96 Tote bei Anschlag im Jemen

Die jemenitische Polizei untersucht die Spuren der Explosion am Montag in Sanaa.
Ein Selbstmordanschlag in Sanaa kostete fast hundert Menschen das Leben. Auch Schüler sind unter den Opfern.
96 Tote bei Anschlag im Jemen

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Paradeübung in Jemens Hauptstadt Sanaa sind am Montag mindestens 96 Menschen ums Leben gekommen.Hauptsächlich Schüler und Studenten wurden getötet, fast 300 weitere verletzt, bestätigten Sicherheitskräfte in der jemenitischen Hauptstadt. Soldaten und Schüler übten für eine Militärparade, die am Dienstag unter Anwesenheit von Präsident Abd Rabbu Mansur Hadi abgehalten werden sollte.

Die Parade sollte anlässlich des 22. Jahrestags der Vereinigung des sozialistischen Süd-Jemen mit dem nördlichen Landesteil abgehalten werden. Im Süden des Jemen gibt es nach wie vor Unabhängigkeitsbestrebungen.

Der Attentäter trug offenbar eine Armeeuniform und sprengte sich inmitten der Soldaten in die Luft. Unter der Uniform hatte er den Sprengstoff versteckt. Auf dem Platz im Zentrum der Stadt haben sich zu dem Zeitpunkt auch viele Studenten und Schüler aufgehalten. 

Nach Militärangaben war auch Verteidigungsminister Mohammed Nasser Achmed zum Zeitpunkt des Anschlags am Unglücksort, blieb jedoch unverletzt.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand, die jemenitische Armee geht jedoch derzeit verschärft gegen Al-Kaida-Kämpfer vor. Die Sicherheitslage im Jemen ist äußerst labil. So kam es verstärkt zu Angriffen von Islamisten, seit Hadi im Februar nach monatelangen Protesten die Macht gegen den langjährigen Herrscher Ali Abdullah Saleh übernahm.

Jemen: Das Armenhaus Arabiens

Der Jemen gilt als das Armenhaus Arabiens. Die schwache Zentralregierung hat große Probleme, die Staatsgewalt gegen traditionelle Stammesstrukturen durchzusetzen. Clan-Führer ließen bereits mehrfach Ausländer entführen, um Forderungen an die Behörden durchzusetzen. Dazu kommt ein gewaltiges Terrorproblem.

Das Land bleibt auch nach der Vereinigung von Nord- und Südjemen im Jahr 1990 politisch gespalten. Der Süden fühlt sich von der Zentralregierung benachteiligt. Eine Separatistenbewegung kämpft seit Jahren für die Abspaltung.

Al-Kaida nutzt das von Bergen und Wüsten geprägte Land als Rückzugsgebiet mit Ausbildungslagern. Islamisten aus dem Jemen und Saudi-Arabien gründeten 2008 zudem die "Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel", die zwischenzeitlich erhebliche Gebiete des Landes eroberte.

Der Arabische Frühling hat im Jemen zu keinem echten Regimewechsel geführt. Der Präsident Ali Abdullah Saleh, der das Land seit 1978 beherrschte, musste nach Unruhen und einem Anschlag auf sein Leben sein Amt seinem Stellvertreter überlassen.

Im Vergleich zum großen Nachbarn Saudi-Arabien sind Wirtschaft und Infrastruktur schwach entwickelt. Der Konsum der Volksdroge Kat beeinträchtigt stark die Wirtschaftskraft. Ihr Anbau verschlingt einen großen Teil der knappen Wasserreserven des Landes.

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