Filzmoser hat "keine Angst vor dem Scheitern"

Filzmoser hat "keine Angst vor dem Scheitern"
Neues Spiel, neues Glück: Sabrina Filzmoser hat sich den Traum von einer Olympiamedaille noch nicht erfüllt, die Hoffnung lebt aber auch in Rio de Janeiro für die mittlerweile 36-Jährige. "Ich glaube immer noch fest an die Chance auf eine Medaille", sagte die Oberösterreicherin, die am Montag in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm kämpft.

Die Entscheidung, nach der großen Enttäuschung über den siebenten Platz von London noch eine Olympiaperiode anzuhängen, sei die Richtige gewesen. "Die Herausforderung der Qualifikation war so intensiv. Ich habe überhaupt nichts von dem verloren, dass ich mein Ziel verfolge, aber ich kann es innerlich ganz anders genießen. Weil ich weiß, ich habe keinen einzigen Tag bereut bei meiner Entscheidung, dass ich weitermache", sagte sie zur Austria Presse Agentur.

Nur dabei zu sein und zu genießen, entspreche aber nicht ihrem Charakter. "Ich wäre nicht zufrieden. Es ist definitiv so, dass ich viel ruhiger und ausgeglichener mit dem umgehen kann, was passiert. Auch mit kleinen Verletzungen."

Sie habe schon ein paar Titel und Medaillen erreicht und lerne dies wertzuschätzen. "Aber vielmehr auch ist es der Umgang mit dem Scheitern, mit dem Verletztsein, mit dem oft aus dem Tief wieder rauskommen. Das sind einfach so intensive Emotionen und abgespeicherte Sachen, aus denen ich Kraft bekomme. Warum ist das passiert? Was habe ich daraus gelernt?", sprudelte es aus Filzmoser heraus.

Auch über die Rolle, die sie und Ludwig Paischer als Routiniers den jungen Teamkollegen gegenüber haben. "Drei sind das erste Mal dabei. Ich weiß, wie aufgeregt oder enthusiastisch ich bei den ersten Spielen war. Da bin ich als Weltranglistenerste hingefahren und habe gedacht, ich kann die Welt zerreißen. Und dann verliere ich in der ersten Runde und es war so, als ob ich den Boden unter den Füßen verliere."

Das könne ihr jetzt nicht mehr passieren. "Ich habe keine Angst vor dem Scheitern. Die niedrige Erwartungshaltung macht mich voll frei und offen für andere Dinge, die halt rundherum passieren, deswegen kann ich relativ locker an den Start gehen."

Filzmoser hat das Glück, auf Nationalteamtrainer Marko Spittka, Landestrainer Klaus-Peter Stollberg und Vereinstrainer Wilhelm Reizelsdorfer vertrauen zu können. "Das sind verschiedene Inspirationen, die du von außen bekommst. Ein anderer Trainer hat eine andere Richtung, er zeigt dir ganz andere Sachen, die ihm vielleicht auffallen." Dies sei eine Bereicherung. "Für einen Athleten ist das extrem wichtig. Wenn Junge zu fokussiert auf einen Trainer sind, merken sie gar nicht, dass sie die Chance verpassen, sich in eine andere Richtung zu entwickeln."

Die Auslosung hat Filzmoser in Rio die Britin Nekoda Smythe-Davis beschert. "Das wird eine Riesenaufgabe, gegen die hat sie schon gewonnen und verloren. Eine 50:50-Chance. Sabrina ist fit. Sie fühlt sich gut, weiß, dass ihre Karriere dem Ende zugeht, aber sie hat sich noch einmal extrem reingekniet und man muss sie erst mal besiegen", sagte Spittka.

In zweiter Runde würde die auf dem siebenten Platz der Weltrangliste liegende Französin Automne Pavia warten. Im EM-Finale von 2013 erlitt Filzmoser gegen Pavia einen Trümmerbruch im rechten Oberarm.

"Es geht immer nur um den ersten Gegner, die weitere Konstellation ist mir völlig egal", sagte Filzmoser schon vor den Spielen. Ob es der letzte Wettkampf ihrer Karriere wird, will sie vorher nicht festlegen. Fest steht aber, dass ihre Schwester Lisa ihr zusehen wird. Diese feiert noch dazu Geburtstag.

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