Analyse: Viel Chemie in Salat, Paradeiser & Co.

... was leider nicht nur auf Milch und Joghurt, sondern auch auf andere Lebensmittel zutrifft.
Global 2000 hat bei einer EU-weiten Untersuchung bis zu 30 verschiedene Pestizidrückstände bei Obst und Gemüse gefunden.

Eine EU-weite Untersuchung über hormonell wirksame Pestizide in Obst und Gemüse brachte laut Global 2000 und dem "Pesticide Action Network" (PAN) "bedenkliche Ergebnisse". Durchschnittlich lagen die Belastungen mit Rückständen zwischen 600 Mikrogramm pro Kilo Äpfel und Lauch bis zu 1300 Mikrogramm bei einem Kilo Kopfsalat. "Diese Zahlen haben auch uns überrascht", sagt Helmut Burtscher, Umweltchemiker bei Global 2000. In einzelnen Lebensmitteln seien bis zu 30 verschiedene Pestizide nachweisbar.

 

Komplexe Substanzen

Hormonell wirksame Substanzen nennt man jene Stoffe, die in den Hormonhaushalt eingreifen können und das sensible System stören können. "Pestizide sind schon an sich sehr komplexe Stoffe, die auf unterschiedliche Arten im Körper wirken", sagt Umweltmediziner Priv.-Doz. Hans-Peter Hutter. Studien weisen darauf hin, dass hormonell wirksame Pestizide im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten stehen. Darunter sind Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit und Diabetes. Ihn beunruhigen unbekannte Langzeitwirkungen. "Die Mengen sind gering und wirken subtil auf den Körper." Er räumt ein: "Das ist schwierig zu erforschen. Die Datenlage ist aber ausreichend, um Forderungen nach einer Eindämmung zu stellen."

In der Agentur für Gesundheit und Ernährung (AGES) sieht man das anders. Sie ist in Österreich für die Lebensmittelüberwachung zuständig. "Da werden verschiedene Bereiche vermischt", sagt AGES-Sprecher Werner Windhager. Für die Untersuchung seien Daten des offiziellen EFSA-Monitorings hochgerechnet und zusammengezählt worden. "Das ist fachlich nicht ausreichend." Für sich gesehen, liege nämlich die Konzentration jedes einzelnen nachgewiesenen Pestizids unter den EU-weit definierten Grenzwerten.

Auf Obst und Gemüse jetzt zu verzichten wäre also der falsche Weg. Die Experten empfehlen, zu Bio-Produkten zu greifen. Burtscher: "Untersuchungen zeigen, dass hier die Pestizidbelastung weitaus geringer ist."

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