Internationale Tops und Flops der Sommerspiele in Rio

Internationale Tops und Flops der Sommerspiele in Rio
Die Tops und Flops der XXXI. Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro aus internationaler Sicht:

Tops:

+ Michael Phelps: Der Rekord-Olympionike beendet seine Karriere endgültig mit einem weiteren sensationellen Medaillen-Lauf. Zum vierten Mal in Folge wurde der US-Amerikaner der erfolgreichste Athlet der Spiele, diesmal brachte er es auf fünf Mal Gold und einmal Silber. Der 31-Jährige tritt als 23-facher Olympiasieger und 28-facher Olympiamedaillengewinner ab - dies könnte ein Rekord für die Ewigkeit sein. Phelps gewann in Rio auch als erster Schwimmer überhaupt zum vierten Mal Olympia-Gold nacheinander über die gleiche Strecke, die 200 m Lagen.

+ Usain Bolt: Mit seinem "Triple-Triple" hat der seit Sonntag 30-jährige Jamaikaner Geschichte geschrieben. Zum dritten Mal in Folge holte der Superstar bei Olympischen Spielen nach 2008 und 2012 auch in Rio de Janeiro Gold über 100, 200 sowie in der 4-x-100-m-Staffel. Nach insgesamt neun Mal Olympia-Gold, was ihn zum sechstbesten Sommer-Olympioniken aller Zeiten machte, feierte Bolt Abschied vom Wettkampf im Zeichen der Fünf Ringe. "Hier habt ihr es, ich bin der Größte", tönte Bolt. "Ich bin erleichtert, es ist passiert. Ich bin glücklich und stolz auf mich. Es ist wahr geworden."

+ US-Schwimm-Jungstar Katie Ledecky entwickelte sich zum Phelps-Pendant im Becken. Mit vier Mal Gold und ein Mal Silber sowie zwei Weltrekorden im Alter von erst 19 Jahren darf man von ihr in Zukunft noch viel erwarten, vielleicht sogar eine Annäherung an Phelps. Nahe kam ihr auch die Ungarin Katinka Hosszu, die als Einzelkämpferin mit dreimal Gold und einmal Silber zuschlug.

+ Die US-Amerikanerin Simone Biles kürte sich mit vier Mal Gold zur erfolgreichsten Turnerin der Spiele in Rio de Janeiro. Nach dem Olympiasieg mit dem Team, im Mehrkampf und beim Sprung rundete sie ihre tolle Leistung mit Gold am Boden ab. Auf dem Schwebebalken verpatzte sie den möglichen fünffachen Triumph nach einem Fehler und holte Bronze. Sie schloss damit zum Turn-Quartett Larissa Latynina (Sowjetunion), Agnes Keleti (Ungarn/beide 1956), Vera Caslavska (Tschechien/1968) und Ecaterina Szabo (Rumänien/1984) auf, das gleichfalls je viermal bei denselben Spielen erfolgreich war.

+ Fidschi: Als Favorit angetreten, wurde die Nationalmannschaft von den Fidschi-Inseln dieser Rolle im Siebener-Rugby auf eindrucksvolle Art und Weise gerecht. Im Finale gab es ein 43:7 gegen Großbritannien. Die Überlegenheit musste sogar der Gegner anerkennen. Fidschi holte nicht nur seine erste Goldmedaille, sondern die erste olympische, die im Rugby seit 1924 überhaupt vergeben wurde. In der Heimat wurde zu Ehren der neuen Nationalhelden ein Feiertag eingeführt.

+ Debüt-Sieger: Neben Fidschi im Rugby gab es in vielen Einzelsportarten Debütsieger für ihr Land. Judoka Majlinda Kelmendi schlug für den Kosovo zu, Schütze Xuan Vinh Hoang für Vietnam, Athlet Ahmad Abughaush für Jordanien und Kimia Alisadeh als erste Iranerin jeweils im Taekwondo, Tennisspielerin Monica Puig unerwartet für Puerto Rico und Schwimmer Joseph Schooling aus Singapur mit seinem Sieg über Michael Phelps über 100 m Delfin.

Flops:

- Teilweise leere Stadien: Offiziell wurden 84 Prozent der Tickets verkauft, aber Zehntausende Plätze blieben wegen langer Warteschlangen und Transportproblemen unbesetzt. Statt der erhofften Million kamen nur 300.000 bis 500.000 Touristen. So waren es vor allem die Brasilianer und andere Südamerikaner, die Stimmung machten. Beim Basketballmatch gegen Argentinien brodelte die Carioca-Arena. Wer ansonsten wirklich Olympia-Stimmung erleben wollte, musste zum Kultur-Boulevard am Hafen, fernab der Sportstätten. Hier waren die Brasilianer in Scharen unterwegs, betrachteten Olympia weniger als Sportevent, denn als Karneval im Winter. Auch hier brannte das Olympische Feuer.

