Amnesty: USA sperrt 2.000 Minderjährige auf grausame Weise ein

Einrichtung in Homestead
Amnesty hat die temporäre Notfalleinrichtung Homestead untersucht und eine sofortige Schließung gefordert.

Bereits Ende Juni wurden Berichte über die verheerende Situation von Kindern an der Grenze zwischen USA und Mexiko publik. Ein texanisches Auffanglager geriet in den Fokus, wo fast 250 Kinder in überfüllten Zellen hausten. Es mangelte an vielem, die hygienischen Zustände waren laut Medienberichten bestürzend.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International legt nun nach. Sie kritisiert, dass tausende Kinder und Jugendliche auf ihrer Flucht in die USA festgenommen und "ohne angemessene Betreuung" in Massenquartieren eingesperrt werden. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht fordert Amnesty, das Internierungslager Homestead zu schließen und die Bedingungen in anderen Einrichtungen genauer zu überwachen.

Konkret hat Amnesty Homestead, eine temporäre Notfalleinrichtung für unbegleitete Jugendliche in dem US-amerikanischen Bundesstaat Florida, untersucht. Die Zustände in der Einrichtung würden gegen die Menschenrechte verstoßen, heißt es in dem Bericht. Mehr als 2.000 Kinder und Jugendliche würden dort "wie im Gefängnis eingesperrt" leben.

"Sitzen wie Gefangene fest"

Nach einer oft traumatischen Flucht würden die Jugendlichen in Homestead nicht angemessen betreut werden, kritisiert die Menschenrechtsorganisation. Das liege vor allem daran, dass das Quartier als "temporäre Notfalleinrichtung" nicht die gleichen Unterbringungsstandards wie andere, dauerhaft bestehende Einrichtungen, erfüllen muss.

Auch die Tatsache, dass Homestead als "temporäre" Einrichtung bezeichnet wird, stößt bei Amnesty International auf Kritik. Das Quartier sei nämlich bereits seit Mai 2018 in Betrieb.

Die Leidtragenden seien die unbegleiteten Jugendlichen, die in Homestead untergebracht sind. "Sie sitzen wie Gefangene fest und unterliegen einem strikten Zeitplan. Die Kinder müssen Ausweise mit Barcodes tragen, die beim Betreten und Verlassen von Gebäuden gescannt werden" heißt es im Bericht.

Selbst für grundlegende Bedürfnisse müssten sie Antragsformulare ausfüllen. Mädchen zum Beispiel sogar dann, wenn sie Damenbinden benötigen. Der Schulunterricht in der Notfalleinrichtung sei außerdem nur ungenügend gewährleistet.

Kinder bleiben zu lange in Einrichtung

Amnesty International besuchte die Einrichtung, die von einer privaten Firma betrieben wird, laut eigenen Angaben zweimal. Zuerst im April 2019 und dann wieder im Juli 2019. Anfang April waren dort mehr als 2.100 Kinder im Alter zwischen 13 und 17 Jahren untergebracht. Zwischenzeitlich saßen dort sogar fast 2.500 Minderjährige fest.

Durchschnittlich verbrachten Jugendliche in Homestead 89 Tage, bevor sie entweder an Angehörige oder Patenfamilien übergeben oder in eine andere Einrichtung verlegt wurden. Eigentlich sei geplant gewesen, dass Kinder "höchstens 20 Tage" in Homestead verbrächten, so Anmesty.

Schließen, so rasch wie möglich

"Kinder sollten niemals inhaftiert werden. Wenn dies jedoch unumgänglich ist, dann nur so kurz wie möglich und in kindgerechter Umgebung", lautet eine der Forderungen von Amnesty International. Die temporäre Notfalleinrichtung Homestead müsse so rasch wie möglich geschlossen werden und die dort inhaftierten Kinder in geeignete, kleinere Unterkünfte gebracht oder an Angehörige übergeben werden: "Die überwiegende Mehrheit der unbegleiteten Jugendlichen haben Angehörige und Bekannte, die bereit wären, sie aufzunehmen." 

Außerdem müssten weitere Untersuchungen über die Unterbringungsbedingungen in Homestead und anderen Einrichtungen geführt werden. Einrichtungen, die wie Homestead gegen die Menschenrechte der unbegleiteten Jugendlichen verstoßen würden, müssten ebenfalls so rasch wie möglich geschlossen werden, so die NGO.

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