Abhörskandal: Ex-Berater Camerons verhaftet

Abhörskandal: Ex-Berater Camerons verhaftet
Andy Coulson, Ex-Chefredakteur von "News of the World" wurde am Freitag verhaftet. Das Murdoch-Blatt wird eingestellt.

Großbritannien - "Wir stecken alle mit drinnen - die Presse, die Politiker, die Chefs aller Parteien, ich selbst inbegriffen", gab sich Großbritanniens Premier David Cameron am Freitag reumütig. Die aufgedeckten dreisten Abhörpraktiken der Sonntagszeitung News of the World seien "extrem verachtenswert".

Besonders peinlich für Cameron: Freitag Mittag klickten bei seinem engen Vertrauten und früheren Kommunikationschef Andy Coulson die Handschellen. Scotland Yard nahm den 43-jährigen früheren News of the Worl -Mann fest. Auch wenn er immer wieder beteuert, dass er von den illegalen Praktiken nichts wusste.

Männerfreundschaft

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Bereits 2007 war Coulson von seinem Herausgeberposten aufgrund ähnlich lautender Vorwürfe zurückgetreten. Und die britischen Medien fragen sich nun, warum er von Cameron damals noch eine zweite Chance bekommen hatte.

Am Freitag übernahm der Premier die volle Verantwortung dafür, erklärte jedoch, dass ihm stets versichert worden sei, Coulson haben mit den Vorwürfen, Promis illegal abzuhören, nichts zu tun gehabt. Coulson sei noch immer sein Freund. Außerdem kündigte Cameron an, dass die Untersuchung des Skandals von einer unabhängigen Polizeieinheit geführt werde, die auch die Bestechungsvorwürfe gegen Beamte untersuchen soll. Eine weitere Kommission unter dem Vorsitz eines Richters wird versuchen, neue Regeln für die britische Medienlandschaft aufzustellen.

Ende einer Ära

"Die Zeitung wird geopfert, um den Job einer Frau zu retten", meinte ein Journalist des umstrittenen Blattes, als er hörte, dass seine Zeitung am Sonntag nach 168 Jahren das letzte Mal erscheinen wird. Der Seitenhieb richtete sich gegen die frühere Herausgeberin der NoW und jetzige Generaldirektorin von News International, Rebekah Brooks. Sie hat ihren Rücktritt zwar angeboten. Medienzar Rupert Murdoch lehnte ihn jedoch ab.

Sein Sohn und Vizechef des Imperiums gestand schwere Fehler ein. Eine Kommission unter der Leitung eines Ex-Höchstrichters soll Ansprüche der Opfer prüfen. News Corp. werde alle Zahlungen übernehme. Viele der etwa 200 Journalisten des Revolverblattes fühlen sich von den Ereignissen überrumpelt und sind entsetzt. Sie dürften nach der Schließung der Zeitung trotzdem nicht auf der Straße stehen. Murdoch kündigte an, dass sie bei diversen anderen Medien der News Corp. unterkommen werden.

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