menschen oder der weitere Verlust von fruchtbarem Boden eingedämmt werden. Auch das Risiko einer weiteren Pandemie würde dadurch verringert, heißt es.

Die Partei hat sich den Vorstoß nicht selbst ausgedacht.

Kein neuer Vorschlag

Vielmehr ist es ein Thema, das die Niederlande schon seit Monaten beschäftigt. Das Land muss seine viel zu hohe Stickstoffbelastung senken, um die EU-Grenzwerte einhalten zu können. Mehrere Regierungen hatten daher bereits gefordert, dass der Agrarsektor seinen Viehbestand senkt.

Gegen diese und andere Maßnahmen, die den Emissionen den Kampf ansagen sollten, wehrten sich vor allem die Landwirte – und die sind in den Niederlanden, ein sehr starker Agrarexporteur, wichtig. Es kam zu heftigen Protesten, von denen vor allem die noch relativ neue Bauern-Bürger-Bewegung (BBB) profitierte. Sie war der große Sieger der Provinzwahlen im Frühjahr.

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Aus dem Stand holte sie die Mehrheit der Stimmen in allen zwölf Provinzen des Landes. 1,5 Millionen Wähler stimmten für die BBB, obwohl nur rund 600.000 Niederländer im Agrarsektor beschäftigt sind.

Wahlkampfthema

Angesichts dieser Umstände wundert es kaum, dass sich auch im Wahlkampf für den vorgezogenen Urnengang – die Regierung unter Langzeitministerpräsident Mark Rutte ist an der Uneinigkeit in der Asylfrage zerbrochen – im November alles um die Themen Klimawandel und Umweltschutz sowie den Widerstand dagegen dreht.

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Der Vorschlag der PvdD ist aber vergleichsweise radikal. Im Mai gab es Verhandlungen zwischen dem niederländischen Kabinett und Vertretern der Landwirte. Damals ging es um einen Grenzwert von 2,5 bis drei Kühen pro Hektar, doch Ende Juli scheiterten die Gespräche darüber.

Die Rede war von einer Verringerung des Viehbestands um 25 bis 30 Prozent – und nicht 75, wie die PvdD sie fordert.

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