"Alles Pfusch": Nächster Whistleblower prangert AKW Mochovce an
In der Kontroverse um das slowakische Atomkraftwerk Mochovce und den umstrittenen, im Bau befindlichen Reaktorblock 3 hat sich nun erneut ein Informant an die Medien gewandt.
600 Fotos hat ein ehemaliger Facharbeiter laut Ö1-Morgenjournal über zwei Jahre im Inneren des AKWs geschossen. Der gebürtige Slowake habe zahlreiche Mängel im geplanten Reaktorblock 3 dokumentiert, darunter "lange Risse im Beton, verbogene Stahlträger" und "Roststellen auf Turbinen". Es sei immer wieder zu groben Verstößen der Sicherheitsvorschriften durch Arbeitern gekommen. "Alles war Pfusch", sagte der Informant im Morgenjournal. Man dürfe den Reaktor wegen der Mängel nicht in Betrieb nehmen, das Gebäude sei zudem nicht mehr zeitgemäß.
Wie es um den Reaktorblock bestellt ist, soll jedenfalls eine Mission der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA feststellen, wie Ende Mai bekannt wurde. Die Mission wurde von der damaligen türkis-blauen Regierung als politischer Erfolg gewertet. Die Kontrollen sollen im Oktober stattfinden.
Inbetriebnahme mehrmals verschoben
Die Inbetriebnahme der Blöcke 3 und 4 des rund 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernten Atomkraftwerks war ursprünglich schon für 2012 und 2013 geplant und wurde mehrmals verschoben. Die Slowakischen Stromwerke (Slovenske elektrarne/SE), die Betreiber des AKW, haben kürzlich eingeräumt, dass sich der Fertigbau der neuen Blöcke auch wegen Einwänden aus Österreich bis November 2019, möglicherweise sogar bis März 2020 verzögern werde.
Vier Whistleblower zu den Zuständen in Mochovce haben sich laut einer Aussendung bereits bei der Umweltschutzorganisation Global 2000 gemeldet. “Mehrere ehemalige Arbeiter und Ingenieure hatten sich an die Umweltorganisation Global 2000 gewandt und vor gravierenden Mängeln am Bauprojekt gewarnt. Auch von chaotischen Arbeitsabläufen und Druck des "inkompetenten" italienischen Bauleitungsmanagements war die Rede. „Wir fordern den sofortigen Baustopp von Mochovce 3, bis eine unabhängige internationale Prüfung durchgeführt wird", heißt es in der Aussendung.
Foto-Dokumente und Zeugenaussagen würden belegen, dass die Sicherheitshülle des Reaktors durch Bohrungen beschädigt wurde und im Falle eines Erdbebens oder von Explosionen im Zuge eines schweren Unfalls versagen könnte, hieß es seitens Global 2000. Die Slowakischen Stromwerke bestritten die Sicherheitsmängel und sprachen von Panikmeldungen der Umweltschützer.
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