Ärger über schlechtes Image in Empfängerländern

Die Schuldenkrise erzeugt in Griechenland und Zypern Deutschen-Hass ohne jede Differenzierung.

Ein deutscher Fußball-Held als Rezept gegen Hass-Plakate von Kanzlerin Merkel mit Hitlerbart und Hakenkreuz und SS-Runen auf Spruchbändern: Der deutsche Fußballtrainer Otto Rehagel, 75, soll das Image Deutschlands zumindest in Griechenland und im griechischen Teil Zyperns etwas zurechtrücken helfen. Und er soll in Deutschland um Verständnis für griechische Emotionen werben.

Das ist der Auftrag von Kanzlerin Merkel an den Alt-Trainer, der ihn angenommen hat. Rehagel hatte 2004 die Griechen mit angeblich typisch deutschen Eigenschaften („Mein Beitrag war, dass ich ihnen Ordnung und Disziplin beigebracht habe“) zum Fußballeuropameister gemacht und hatte dafür in deren Siegestaumel den Ehrennamen „Rehakles“ bekommen.

Trotzdem brachte deren gigantische Staatsschuldenkrise genau das wieder hervor, was längst überwunden gehofft war: Deutschen-Hass ohne jede Differenzierung. Fast ausschließlich die deutsche Regierung wird von griechischen und zyprischen Demonstranten und den Medien für ihre Misere verantwortlich gemacht. Merkel wird geschmäht, weil sie – auch im Namen anderer Geberländer wie Österreich – Reformbedingungen an die Hilfen knüpft, die sonst ein Fass ohne Boden für deren Steuerzahler wären.

Nach langem Ignorieren der Schmähungen schlägt nun auch in Deutschland, das mit 27 Prozent den Löwenanteil der Rettungsmaßnahmen und Risken auf sich nimmt, die Stimmung um. Nicht nur große Medien, auch die Regierung Merkel verlangt von der EU-Kommission und den Regierungen der Empfängerländer mehr Aufklärung über ihren Einsatz und die Zusammenhänge der Krise. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte nun als erste: „Deutschland bringt sich solidarisch ein, damit es eine Perspektive für die Krisenländer gibt“. Sie wünsche sich, „dass die Spitze der EU die Deutschen gegen ungerechtfertigte Vorwürfe verteidigt, da höre ich bislang leider nicht viel“.

Sozialdemokraten

Eher ist das Gegenteil der Fall. Jean Asselborn, Außenminister von Luxemburg und damit des Euro-Landes mit dem weitaus größten Anteil des Bankensektors an der Wirtschaftsleistung, kritisierte Merkels Drängen auf Reformen: „Deutschland hat nicht das Recht, die Geschäftsmodelle anderer EU-Länder zu fixieren. Es darf nicht so weit kommen, dass unter dem Deckmantel von finanztechnischen Fragen andere Länder erwürgt werden“, so der Sozialdemokrat. Dass diese Länder ohne deutsche Solidarität pleite wären, sagte er allerdings nicht.

Ähnlich argumentiert die SPD im Wahlkampf: „Die Regierung Merkel hat selbst zum Unmut über Deutschland kräftig beigetragen“, sagte der Sprecher der Parteilinken Ralf Stegner, „Merkel hat eine oberlehrerhafte Attitüde“. Die aber hat sich bisher nie zu Schmähungen geäußert, auch nicht zu dieser.

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