Anpfiff für 80-jährigen Polit-Neuling

Anpfiff für 80-jährigen Polit-Neuling
Milliardär Frank Stronach startet die Woche mit seiner neuen Partei: "Ich will Erster werden".

Wirtschaft und Fußball hat er hinter sich, jetzt kommt die Politik dran. Am kommenden Donnerstag steigt Frank Stronach offi­ziell in den Polit-Ring ein. Bei einer Pressekonferenz in der Orangerie in Schönbrunn will der 80-jährige Milliardär sein Team und sein Programm vorstellen – oder wie es in der Einladung heißt: "Frank Stronach präsentiert seine Lösungsvorschläge für Österreich." Donnerstagabend werden sich überdies Freunde und Unterstützer des Magna-Gründers im Magna Racino in Ebreichsdorf versammeln.

Euro-Visionen

Von seiner Forderung nach einer Rückkehr zum Schilling ist Stronach – offenbar nach Gesprächen mit Vertrauten – abgerückt. Mittlerweile plädiert er dafür, dass jedes Euro-Land seinen eigenen Euro haben soll, also einen Griechenland-Euro, einen Österreich-Euro etc. – mit unterschiedlichen Wechselkursen. Der Deutschland-Euro soll als Richtschnur gelten.

Bekannt ist weiters, dass Stronach die Verwaltung verschlanken und eine Flat-tax einführen will. In einem Interview mit Puls4 erklärte der Austro-Kanadier gestern überdies, dass er für Studiengebühren eintritt: "Wir haben ja eine ganz verweichlichte Gesellschaft, und die Gesellschaft ist aufgezogen mit der Staatsmilch." Lediglich für Fächer, die gute Jobchancen bringen, soll es keine Gebühren geben.

Mit derlei Standpunkten will Stronach 20 bis 30 Prozent der Wähler erreichen. Davon ist er zwar weit entfernt, den Einzug in den Na­tionalrat dürfte er aber aus heutiger Sicht jedenfalls schaffen. Derzeit rangiert der Neo-Politiker in Umfragen bei knapp zehn Prozent.

Mitstreiter

Mangels Alternativen wird Stronach selbst als Spitzenkandidat fungieren. Sein Ziel: "Ich will Erster werden." Seine Mitstreiter aus den Parteien sind bis dato durchwegs Hinterbänkler, die der Parteigründer selbst nicht namentlich kennt, wie sich bei seinem Puls4-Interview herausstellte: "Ich bin immer schon schlecht gewesen mit Namen." Es sind die Ex-BZÖler Erich Tadler, Rober Lugar und Elisabeth Kaufmann-Bruckberger sowie die Ex-Roten Gerhard Köfer und Christian Faul.

Letzterer hatte 2010 nach verbalen Entgleisungen seinen Nationalratssessel räumen müssen. Der Steirer hatte sich im Hohen Haus unter anderem als Hobby-Astrologe betätigt. Faul hatte BZÖ-Mann Gerald Grosz das "Sternzeichen Krokodil" zugeschrieben ("Große Papp’n, klanes Hirn").

Was hält Stronach von Polit-Konkurrenten wie etwa Vizekanzler Michael Spindelegger, den er erst kürzlich getroffen hat? Der ÖVP-Chef sei "eine anständige Person", meint der Magnat, aber: "Ich glaube, er hat nicht so viel Erfahrung in der Wirtschaft."

Zum Vorwurf, er kritisiere das Polit-System und habe selbst oft Politiker wie etwa Karl-Heinz Grasser beschäftigt, sagte Stronach: "Ich beschäftige Tausende von Leuten, darunter sind eben auch Politiker. Die muss man alle umprogrammieren." Journalisten müssen in Stronachs Augen wohl auch umprogrammiert werden, wurde gestern klar. Denn "negative Fragen" mag er nicht.

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