Alles, was schiefgehen kann, ging der VP schief

Alles, was schiefgehen kann, ging der VP schief
Gescheiterter Versuch des Regierungsumbaus und Folgestreiterei sind zu viel.

Bilder können unglaublich vielsagend sein. So die aktuellen Fotos der Tageszeitungen am Freitag. Da sitzt Kanzler Faymann neben EU-Kommissionspräsident Barroso und diskutiert vor erlesenem Alpbacher Publikum Rezepte gegen die Euro-Krise. Und da steht ÖVP-Obmann Spindelegger, von seinen Spitzenleuten mehr eingekreist denn solidarisch umrundet, und versucht missratene Personaldebatte und Parteikrise vor zu Recht ungläubigen Journalisten wegzumogeln.

Höchst peinliche Meldungen vom Wochenende, dass Faymann und sein engster Adlatus Ostermayer –  als Beschuldigte und damit straffrei – in staatsanwaltschaftlichen Vernehmungen zur Inseraten-Affäre nachweislich Unwahrheiten aussagten, hätten das große Thema der Vorwoche sein müssen. Samt der demokratiepolitisch heißen Frage, wie sich diverse Boulevardmedien durch politische Inserate journalistisches Wohlwollen bis über den Rand der schleimigen Peinlichkeit hinaus abkaufen lassen. Stichwort: Faymann als "Austro-Obama".

Doch die ÖVP setzte freundlicherweise eigene Themen. Erst reichte ein Interview des Ober-Niederösterreichers und realen VP-Übermächtigen Pröll, Spindelegger und die Partei plötzlich flammend für die bis dahin  immer abgelehnte Volksabstimmung über das Heer zu sein. Für Pröll willkommener Probelauf und Aufwärmen für seine Landtagswahl. Für die Bundespartei Risiko einer Niederlage am Start des Nationalratswahl-Jahres.

Für die Bundesregierung unnötiges Streitpotenzial, das sich schon in Beschimpfungen des Verteidigungsministers manifestiert.

Reale Pläne und keine Medienente

Und dann wurden auch noch Spindeleggers Pläne für eine umfassende Personalrochade in Regierung und Parlament – offensichtlich von Gegnern oder potenziell Betroffenen – gezielt an Journalisten gestreut.

Die personellen Details dieses theoretisch argumentierbaren, aber stümperhaft versuchten Neustarts brauchen hier nicht wiederholt zu werden.

Faktum bleibt, dass sich Spindelegger in blamabelster Weise nicht gegen Bünde und Landesparteien  durchsetzen konnte und sogar selbst in Absturzgefahr geriet. Die Machtverhältnisse hatte er ja nach seinem Schwenk zur Heeres-Volksbefragung treuherzig ausgeplaudert: "Wenn Pröll vorangeht, gehe ich mit." Das war glaubwürdig. Die zweite Hälfte des Zitats wurde rasch widerlegt: "Wenn ich vorangehe, geht Pröll mit." Aha.

Faktum ist auch, dass Spindelegger die Öffentlichkeit angeflunkert hat. "Es hat da eine Überlegung gegeben, von der wurde nichts gehalten", zerstörte Wirtschaftspräsident und VP-Vorstand Leitl die von allen anderen VP-Potentaten verbreitete Mär von der Medienente.

Was sollen die Wähler von diesem schwerst angeschlagenen Parteichef und seiner so zerstrittenen Partei eigentlich noch halten?

Murphys Gesetz, dass alles, was schiefgehen kann, irgendwann schiefgeht, wird von der ÖVP fortgeschrieben: Ihr geht alles gleichzeitig schief.

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