Massendemos für und gegen Ex-Präsidenten

Supporters of Egypt's deposed President Mohamed Mursi shout slogans as they continue their sit-in outside the Rabaa Adawiya mosque, east of Cairo July 11, 2013. Thousands of Brotherhood supporters have maintained the round-the-clock vigil near the moque demanding Mursi be reinstated. REUTERS/Asmaa Waguih (EGYPT - Tags: POLITICS CIVIL UNREST)
Islamisten marschierten für Mursi. Angst vor neuer Gewalt. Warten auf Regierung.

Islamisten aus dem ganzen Land strömten am Freitag zum angekündigten „Marsch der Millionen“ in die Hauptstadt Kairo und forderten lautstark, dass der gestürzte Präsident Mohammed Mursi wieder in sein Amt eingesetzt wird. Der einflussreiche Islamistenführer Safwat Hegasi forderte sofortige Parlamentswahlen und die Einsetzung eines Komitees zur Umsetzung eines Plans der nationalen Versöhnung. „Wir werden weiter Widerstand leisten. Wir werden ein oder zwei Monate oder sogar ein oder zwei Jahre bleiben. Wir werden nicht gehen, bevor unser Präsident Mohammed Mursi nicht zurückkommt“, rief Hegasi der Menge zu

Gegner der Muslimbrüder hatten wiederum zu einer Gegendemonstration auf dem zentralen Tahrir-Platz aufgerufen. Ausschreitungen oder Zusammenstöße wurden befürchtet, die Armee errichtete an den Zufahrtsstraßen Kontrollpunkte.

Anfang der Woche waren bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen.

USA und UNO mahnen

Die mahnenden Stimmen aus dem Ausland werden unterdessen immer drängender: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat die ägyptischen Behörden zur Einhaltung der Menschenrechte aufgefordert. Er sei tief besorgt wegen der fortgesetzten Festnahmen, sagte er in einem Telefonat mit Außenminister Kamel Ali Amr.

Das US-Außenamt forderte die Streitkräfte auf, die willkürlichen Festnahmen von Mitgliedern der Muslimbruderschaft zu beenden. Diese seien nicht im Sinne des von Militär und Übergangsregierung ausgegebene „Ziels der nationalen Versöhnung“.

Und Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle verlangte die Freilassung Mursis, der am Mittwoch vergangener Woche nach Massenprotesten gegen seine Herrschaft von der Armee entmachtet worden war. Zudem müsse „unverzüglich“ eine unabhängige Kommission wie etwa das Internationale Komitee vom Roten Kreuz Zugang zu Mursi bekommen.

Unbekannter Ort

Der Ex-Präsident, der aus der Muslimbruderschaft kommt, wird vom Militär an einem unbekannten Ort festgehalten. Als Übergangspräsident wurde der Verfassungsrichter Adli Mansour eingesetzt, der das Land binnen sechs Monaten zu Parlamentswahlen führen soll.

Unterdessen verzögert sich offenbar die Bildung einer Übergangsregierung. D Ministerpräsident Hazem al-Beblawi sagte, er werde am Sonntag mit den Gesprächen zur Bildung eines Kabinetts beginnen. Er gehe davon aus, dass es bis Ende kommender Woche vereidigt werden könne. Der nach dem Sturz von Mursis zum Regierungschef ernannte Beblawi will die vom Militär unterstützten Pläne umsetzen, die in rund sechs Monaten Parlamentswahlen vorsehen.

Junge weichen ab

Eine Beteiligung an der Übergangsregierung lehnen die Muslimbrüder ab, jedoch kommen von der Muslimbruder-Jugend andere Signale. Deren Bewegung „Muslimbrüder ohne Gewalt“ hat ein Ende der Gewalt im Tausch für die Freilassung Mursis und aller verhafteten Muslimbruder-Führer vorgeschlagen. Ihr Koordinator Ahmed Yehia rief dazu auf, die Verfassungsdeklaration des Interimspräsidenten anzunehmen. Die Präsidentenwahlen müssten aber vor den Parlamentswahlen stattfinden. Und alle politischen Kräfte sollten im nationalen Dialog Regeln für die Übergangsperiode festlegen.

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