55 verlorene Kampfjets: Russische Luftwaffe zunehmend unter Druck

Momument einer alten russischen Mig vor einem von Russland bombardierten Haus in Vinnytsia
Der ukrainische Präsident kündigt die weitere Rückeroberung von besetzten Gebieten an und spricht von "Ruhe vor dem Sturm".

Tag 208 des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine:

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums gerät die russische Luftwaffe in der Ukraine zunehmend unter Druck. In den vergangenen zehn Tage habe sie offensichtlich vier Kampfjets verloren und damit insgesamt 55 Maschinen seit Ende Februar, teilte das Ministerium am Montag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.

Die neuen Verluste könnten teilweise darauf zurückzuführen sein, dass die russische Luftwaffe ein größeres Risiko eingehe, um unter Druck geratene Bodentruppen aus nächster Nähe zu unterstützen, hieß es im täglichen Lagebericht aus London. Von Moskau wird dieser stets als Desinformation bezeichnet.

Hinzu komme das schlechte Situationsbewusstsein russischer Piloten. Einige Flugzeuge seien wegen der sich schnell bewegenden Front über ukrainisch kontrolliertem Gebiet in dichtere Luftverteidigungszonen geraten.

Selenskij kündigt neue Offensiven an

Der ukrainische Präsident Wolodimir SelenskijSelenskij hat unterdessen neue Angriffe auf das von russischen Truppen besetzte Gebiet in der Ukraine angekündigt. "Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille", sagte er in seiner täglichen Videoansprache.

Vielmehr sei es die Vorbereitung auf die nächste Offensive, deren Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.

Nach Angaben Selenskijs wird sich die Ukraine dabei nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte.

Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim würden zurückerobert, kündigte der 44-Jährige an. "Denn die gesamte Ukraine muss frei sein."

Russland hat nach seinem Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar große Gebiete im Süden und Osten des Landes erobert. Derzeit hält Moskau immer noch rund 125.000 Quadratkilometer besetzt - das ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes inklusive der Halbinsel Krim.

Unterdessen meldete die Ukraine russische Angriffe auf das Atomkraftwerk Piwdennoukrajinsk im Süden des Landes. Alle drei Reaktoren des AKW blieben aber unbeschädigt und funktionierten normal, teilte der staatliche Betreiber Energoatom am Montag weiter mit.

Eine Detonation habe es 300 Meter entfernt von den Reaktoren gegeben. Dabei seien Gebäude beschädigt worden, außerdem seien durch den Angriff Schäden an einem Wasserkraftwerk in der Nähe entstanden.

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