Mursi vor Gericht: Prozess auf Jänner vertagt

Das Verfahren gegen den ägyptischen Ex-Präsidenten war von heftigen Protesten begleitet worden.

In Erwartung heftiger Zusammenstöße hatten sich viele Menschen in Kairo am Montag vorsorglich freigenommen. 20.000 Polizisten waren dennoch auf Posten, um Unruhen am ersten Tag des Prozesses gegen den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi im Keim zu ersticken. Zu Handgreiflichkeiten zwischen Mursi-Anhängern und -Gegnern kam es dennoch, aber das wahre Chaos spielte sich im Gerichtssaal ab.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftreten seit seiner Entmachtung im Juli zeigte sich Mursi uneinsichtig: „Ich bin der legitime Präsident von Ägypten“, sagte er zu Beginn der Verhandlung. Dass er Verfahren und Gericht nicht anerkennt, bewies Mursi allein schon durch die Wahl seiner Garderobe. Statt der verlangten weißen Gefängniskleidung trug er einen dunkelblauen Anzug.

Zusammen mit Mursi standen 14 weitere führende Funktionäre der – mittlerweile wieder – verbotenen Muslimbrüder vor dem Kadi. Sie werden für die Tötung von Demonstranten verantwortlich gemacht, die im Sommer gegen die Mursi-Herrschaft protestiert hatten. Ihnen droht im Extremfall lebenslange Haft, möglicherweise sogar die Todesstrafe.

Mursi vor Gericht: Prozess auf Jänner vertagt

EGYPT MORSI TRIAL PROTEST
Mursi vor Gericht: Prozess auf Jänner vertagt

EGYPT MORSI TRIAL PROTEST
Mursi vor Gericht: Prozess auf Jänner vertagt

EGYPT MORSI TRIAL PROTEST
Mursi vor Gericht: Prozess auf Jänner vertagt

A supporter of Islamic Front Action party takes pi
Mursi vor Gericht: Prozess auf Jänner vertagt

EGYPT MORSI TRIAL PROTEST

Journalisten, die Gerichtssaal waren, berichteten von Tumulten: „Die Angeklagten und ihre Anwälte skandierten gegen die Armee, während manche Anti-Mursi-Journalisten laut die Todesstrafe forderten“, twitterte ein Reporter des Guardian. „Es gab Raufereien zwischen verschiedenen Anwälten, und irgendjemand versuchte, einen Schuh zu werfen.“ Nach eineinhalb Stunden inklusive zweier Unterbrechungen vertagte der Richter den Prozess auf 8. Jänner.

Die Verhandlung fand in der Polizeiakademie in Neu Kairo statt. Einige Hundert Mursi-Unterstützer waren vor das weiträumig mit Stacheldraht abgezäunt Gebäude gekommen. Sie skandierten Slogans für Mursi oder gegen Abdelfattah el Sisi, den Oberbefehlshaber des ägyptischen Militärs, unter deren Führung Mohamed Mursi im Juli gestürzt wurde. Er ist Hassfigur Nummer eins für viele Demonstranten hier.

„Ich bin hier, weil das hier eine ungerechte Gerichtsverhandlung ist, und ich will der ganzen Welt sagen, dass Mursi freikommen muss“, erzählt eine Frau mit Kopftuch und einer ägyptischen Fahne um die Schultern. Sie hat sogar die Hoffnung, dass Mursi wieder als Präsident zurückkommt.

„Zeig es öffentlich“

An eine faire Verhandlung glauben die wenigsten vor dem Gericht. „Mit der Unterdrückung, die im Moment passiert, wird es wohl zu keiner gerechten Verhandlung kommen. Er ist nicht schuldig“, meint Rafiq, ein 34-jähriger Büroangestellter. Zur Verhandlung wurden keine Kameras zugelassen. Eine Tatsache die viele vor dem Gericht ärgerte, auch Rafiq: „Ich möchte Sisi etwas sagen: Zeig es öffentlich, ob dieser Mann wirklich ein Diktator ist und Verbrechen begannen hat oder nicht.“

Eine Frau im schwarzen Vollschleier schreit: „Alle hier stehen hinter Mursi. Wir opfern uns bis zum letzten Blutstropfen. Ich habe sieben Kinder und ich würde alle für Mursi opfern.“

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