Ägyptens Vergeltungsschlag auf dem Sinai

Ägyptens Vergeltungsschlag auf dem Sinai
Raketenangriffe: Die Armee geht nach dem Terroristen-Anschlag jetzt hart gegen Islamisten-Stellungen vor.

Im Morgengrauen begann der Angriff der ägyptischen Armee: Vermummte Elite-Soldaten stürmten Dutzende Häuser im Norden des S­inai. Jeder Widerstand erstickte bald in ihrem Kugelhagel. In der Nähe des Grenzübergangs Rafah zum Gazastreifen bombardierten Hubschrauber Einrichtungen islamistischer Zellen. Vor dem Anschlag auf 16 ägyptische Soldaten in der Nacht zum Dienstag hatten die Muslimbrüder noch lieber von Widerstandskräften am Sinai gesprochen. Die Regierung nannte sie am Mittwoch aber "feindliche Elemente", "Terroristen" und "Ungläubige".

Mindestens 30 bewaffnete Angehörige islamistischer Zellen und Schmugglerbanden starben. Für Israels Medien war es der "erste ägyptische Luftangriff auf dem Sinai seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973". Beobachter erwarteten einen zweiten Angriff auf die Schmugglertunnels unter der Grenze. Die wurde von Ägypten geschlossen.

Mossad-Mär

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In Gaza beorderte Premier Ismail Haniye die Vertreter aller bekannten Milizen zu sich. Sie sind seiner Hamas nicht direkt untergeordnet, doch für Hamas-Sprecher Abu Marsuk ist das kein Problem: "Wir haben sie unter Kontrolle." Die Grenz-Schließung schadet der Regierung.

Die Mär von einer Mossad-Verschwörung bringt auch in Gaza niemand offiziell über die Lippen. Die Schuldigen "hinter dem schrecklichen Verbrechen" werden auf dem Sinai vermutet. Ägypten und Israel führen Ermittlungen durch. Inoffiziell wird auf den Durmus-Clan im Gazastreifen und dessen Islam-Armee verwiesen. Verbündet mit ihr ist auch die Ansar al-I­slam. Diese El-Kaida-Gruppierung kämpfte im Süden des Gazastreifens 2009 offen gegen die Hamas. Die scheute sich damals nicht, in einer verbarrikadierten Moschee 24 Ansar-Terroristen zu töten. Der Hamas ging es damals um die Vorherrschaft.

Um die geht es auch Ägyptens Präsident Mursi. Er braucht einen ersten und schnellen Erfolg: Ruhe auf der zurzeit unkontrollierbaren Sinai-Halbinsel. Gestern entließ er Geheimdienstchef Murad Muwafi, ohne Gründe zu nennen. Dieser hatte zuvor öffentlich erklärt, sein Dienst habe vor einem drohenden Angriff gewarnt.

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