Ukraine-Krieg: "Führungsproblem" bei russischen Truppen

Nach dem überraschenden ukrainischen Vorstoß im Raum Charkiw konstatiert der Oberst des Generalstabsdienstes, Berthold Sandtner, den russischen Truppen ein Führungsproblem.
Während die ukrainischen Streitkräfte entsprechende politische und strategische Vorgaben bekämen, die sich erfolgreich in militärische Handlungen umsetzen ließen, sei das auf russischer Seite anders: „Wenn man sieht, wie oft Führungskräfte ausgewechselt werden und wie man sich auf russischer Seite mehrere Male hintereinander verkalkuliert hat, dann ist das schon eine eindeutige Lehre, dass man eine fähige militärstrategische operative Führung braucht“, sagt er im Club 3-Talk.
Trotz der ukrainischen Erfolge würde Sandtner den Donbass aus russischer Sicht nicht abschreiben.
Club 3 mit Militärexperte Berthold Sandtner
„Aber insgesamt ist der Verlust des Raumes Isjum eine große Niederlage für die russischen Kräfte, die dort vermutlich das neu gebildete Dritte Armeekorps in den Donbass bringen wollten, um die ukrainischen Kräfte einzuschließen“.
Gleichzeitig ist in russischen Kanälen die Rede von einer angeblichen dritten Offensive der ukrainischen Streitkräfte nördlich von Melitopol: „Weder kann man bestätigen, dass es diese Vorbereitungen gibt, noch kann man aber mit Sicherheit sagen, dass es sie nicht gibt“, sagt Sandtner.
Club 3: Militärexperte Sandtner über russiche Söldner und Situation im Winter
„Was man aber sagen kann, ist, dass es die Russen offensichtlich ernst nehmen. Sollte es den ukrainischen Streitkräften gelingen, mit einer dritten operativen Gruppierung dort von oben nach unten zu stoßen und damit die Landverbindung der Russen vom Osten zur Krim hin zu trennen, dann wäre das in puncto Schädigung des russischen Angriffs schwerwiegender und nachhaltiger als das, was jetzt im Norden passiert ist.“
Die Fragen stellen Armin Arbeiter vom KURIER, Iris Bonavida vom profil und Paul Tikal von der Kronen Zeitung.
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