
Guidos Kolumne: Kleines Gespräch, großes Problem
Warum man beim Smalltalk regelmäßig scheitert und was Risottorezepte, Büroanrufe und Paso Doble damit zu tun haben.
Ihnen auch einen guten Tag. Ja, meiner Exschwiegermutter geht es gut und der Urlaub war schön. Der Hund ist gesund. Ja, zum Wetter kann ich eigentlich gar nichts sagen, dazu fällt mir nichts ein. Das Wetter ist halt. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, aber ich muss jetzt ganz dringend hinaus, dort wartet etwas Wichtiges auf mich … Und zwar Ruhe.
Wenn ich etwas wirklich nicht kann – und ich kann vieles nicht, Handwerken, Golf spielen, Paso doble tanzen – dann ist es Smalltalk machen. Ich bin ohne das geringste Talent zum Smalltalk geboren worden, man könnte sagen, ich bin der Weltmeister des misslungenen Smalltalks. Ich kenne natürlich die Regeln des Smalltalks:
Man plaudert möglichst charmant und fröhlich über Nichtigkeiten, denen man aber scheinbar Bedeutung beimisst – keinesfalls über Politik, Gesundheit oder Geld! – und stellt dabei eine angenehme, freundliche Atmosphäre her. Ich kann das aber nicht. Entweder, ich sage beim Smalltalk gar nichts – oder ich sage: Können wir nicht über etwas Interessantes sprechen? Nein? Dann gehe ich.
Ich teilte einmal mit einem lieben Kollegen und Freund das Büro, der war der wahre Meister des Smalltalks. Wenn er von jemandem etwas brauchte, dann rief er diese Person an und plauderte 20 Minuten lang munter über die Familie, den jüngsten Urlaub oder Risotto-Rezepte, bevor er sagte, was er eigentlich wollte. Und fast immer bekam er es dann auch gleich.
Wenn ich etwas von jemandem brauche, dann rufe ich an und sage: Tartarotti hier, ich brauche bitte Folgendes … Und wundere mich dann, dass ich es nicht immer bekomme. Manchmal denke ich, es sollte Volkshochschul-Kurse für Smalltalken geben. Ich würde einen solchen Kurs sofort besuchen. Und wäre anschließend vermutlich kaum noch auszuhalten, weil ich vor Charme nahezu platzen würde.
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