Obwohl Sunak zum Auftakt der BBC noch versicherte, dass er ein gutes Gefühl dafür habe, was das britische Volk verlange, wurden die Tage von einer Frage dominiert, die er nicht beantworten wollte: Wird die HS2 – jenes Milliarden-schwere Zugprojekt, das den benachteiligten Norden näher an London bringen soll – fertig gestellt? Dazu kam Kritik aus eigenen Reihen: Die frühere Premierministerin Liz Truss forderte noch einmal „Wachstum!“ und erhielt Unterstützung von Parteikollegen. Innenministerin Suella Braverman ließ mit der Aussage aufhorchen, es drohe ein „Hurrikan“ an Zuwanderern. Der Versuch, sich für die Nachfolge in Position zu bringen?
Fans stehen an
Am Mittwoch standen treue Fans dann aber doch Schlange, um in den 8.000 Sitze fassenden Hauptsaal zu gelangen. Sie klatschten heftig, als Murty den „wundervollsten Vater“ um 12 Uhr auf die Bühne bat.
Gleich zu Beginn wurde auch Rishi Sunak persönlich, erzählte vom Zusammenhalt seiner Familie und zog Parallelen zur mächtigsten Tory-Politikerin: Die Konservativen seien ja „die Partei einer Lebensmittelhändler-Tochter (Thatcher, Anm.) und eines Apothekersohns (Sunak)“. Schuld an der Politikerverdrossenheit, erklärt er weiter, sei keinesfalls er, sondern die 30 Jahre politische Misswirtschaft. Dass die Konservativen 13 Jahre davon das Land geführt und er selbst drei Jahre als Minister mitgestaltet haben, bleibt unerwähnt.
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Das Abschaffen des Zugprojekts rechtfertigte er mit der Maßnahmen, die 41 Milliarden Euro in andere Infrastrukturprojekte zu stecken. Arbeitslose, die nicht arbeiten möchten sollen weniger Zuschüsse, während Lehrer von Kernfächern bis zu 34.000 Euro Bonuszahlungen erhalten sollen. Ob die Wähler das überzeugt, ist fraglich. Laut Forschungsinstitut Savanta sehen ihn ein Drittel der konservativen Wähler und und sechs von zehn Briten als „inkompetent“.
Die Unterstützung seiner Frau ist unter Umständen auch kein gutes Omen: 2008 tat Sarah Brown Ähnliches vor der Rede ihres Mannes, dem damaligen Labour-Premier Gordon Brown. Die darauffolgende Wahl hat er verloren. Anna-Maria Bauer
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