Flugausfälle treiben viele Airlines in die Existenzkrise

Flugausfälle treiben viele Airlines in die Existenzkrise
Aber die großen, kapitalkräftigen Luftfahrtkonzerne werden überleben

Es war zu erwarten. Die Corona-Pandemie zwingt die Airlines nicht nur in Europa, sondern weltweit, ihre Flugpläne drastisch zusammen zu streichen. Die AUA, die ihr Flugaufkommen bereits um 80 Prozent zurückgefahren hat, stellt Mittwochnacht den regulären Flugbetrieb zur Gänze ein. Der vorerst letzte Flug mit der Nummer OS 066 landet in den Morgenstunden aus Chicago.

Auch die Billig-Airline Laudamotion (fliegt unter der Marke Lauda), die von hundert nur noch vier Destinationen bedient, beendete am Montag ihren Flugbetrieb, bis voraussichtlich 8. April. Kunden können umbuchen oder den Ticketpreis zurückverlangen.

Für Notfälle wie Evakuierungs- oder Hilfsflüge wird die AUA ein Langstrecken-Flugzeug und einen Mittelstreckenjet weiterhin bereithalten.

Die AUA trifft die Krise zur Unzeit. Wirtschaftlich bereits geschwächt durch die ruinöse Konkurrenz der Billig-Airlines in Wien, kündigte die Lufthansa-Tochter bereits an, bis Ende 2021 rund 700 bis 800 Arbeitsplätze zu streichen. Nach sechs Gewinnjahren schmolz der operative Gewinn in den ersten drei Quartalen 2019 von 110 auf 17 Millionen Euro. Am Donnerstag wird der AUA-Vorstand die aktuellen Ergebnisse präsentieren.

Pleitewelle

Branchenexperten rechnen damit, dass bei längerem Anhalten der Krise etliche, vor allem kleinere, Airlines in die Insolvenz fliegen werden. Die Prognose der Beratungsgesellschaft Capa, dass Ende Mai die meisten Airlines weltweit zahlungsunfähig sein dürften, ist ein Worst-Case-Szenario – derzeit jedenfalls.

Ein weiterer Konsolidierungsprozess in der Luftfahrtindustrie ist allerdings durchaus realistisch. Vor allem kleinere Airlines, die keine kapitalkräftigen Eigentümer haben, dürften vom Markt verschwinden und/oder von den Branchenriesen geschluckt werden. Nicht nur in Europa, sondern auch in China, wo in den vergangenen Jahren etliche neue Airlines durchstarteten, meint Gerald Wissel, Chef von Airborne Consulting.

Staatshilfe

Europas größter Airline-Konzern, die Lufthansa, hatte, wie berichtet, angekündigt, Staatshilfe zu beantragen. Im deutschen Wirtschaftsministerium findet am Mittwoch dazu ein Treffen statt.

Die deutsche Bundesregierung sieht momentan jedoch keine Notwendigkeit für weitere Hilfen für die Flugverkehrsbranche. „Die Verstaatlichung von Unternehmen ist definitiv nicht das Ziel“, sagte der Luftfahrtkoordinator der Regierung, Thomas Jarzombek. Die bisher verabschiedeten Maßnahmen – ein ausgeweitetes Kurzarbeitsgeld, Liquiditätshilfen und Steuerstundungen – reichten zunächst aus. Über weitere Hilfen werde später entschieden.

Die Lufthansa werde die Krise durchstehen, meint Wissel. Er ortet sogar einen kleinen Vorteil. Die Gewerkschaften, die mit dem Lufthansa-Management seit Jahren im Clinch liegen, dürften nun eher einlenken.

Michael O’Leary, Chef von Europas größtem Billigflug-Konzern Ryanair und der Mutter von Laudamotion, sagte, die Gruppe werde „auch eine längere Zeit mit weniger oder sogar gar keinen Flügen überstehen“. Im April und Mai werde Ryanair das Flugangebot um bis zu 80 Prozent zurückfahren.

US-Medien berichteten, dass laut einem leitenden Beamten der Trump-Regierung sogar ein genereller Flugstopp in den USA nicht mehr ausgeschlossen werde.

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