- Weite Wege: Die vier Sportstätten-Zentren der Spiele lagen weit auseinander, der Transport war für viele ein Alptraum, die Beschilderung oft schlecht. Zehntausende Freiwillige bemühen sich redlich, aber wenige sprachen Englisch.

- Sicherheit: Polizisten an jeder Ecke und Soldaten, die auf fahrenden, offenen Autos stehend mit dem Maschinengewehr in der Hand die Umgebung abcheckten, gehörten zum gewohnten Bild. Vor allem in Deodoro und rund um das Olympiastadion war die Dichte an Sicherheitspersonal hoch. Medienvertreter wurden ausgeraubt. Gestohlen wurde nicht nur auf Pressetribünen, sondern auch im Olympischen Dorf.

- Brasilianisches Publikum: Leider artete die verständliche Begeisterung der Gastgeber für ihre eigenen Sportler teilweise in Chauvinismus aus. Besonders auffällig war dies neben den Fußball-Auftritten der Selecao im Stabhochsprung-Bewerb der Männer. Gold-Favorit Renaud Lavillenie wurde während seines Bewerbs immer wieder ausgepfiffen und ausgebuht. "Ich habe den Brasilianern nichts getan", sagte Lavillenie. Bei der Medaillenzeremonie am nächsten Tag wiederholte sich das Schauspiel, der Franzose weinte. Der Sieg war sensationell an den Brasilianer Thiago Braz da Silva gegangen.

- Grünes Wasser Aquatic Centre: Die als Kloake verschriene Guanabara-Bucht wurde wie durch ein kleines Wunder so weit gesäubert, dass die Segler offiziell ohne größere Gesundheitsrisiken antreten konnten. Dafür war plötzlich das Wasser im Maria Lenk Aquatics Centre bei den Wasserspringern grün, das der Wasserballer daneben weiter blau. Wenig später wurde es ebenfalls grün. Für die Wasseraufbereitung verwendete Chemikalien waren aus den Wassertanks ausgelaufen. Das war zwar nicht gesundheitsgefährdend, aber symptomatisch für Rios Pechsträhne. Das Bild ging um die Welt.

- Für das Maria Lenk Aquatics Centre gab es auch wegen der Freiluft-Szenerie Kritik, für die Wasserspringer unübliche Rahmenbedingungen. Prompt wehte der Wind im 3-m-Vorkampf der Herren so kräftig durch die Arena, dass etliche Athleten ihre Versuche abbrechen mussten oder aus Konzentration und Gleichgewicht gebracht verpatzten. Darunter auch Constantin Blaha, der Wiener erwischte aber auch keinen guten Tag (27.).

- Athleten-Ärger: Die Beschwerden über das Olympische Dorf waren groß, Sanitäranlagen und Putzservice klappten oft nicht. Viele Klagen gab es über das Essen, weshalb sich eine US-Fast-Food-Kette vor Andrang kaum noch retten konnte. Es war der Versuch, mit viel weniger Geld als in London und Peking Spiele zu organisieren. Letztlich muss man sich entscheiden, was man will: Alles immer größer, kaum noch zu organisieren und finanzieren, oder Spiele mit weniger Komfort.

- Wie schon oft in der olympischen Geschichte wurde über Wertungsrichter diskutiert. Im Boxen wurden mehrere Ring- und Kampfrichter abgezogen und in diesem Zusammenhang der Exekutivdirektor des Weltverbandes (AIBA) versetzt. Dass bei den Benotungen der Name und vor allem auch das Herkunftsland oft mehr zählt als die Leistung musste u.a. Österreichs Rhythmische Gymnastin Nicol Ruprecht nach fehlerfreien Leistungen akzeptieren.

- Lügengeschichte: Ein vermeintlicher Raubüberfall auf US-Schwimmstar Ryan Lochte und drei seiner Kollegen entpuppte sich als Lügengeschichte. Nach Angaben der Polizei erfanden der sechsfache Olympiasieger und seine drei Landsmänner Jack Conger, Gunnar Bentz und Jimmy Feigen den Vorfall. Offenbar, um ihre eigenen Randale auf einer Tankstelle zu vertuschen. Der US-Verband hat sich mittlerweile offiziell entschuldigt und denkt über Strafen nach.

- Jelena Isinbajewa: Wenige Stunden vor dem Finale hatte die Russin die Olympia-Bühne nicht nur dazu genutzt, um ihren Rücktritt zu verkünden. Sie prangerte auch erneut die - aus ihrer Sicht - Ungerechtigkeit des Komplett-Banns der russischer Leichtathleten an und stellte wegen ihrer Nicht-Teilnahme den Wert des Goldgewinns für die Olympiasiegerin im Stabhochsprung Rio infrage. Von den Aktiven wurde Isinbejawa wie drei andere Sportler für acht Jahre in die Athleten-Kommission gewählt.

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