Wie die OMV Milliarden in Sibirien versenkte

Rainer Seele, Ex-CEO der OMV, bot Gazprom eine Beteiligung in Norwegen an, doch Regierung in Oslo  blockierte   
Norwegen ist es zu verdanken, dass die Russland-Abenteuer nicht noch teurer wurden.

Insgesamt 2,46  Milliarden Euro haben die Russland-Abenteuer unter Ex-CEO und Putin-Versteher Rainer Seele die OMV bis dato an Abschreibungen gekostet. Dass es nicht noch einige Milliarden mehr geworden sind, verdankt der teilstaatliche Energiekonzern der norwegischen Regierung. Die in der Nacht auf Mittwoch bekannt gegebene, von Putin angeordnete Beschlagnahme des knapp 25-prozentigen Anteils der OMV am westsibirischen Gasfeld Juschno-Russkoje ist das vorläufig letzte Kapitel dieses wirtschaftlichen Desasters.

Mit der Weisheit des Rückblicks ist man meist klüger, aber wie Österreichs größtes börsenotiertes Unternehmen in die Deals mit Russland getrieben wurde,  hat eine bemerkenswerte Qualität. Dabei lief nichts hinter den Kulissen, sondern spielte sich mit Zustimmung der Politik und des Aufsichtsrates ab.  Abgenickt hatten alle Regierungen. Rot-Schwarz unter Faymann-Spindelegger und Kern-Mitterlehner ebenso wie Türkis-Blau unter Kurz-Strache.

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Es begann damit, dass die „alte“ Staatsholding  zwar nicht formal, aber de facto bei der Entscheidung von Seele 2015 zum neuen OMV-Chef die Fäden zog. Aufsichtsratschef war damals der Russland-Unternehmer Siegfried Wolf. Seele, bis dahin Boss der deutschen Wintershall (die jetzt auch enteignet wurde, Anm.), war ebenfalls  Russland-affin und Chef der  deutsch-russischen Handelskammer. Wie zuvor bei Wintershall setzte Seele bei der OMV stark auf Russland. Obwohl Putin schon längst auf der Krim einmarschiert war und es viel Kritik an dieser  Abhängigkeit gab.  

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Widerstand in Norwegen 

Rund 1,5 Milliarden Euro ließ sich die OMV Russkoje kosten. Eine weitere Milliarde floss in die Finanzierung des Pipeline-Projekts Nord Stream 2. Gazprom fehlten die Mittel, die OMV machte die finanzierende Bank, Ex-ÖVP–Finanzminister Hans-Jörg Schelling ging später als Lobbyist an Bord. 2018 schließlich unterschrieben Seele und Gazprom-Chef Alexej Miller feierlich die Verlängerung des Gasliefervertrags bis 2040. 

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Seele verhandelte auch einen Einstieg beim Gasfeld Achimov und wollte Gazprom dafür 2016 Assets der OMV zum Abtausch geben. Er bot die Beteiligung der OMV an  einer Fördertochter in Norwegen an, die Rede war von einem Drittel.  Glücklicherweise scheiterte der Deal am Widerstand der norwegischen Regierung. Die Norweger wollten aus gutem Grund  Gazprom nicht im Lande haben. Wäre der Plan realisiert worden, hätte die OMV mit Beginn des Ukraine-Krieges nochmals einige Milliarden Euro wertberichtigen müssen und heute eine wesentlich kleinere Beteiligung in Norwegen.       

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