"Ahmadinejad wird ausgeschaltet"

Der Machtkampf im Iran wird den Präsidenten rasch zu Fall bringen, erklärt ein Regimekritiker dem KURIER.

Eben noch hatte er vor der UN-Generalversammlung in New York seinen großen Auftritt. Wie gewohnt zog Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad über den bösen Westen her. Daheim aber könnte der radikale Populist schon bald Opfer eines immer heftigeren Machtkampfes werden, erläutert der Oppositionelle Seyed Vahedi im KURIER-Gespräch in Wien.

Vahedi ist Berater von Mehdi Karroubi, einem der beiden Köpfe der "Grünen Bewegung" im Iran. Die brachte 2009 Millionen von Menschen auf die Straßen, um mehr Demokratie zu fordern, und wurde vom Mullah-Regime mit Gewalt niedergeschlagen. So wie auch sein Mitkämpfer Mir Hossein Mussavi steht Karroubi seit Monaten unter Hausarrest in Teheran.

Bewacht von Dutzenden Agenten des Regimes und abgeschnitten von der Außenwelt, können die beiden nur über Umwege Kontakt mit ihren Mitarbeitern wie Vahedi halten.
Der hat sich ins Ausland abgesetzt und ist derzeit in Europa unterwegs, um über die politische Lage im Iran zu informieren. "Präsident Ahmadinejad ist in einen offenen Konflikt mit der religiösen Führung geraten", analysiert er die politische Lage: "Er wird rapide schwächer - und bald ausgeschaltet."

Korruption

Doch der Kampf gegen Ahmadinejad stürzt das ganze Mullah-Regime in eine Krise: "Auch Khamenei (religiöser Führer und mächtigster Mann des Iran, Anm.) verliert an Macht." Ahmadinejad habe durch Korruption ein Netzwerk rund um sich geschaffen, das sich an ihn und die eigene Position klammere.

Vor allem die Revolutionären Garden - sie dirigieren die Schlägertrupps, die gegen die Opposition auf die Straße geschickt wurden - seien die Profiteure des Systems Ahmadinejad: "Ihnen hat er riesige Aufträge, etwa in der Öl-Wirtschaft, aber auch Geld zugeschanzt."
Die Masse der Iraner aber, erläutert der Polit-Analyst Vahedi im Gespräch, leidet immer stärker unter der schweren Wirtschaftskrise. Zwar versuche die Regierung, die Menschen mit Geld ruhigzustellen, doch die massiven Preissteigerungen und die Arbeitslosigkeit würden solche Geschenke rasch wieder auffressen.

Dass die "Grüne Bewegung" zurzeit keine Proteste auf die Straße bringt, erklärt Vahedi schlicht mit der Brutalität des Regimes. Man bediene sich der Revolutionären Garden, um jeden Aufstand sofort zu ersticken. In den Gefängnissen, wo Hunderte Regimekritiker festsitzen, würde gefoltert und vergewaltigt: "Und das alles schlachtet das Regime auch noch ausführlich im Staatsfernsehen aus, um den Menschen Angst einzujagen."

Kommentare