Taliban drangen ins Zentrum von Kunduz vor

Afghanischer Soldat in Kunduz.
Islamisten rückten auf Gouverneurssitz der nordafghanischen Provinzhauptstadt vor.

Die radikal-islamische Taliban haben eine Offensive gegen die nordafghanische Provinzhauptstadt Kunduz begonnen und dabei das Zentrum der Stadt erreicht.

Einem Reporter zufolge rückten sie am Montag auf den Gouverneurssitz vor. Die Islamisten hatten die Stadt am Morgen aus drei Richtungen in die Zange genommen.

Die Sicherheitskräfte sprachen anschließend von 20 getöteten Taliban und zeigten sich zuversichtlich, den Angriff bald zurückschlagen zu können. Die Truppenstärke sei dazu ausreichend, sagte er.

Die Polizei erklärte, Hubschrauber der Armee griffen die Aufständischen mit Raketen an. Ein Polizeikommandeur in der Nachbarprovinz Balch erklärte, Sondereinheiten von Polizei und Militär seien auf dem Weg nach Kunduz.

Ein Taliban-Sprecher rief die Bevölkerung über Twitter auf, in den Häusern zu bleiben. Die Bürger hatten vonseiten seiner Gruppe nichts zu befürchten.

Der Einmarsch in die Provinzhauptstadt ist ein Meilenstein in dem seit fast 14 Jahren anhaltenden Aufstand der Taliban. Der Angriff auf Kunduz ist der zweite seiner Art in diesem Jahr: Im Juni hatten die afghanischen Streitkräfte einen Vorstoß abgewehrt. Der NATO-Kampfeinsatz in Afghanistan endete im Dezember 2014.

Die Gewalt in Afghanistan hat in den vergangenen Jahren wieder zugenommen. Derzeit verließen monatlich bis zu 100.000 Afghanen ihr Heimatland, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Zahl der Flüchtlinge sei seit Anfang des Jahres gestiegen, seitdem die afghanischen Behörden elektronisch lesbare Pässe ausgäben, mit denen eine Ausreise in den Iran möglich sei. Die Nachfrage sei enorm.

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