Anonymous Austria gibt Aprilscherz offen zu

Anonymous Austria gibt Aprilscherz offen zu
Die Ankündigung brisante eMails aus den Parteizentralen zu veröffentlichen, sollte nur auf die Brisanz der Vorratsdatenspeicherung aufmerksam machen.

Nervosität in der Polit-Szene: Mitarbeiter und Funktionäre fieberten der Geisterstunde von Samstag auf Sonntag entgegen. Um Punkt Mitternacht, so hatten es die Internet-Aktivisten von AnonAustria angekündigt, würden sie brisante eMails aus Parteizentralen ins Netz stellen.

Doch es hieß abwarten. "Sorry bronies, Party dauert länger!", twitterte anonaustria um 0:00 Uhr. Während also Politiker, Journalisten und andere Interessierte den Refresh-Button bearbeiteten und gespannt auf die nächtliche Lieferung der heißen Infos warteten, spielten sich hinter den Kulissen offenbar hektische Szenen ab. Zumindest ließ das der nächste Tweet vermuten: "DDoS on our Release Servers. Backup Servers booting atm. Stay tuned." (Anm.: "DDoS attack" steht für "distributed denial-of-service attack"). Demnach versuchte irgendjemand die Veröffentlichung der Daten durch einen Angriff auf den Server zu verhindern. Dabei handle es sich um eine Aktion der Behörden ("gov servers"), behauptete anonaustria in einer weiteren Meldung.

Die Darstellung, dass die österreichische Regierung Angriffe auf die unbekannten Server einer anonymen Hackergruppe reitet, ließ allerdings viele an einen Aprilscherz glauben. Sonntag Nachmittag kam dann die Bestätigung. In einer offiziellen Stellungnahme entschuldigte sich Anonymous Austria dafür, falsche Hoffnungen geweckt zu haben. Die Operation Pitdog sei nur "ein Mittel gewesen, um die Aufmerksamkeit auf die Vorratsdatenspeicherung zu lenken und diese in den Medien zu pushen, damit das Thema Vorratsdatenspeicherung und ihre Auswirkungen auch die breite Öffentlichkeit erreicht. Denn mit Erstaunen haben wir festgestellt, dass Themen, von denen wir glauben, dass sie mediale Unterstützung brauchen, nur in den wenigsten Fällen ihren Weg in diverse Medien finden."

Operation Pitdog

AnonAustria ist eine Untergruppe der international agierenden Gruppe Anonymous. Die Hacker hatten am 22. März erklärt, Dutzende eMail-Konten von Politikern unterschiedlicher Parteien überwacht und brisanten eMail-Verkehr abgefangen zu haben. Dabei sollte es sich unter anderem um pikante Details aus dem Korruptionsuntersuchungsausschuss handeln.

Über den Twitter-Account von AnonAustria – den die Gruppe als Haupt-Kommunikationsmittel nutzt – waren im Vorfeld Warnungen an Politiker abgegeben worden. Sowohl SPÖ als auch ÖVP müssten sich "Sorgen machen", hieß es vor der Veröffentlichung.

FPÖ-Politiker Harald Vilimsky wurde direkt angesprochen, er wirke "schon etwas nervös", hatten die Aktivisten gespottet. Darüber hinaus habe sich die Gruppe auch Internetprovider, insbesondere die Telekom, "genauer angesehen" –, weil diese nun dafür verantwortlich seien, die gespeicherten Vorratsdaten sicher zu verwahren.

 

AnonAustria

AnonAustria sorgte bereits 2011 für Aufsehen – mit dem Lahmlegen von Parteiwebseiten und mit der Veröffentlichung geheimer Daten. Die Gruppe begründet ihre Aktionen mit dem Aufzeigen von Sicherheitslücken bzw. dem schlampigen Umgang mit sensiblen Bürger-Daten durch Behörden und Unternehmen.

Zu Anonymous kann sich grundsätzlich jeder zählen, der im Sinne des Kollektivs aktiv wird. Klare Hierarchien oder Anführer gibt es nicht. Laut AnonAustria finden sich die unterschiedlichsten Personen unter ihnen – von Studenten über berufstätige Personen oder Arbeitslose bis hin zu Beamten, Militärs und sonstigen Personen, die über die nötigen Computerkenntnisse verfügen.

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