Abhöraffäre: Londoner Polizeichef tritt zurück

Sir Paul Stephenson ist als Chef von Scotland Yard zurückzutreten. Er soll sich einen teuren Kuraufenthalt bezahlt haben lassen.

Die Murdoch-Affäre um abgehörte Telefonate reicht immer tiefer in Politik und Polizei hinein. Am Sonntagabend gab Sir Paul Stephenson, Chef der Londoner Polizeibehörde Scotland Yard, seinen Rücktritt bekannt. Stephenson begründete den Schritt mit den "Spekulationen und Anschuldigungen" über Verbindungen von Scotland Yard zur Zeitungsgruppe News International von Verleger Rupert Murdoch. Stephenson hat den Innenminister und den Bürgermeister am Nachmittag von seiner Absicht informiert, als Chef von Scotland Yard zurückzutreten.

Stephenson war ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, als bekannt wurde, dass er sich einen Kuraufenthalt im Wert von 12.000 Pfund (13.700 Euro) teilweise von einem Spa-Betreiber bezahlen lassen hatte. Der PR-Chef des Kurunternehmens war ausgerechnet der inzwischen festgenommene frühere Journalist der Skandalzeitung News of the World, Neil Wallis. Wallis war auch als PR-Berater für Stephenson aktiv. Bereits zuvor war bekanntgeworden, dass Polizisten gegen die Zahlung von Bestechungsgeldern Informationen an die Zeitung herausgegeben hatten.

Scotland Yard hatte zuvor einräumen müssen, dass ein ranghoher Polizist zwischen 2006 und 2010 unzählige Male Vertreter des Medienimperiums bei gesellschaftlichen Anlässen traf. Der Polizeibehörde wird vorgeworfen, trotz erster Vorwürfe gegen News of the World im Jahr 2005 den Abhörskandal nicht aufgedeckt zu haben.

Wenige Stunden vor der Rücktrittserklärung des Scotland-Yard-Chefs hatte die Londoner Polizei die enge Murdoch-Vertraute Rebekah Brooks festgenommen. Nach einer Befragung wurde sie Montagmorgen gegen Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt. Brooks war bis 2003 Chefredakteurin von News of the World, zu jener Zeit, als sich die Abhöraktionen ereigneten. Sie leitete bis zu ihrem Rücktritt am Freitag die Gruppe News International.

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