Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Meine kurze Reiter-Karriere

Während meine Eltern gute Reiter waren und meine Schwester sogar Turniere gewann, machten mich Pferde immer nervös.

Meine Reiter-Karriere begann so: Ich stieg auf das Pferd auf – und fiel auf der anderen Seite wieder hinunter. Mein Vater, der diese Szene beobachtete und vermutlich gerne stolz auf mich gewesen wäre, schüttelte müde den Kopf und sagte den legendären Satz: "Wir sind doch hier nicht beim Stummfilm."

Während meine Eltern gute Reiter waren und meine Schwester sogar Turniere gewann, machten mich Pferde immer nervös. Mein Fahrrad tat das, was ich wollte, zumindest meistens. Gut, einmal wollte ich mich beweisen und fuhr ein Freihändig-Rennen, also ohne Hände am Lenker, gegen meinen Freund. Als ich kurz darauf mit heftigen Schürfwunden im Bett lag, sah ich ein, dass es bessere Wege gibt, sich zu beweisen, als über den Asphalt zu radieren. Aber Pferde haben im Unterschied zu Fahrrädern einen eigenen Willen.

Als ich einmal einen Ausritt machte und das Pferd eine Wiese hinaufgaloppieren ließ, wollte ich geradeaus reiten. Das Pferd aber fand, dass es jetzt genug gearbeitet habe und bog mitten auf der Wiese Richtung Stall ab. Das wieder führte dazu, dass ich alleine geradeaus ritt, ohne Pferd unter mir, und auch nicht sehr weit, nach wenigen Metern lag ich im Gras. Den Heimweg musste ich zu Fuß antreten, das Pferd fraß längst zufrieden Hafer oder Heu, als ich mit heilen Knochen, aber schwer geprelltem Stolz im Stall ankam.

Später versuchte ich mich dann als Stallbursch, auch mit wenig Erfolg. Manche Pferde traten aus, wenn man sie striegeln wollte. Ich vermied daher, mich hinter dem Pferd aufzuhalten. Was ich nicht wusste: Es gab dort ein Pferd, das tatsächlich seitlich austreten konnte. Ich striegelte es, es trat seitlich aus und verfehlte zum Glück die Stelle, die am meisten weh tut, knapp. Heute umfahre ich Pferde großräumig. Es sind schöne Tiere, aber wir passen einfach nicht gut zusammen.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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