Auf "Speedy Sarko" folgt der Spaßvogel Hollande

Auf "Speedy Sarko" folgt der Spaßvogel Hollande
Glosse: Danny Leder über die Wahlentscheidung in Frankreich.

Die Franzosen sind wirklich einzigartig, das haben ja auch beide Präsidenten – der scheidende und der neue – am Wahlabend in ihren p­atriotischen Oden betont. Kaum haben sie einen aufbrausenden Exzentriker abgewählt, tritt auch schon ein neues Original an die Staatsspitze.

Das wurde gleich beim ersten Auftritt von Hollande nach seinem Sieg deutlich. Vor der Bevölkerung seiner Ursprungsbastion, des Städtchens Tulle, rezitierte Hollande eine fade Rede voll mit tröstlichen Gemeinplätzen. Nach dieser Pflichtübung irrte Hollande unschlüssig auf dem Podest herum, während ein Ziehharmonika-Orchester bereits paar beschwingte Noten von sich gab. Schließlich kehrte Hollande zum Rednerpult zurück, um wie ein Entertainer mit ausholenden Gesten die Musiker zu präsentieren.

Von Lachern ermutigt, machte Hollande das, was er blendend kann – Witze: "Als ich vor Jahren hier als Bürgermeister vor euch stand, wer hätte da gedacht, dass ich eines Tages …" und da brach er den Satz ab, machte eine Pause, und gestand: "Naja, ich habe doch damals schon daran gedacht."

Kleine Witze

Es gibt ein französisches Sprichwort, dass sinngemäß besagt: Wer immer seinen wahren Charakter "verjagt", wird von diesem "im Galopp wieder eingeholt". Im Wahlkampf hatte Hollande seinen Drang, Situationen, Leute und sich selber zu verulken, in Zaum gehalten. Das gehöre sich nicht, wenn man Staatschef werden wolle, hatten seine Berater gepredigt. Aber jetzt ist er wieder da, der "Monsieur petites blagues" (der Herr der kleinen Witze).

Es ist so, als gebe es zwei Hollandes: einen bedächtigen Politiker und einen sprühenden Conferencier. Nach Sarkozy, der auf dem internationalen Parkett wegen seiner, mit Aggressivität gepaarten Betätschelungssucht gefürchtet war, könnte Hollande auf Gipfeltreffen für Entspannung sorgen, es sei denn, seine Einlagen zerbrechen an der üblichen Barriere französischer Politiker, also der Sprachbarriere: Gerade erst sorgte Hollande bei zwei auf Englisch geführten Interviews für zwei Missverständnisse.

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