Den Knoten mit viel Geduld entwurschteln

Seppy hat allerhand zu tun
Warum so ein Knäuel Wolle eine echte Herausforderung für Seppy ist und die Omama derzeit viel nachdenkt

von Christa Koinig

Manchmal weiß ich nicht weiter. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen, so durcheinander bin ich. Mal fühle ich mich cool und glaube, dass ich der Beste, Schönste und Lustigste bin. Im nächsten Augenblick fühle ich mich klein und unwichtig, und vor allem gar nicht witzig. Kasperl, sonst ein echtes Plappermaul, ist auch sprachlos, weil’s momentan überall eckt. Manche Freunde melden sich gar nicht mehr. Da fallen mir Dinge ein, die ich vielleicht hätte anders machen sollen, oder war es doch richtig?

Niemals mit der Schere

Omama baut uns zwar immer wieder auf, aber ich merke, dass auch sie viel nachdenkt. Oft erinnere ich mich an schöne Zeiten, dann fällt mir wieder etwas ein, das nicht so gut war. Einmal möchte ich darüber reden, dann wieder nicht. Ich glaube, ich hab’ irgendwie einen verwurschtelten Knoten in meinen Gefühlen. Das war wohl Gedankenübertragung. Denn kaum hatte ich an mein verknotetes Hirn gedacht, hat mir Omama ein ziemlich verheddertes Wollknäuel in die Hand gedrückt. Was ich damit soll, wollte ich wissen. „Seppy, stell’ dir vor, das bist du mit deinen Gedanken. Und dann versuch’, das Knäuel zu entwirren, egal wie lange es dauert. Du wirst sehen, es geht dir nachher besser.“ Ich habe mich echt lang damit beschäftigt, die Wolle zu entflechten, aber ein Knoten war sehr hartnäckig. Da hab’ ich eine Schere genommen und wollte den Faden abschneiden. „Halt!“, hat Omama gerufen „mach’ so etwas niemals!“ Warum denn? Ich könnte den Faden ja wieder zusammenbinden. „Sicher könntest du das, aber denk’ immer daran: ein Knoten bleibt trotzdem!“. Also, wenn ihr diese Geschichte lest, bin ich wahrscheinlich noch immer beim Entwurschteln.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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