Al-Kaida soll Taliban-Strukturen in Afghanistan unterwandert haben

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Vor über 20 Jahren marschierten Truppen in Afghanistan ein, weil die Taliban Al-Kaida Unterschlupf gewährten - Nun etablieren sie sich wieder.

Nach der erneuten Machtergreifung der Taliban in Afghanistan hat die Terrorgruppe Al-Kaida die staatlichen Strukturen laut einem UN-Bericht systematisch unterwandert.

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"Unter der Schirmherrschaft hochrangiger Beamter der faktischen Taliban-Behörden infiltrieren Al-Kaida-Mitglieder Strafverfolgungsbehörden und öffentliche Verwaltungsbehörden und gewährleisten so die Sicherheit der im ganzen Land verstreuten Al-Kaida-Zellen", heißt es in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat.

Warum Al-Kaida in Afghanistan verdeckt operiert

Al-Kaida operiere größtenteils verdeckt in Afghanistan, um das Narrativ aufrecht zu erhalten, dass die Taliban sich an Vereinbarungen hielten, afghanischen Boden nicht für terroristische Zwecke zu nutzen, steht darin. Doch die Beziehung zwischen Taliban und Al-Kaida bleibe "eng und symbiotisch".

Im Jahr 2001 waren ausländische Truppen unter US-Führung in Afghanistan einmarschiert - als Antwort auf die Terroranschläge von Al-Kaida-Terroristen vom 11. September 2001. Der internationale Einsatz führte damals zum Sturz der Taliban-Regierung, die Al-Kaida-Terroristen Unterschlupf gewährt hatte.

Der Militäreinsatz verschlang Unsummen, Zehntausende Zivilisten und afghanische Sicherheitskräfte kamen ums Leben, ebenso wie mehrere Tausend internationale Soldaten, darunter 2.461 US-Amerikaner.

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Ende August 2021 hatten die letzten US-Truppen Afghanistan schließlich verlassen. Damit endete der internationale Militäreinsatz in dem Land nach fast 20 Jahren - nachdem die Taliban kurz zuvor wieder die Macht in Kabul übernommen hatten. Der von den Amerikanern angestoßene Truppenabzug gestaltete sich chaotisch und stieß international auf Kritik und Unverständnis.

Al-Kaida nutze laut UN-Bericht "Afghanistan als ideologisches und logistisches Zentrum, um neue Kämpfer zu mobilisieren und zu rekrutieren und gleichzeitig ihre externen Operationskapazitäten verdeckt wieder aufzubauen." In den Provinzen Kunar und Nuristan würden Ausbildungszentren aufgebaut, während die Zusammenarbeit mit nicht-afghanischen Terrorgruppen vorangetrieben werde.

Taliban-Sprecher weist den Bericht zurück

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudjahid wies den UN-Bericht als unwahr zurück. Al-Kaida habe keine Präsenz in Afghanistan und die Taliban würden niemanden erlauben, afghanischen Boden gegen die Sicherheit eines anderen Landes zu nutzen.

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