Abu Dhabi: Österreichs Konsul im Visier der Justiz

Abu Dhabi: Österreichs Konsul im Visier der Justiz
Opfer klagen an: Österreichs Konsul in Abu Dhabi, der auch für Dubai zuständig ist, soll Kontakte zu einem mutmaßlichen Betrüger gelegt haben. Der Staatsanwalt ermittelt.

Verdacht auf Schlepperei, Korruption, Betrug. Beste Zutaten für ein Kriminalstück. Die Geschichte spielt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Zentrum der Affäre steht ein Syrer: Mohamadziad Naim Al Kawadri.

Im Fokus der Justiz steht allerdings auch ein Österreicher: Gerhard Dedic, ranghoher Diplomat des Außenministeriums, seit 2007 als Konsul in Abu Dhabi stationiert. In dieser Funktion soll Dedic hilfesuchende Österreicher an Kawadri vermittelt haben. Die Staatsanwaltschaft in Wien hat nun offiziell Ermittlungen aufgenommen. Auch gegen Konsul Dedic.Brisant: Auch im Fall des oberösterreichischen Arztes Eugen Adelsmayr, der in Dubai wegen Mordes angeklagt ist, fällt der Name Kawadri.

Massive Vorwürfe

Abu Dhabi: Österreichs Konsul im Visier der Justiz

"Vor zwei Jahren ist der Herr Kawadri plötzlich aufgetaucht, hat sich vorgestellt als Anwalt der österreichischen Botschaft und wollte eine Vollmacht von mir", erzählt Eugen Adelsmayr. "Ich habe sie ihm erteilt, aber bald gemerkt, dass Kawadri ein Hochstapler ist. Und ihm die Vollmacht entzogen."

Tatsächlich taucht Kawadri, der in den Emiraten als Anwalt und Übersetzer auftritt, in keiner Anwaltsdatei auf. Auch Recherchen über einen etwaigen Studienabschluss an einer juridischen Fakultät ergaben keine Ergebnisse. Dafür existieren Pässe mit verschiedenen Geburtsjahrgängen. Demnach ist Dr. Kawadri zwischen 61 und 73. Zudem liegen dem KURIER weitere Daten und Unterlagen vor. Botschaftsstempel, Firmensignaturen, Pässe, Unterschriften ausländischer Personen und Institutionen.

Die in den Emiraten ansässige österreichische Anwältin Ingvild Moritsch beobachtet das seltsame Treiben seit Jahren und sagt: "Die Liste von Kawadris Straftaten reicht vom Betrug bis zum illegalen Handel mit Visa und Menschenhandel. Es gibt viele Opfer. Deutsche, Österreicher, Spanier, die sich an mich gewendet haben." Kawadri trete als Rechtsvertreter auf, obwohl er vor Gericht gar nicht vorgelassen werde, berichtet Moritsch. Er könne jedoch auf Empfehlungen bauen.

Eigenartige Empfehlungen

Die Empfehlungen kamen offenbar auch von zwei Konsuln, wie Geschädigte behaupten. Der eine Konsul, der Deutsche Martin T., wurde im Mai 2011 in Berlin verhaftet: Verdacht auf bandenmäßiges Schleusen asiatischer Menschen von Dubai nach Deutschland sowie Korruption. Der andere Konsul, der nun in den Fokus gerät, ist der eingangs erwähnte Österreicher Gerhard Dedic.

Eine Wienerin erklärt dem KURIER: "Kawadri hat Geld von uns bekommen und nichts getan. Mein Mann wurde verurteilt, obwohl er nichts verbrochen hat. Vermittelt wurde uns Kawadri vom österreichischen Konsul. Der Konsul hat gesagt: ,Ich habe da einen guten Bekannten, der kann Ihnen helfen.' Unser Flehen um Hilfe hat der Konsul dann ignoriert."

Die Wienerin hat die Vorgänge mittlerweile angezeigt. Sie ist nicht die einzige Anklägerin. Nun ist die Staatsanwaltschaft Wien am Zug, die Kawadri und Konsul Dedic im Visier hat - für beide gilt die Unschuldsvermutung. Kawadri hat sich trotz schriftlicher Anfrage zu den Vorwürfen nicht geäußert. Konsul Dedic, der ebenfalls mit einem Fragenkatalog konfrontiert wurde, erklärte zunächst, er müsse sich erst mit dem Ministerium absprechen. Der Sprecher des Ministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, meinte: "Als wir auf Ungereimtheiten hingewiesen wurden, haben wir sofort interne Ermittlungen eingeleitet. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft." Man wolle rasch Licht ins Dunkel bringen.

Obskure Vorgänge

Anwältin Moritsch berichtet jedenfalls von weiteren obskuren Vorgängen. Kawadri soll (auch österreichischen) Geschäftsleuten Generalvollmachten entlockt haben. Dann habe man in deren Liegenschaften Schwarzarbeiterinnen aus Asien untergebracht. "Durch Lügen und Fälschungen stellt Kawadri die Anzeigensteller dann als Kriminelle dar. Einige seiner Opfer mussten ins Gefängnis."

Der Konsul: Ein wichtiger Diplomat

Hohe Amtsperson Im antiken Rom war der Konsul der höchste Staatsbeamte (Bedeutung: "Wörtlicher Berater") der Republik. Heute ist der Konsul eine Amtsperson, die offiziell von einem Staat zur Wahrung der Interessen der Staatsbürger bestellt wird. Der Konsul ist ein vollwertiger Diplomat und erfüllt quasi Botschafteragenden.

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