USA fordern Mursis Freilassung

Members of the Muslim Brotherhood and supporters of deposed Egyptian President Mohamed Mursi hold up masks of him as they gather at the Rabaa Adawiya square, where they are camping, in Cairo July 12, 2013. Tens of thousands of Egyptians packed into squares and marched along streets in Cairo on Friday to protest against the military overthrow of Islamist President Mursi, and the United States called for the first time for him to be freed. REUTERS/Mohamed Abd El Ghany (EGYPT - Tags: POLITICS CIVIL UNREST TPX IMAGES OF THE DAY)
Unterdessen nutzten Milizen auf der Sinai-Halbinsel die Unruhen in Ägypten für neue Angriffe.

Milizen auf der Sinai-Halbinsel nutzen die Unruhen in Ägypten für neue Angriffe auf staatliche Institutionen. Während in Ägyptens Hauptstadt Kairo am Samstag weiter Tausende Islamisten gegen den Sturz von Präsident Mohammed Mursi protestierten, griffen Bewaffnete den Flughafen der Stadt Al-Arish mit Panzerabwehrgeschoßen an. In Rafah - an der Grenze zum Gazastreifen - wurde ein Armeeposten attackiert.

Auf der Halbinsel tummeln sich seit dem arabischen Frühling und dem Sturz von Langzeitmachthaber Hosni Mubarak im Februar 2011 immer mehr islamistische Milizen, Schmuggler und bewaffnete Banden. Seit Mursis Entmachtung nehmen die Angriffe auf ägyptische Sicherheitskräfte zu. Militäroperationen in der Region - die es auch unter Mursi gab - blieben in der Vergangenheit ohne langfristigen Erfolg.

Angesichts andauernder Übergriffe bewaffneter Milizen auf Sicherheitskräfte auf dem Sinai rechnen Beobachter mit einem größeren Militäreinsatz im Norden der Halbinsel. Am frühen Samstagmorgen setzte die Armee nach Angaben aus Sicherheitskreisen bereits Hubschrauber im Kampf gegen Jihadisten ein.

USA für Freilassung Mursis

Die US-Regierung schloss sich unterdessen der deutschen Forderung nach einer Freilassung Mursis an. Die US-Außenamtssprecherin Jen Psaki sprach sich am Freitag dafür aus, dass Mursi auf freien Fuß kommt. Allerdings ließ sie offen, wie man sich in Washington im Falle einer Freilassung des Islamisten weiter zu dem gewählten, aber vom Militär entmachteten Präsidenten verhalten werde. "Wie wir es schon häufiger gesagt haben, liegt es natürlich beim ägyptischen Volk, die eigene Zukunft und den Weg vorwärts zu bestimmen", sagte sie.

Bei der ägyptischen Staatsanwaltschaft sind inzwischen Anzeigen gegen den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und mehrere Anführer der islamistischen Muslimbruderschaften eingegangen. Die Vorwürfe umfassen Spionage, Schädigung der Wirtschaft und Aufruf zur Gewalt gegen Demonstranten. Wer Mursi und die Islamisten angezeigt hat, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Sie werde nun die Vorwürfe prüfen und eine Befragung der Betroffenen vorbereiten. Bis es zu einer formellen Anklageerhebung kommt, könnten Tage, wenn nicht gar Monate vergehen.

Anhänger des gestürzten Präsidenten harrten auch am Samstag vor einer Moschee im Stadtteil Nasr aus (mehr dazu...). Dort wollen sie bleiben, bis Mursi wieder eingesetzt wird. Am Freitag hatte die Muslimbruderschaft zum "Marsch der Millionen" gegen den "Militärputsch" aufgerufen. Größere Zusammenstöße mit Gegnern der Islamisten, die ebenfalls demonstrierten, gab es in der Nacht nicht.

Der Islamist Mursi war Anfang Juli nach wochenlangen und teils gewaltsamen Protesten gegen seine Regierung vom Militär abgesetzt und unter Arrest gestellt worden. Sein Aufenthaltsort ist weiterhin unklar. Auch mehrere Führer der Muslimbruderschaft, der auch Mursi vor seinem Amtsantritt als Präsident im vergangenen Jahr angehörte, wurden verhaftet, gegen andere Haftbefehle erlassen.

Kein Bürgerkrieg

Aus Sicht des deutschen Nahost-Experten und Politikwissenschaftlers Volker Perthes droht nach dem Umsturz in Ägypten kein Bürgerkrieg. Sowohl die Muslimbrüder als auch die Armee seien viel zu stark im Volk verwurzelt, sagte der Vorsitzende der Stiftung Wissenschaft und Politik am Samstag dem Südwestrundfunk. Es gebe in Ägypten zwar eine Tradition von Straßengewalt, aber überhaupt keine von Bürgerkrieg.

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