Amnesty kritisiert Abschiebungen nach Afghanistan

Demonstration gegen Massenabschiebungen am Flughafen in München
Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation wurden binnen einem Jahr 10.000 Abschiebungen aus der EU durchgeführt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat der EU und den Regierungen der Mitgliedstaaten die illegale Abschiebung von Menschen nach Afghanistan vorgeworfen. 2016 seien in dem Land so viele getötete und verletzte Zivilisten dokumentiert worden wie seit 2009 nicht mehr, teilte Amnesty am Donnerstag mit.

Trotzdem seien im gleichen Zeitraum aus der EU rund 10.000 Afghanen abgeschoben worden, kritisierte AI in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht "Forced back to Danger". 2017 zeichne sich bisher eine weitere Dramatisierung der humanitären Lage ab.

"Rücksichtslose Politik"

"In ihrer Entschlossenheit, die Zahl der Abschiebungen zu steigern, wenden europäische Regierungen eine Politik an, die rücksichtslos und ungesetzlich ist", kritisierte Anna Shea, zuständig für Flüchtlingsrecht bei Amnesty International, zu dem neuen Bericht über die Schicksale von Afghanistan-Rückkehrern.

Kritik übte Amnesty auch an Deutschland. Dort wurde nach Angaben von AI in den vergangenen zwölf Monate 118 Menschen zwangsweise nach Afghanistan abgeschoben. Auch die Zahl der angeblich freiwillig in ihr Land zurückgekehrten Menschen sei drastisch gestiegen. Die Amnesty-Asylrechtsexpertin Franziska Vilmar erklärte: "Anders als es das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge behauptet, kann momentan keine Region in Afghanistan als sichere und zumutbare Schutzalternative eingestuft werden." Noch nie seit dem Ende der Taliban-Herrschaft 2001 sei die Gefahr für Leib und Leben so groß wie heute gewesen. Die deutsche Bundesregierung müsse unverzüglich dafür sorgen, dass in Anbetracht der äußerst schlechten Menschenrechts- und Sicherheitslage niemand mehr nach Afghanistan abgeschoben werde

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