Elektro-Kraftpaket mit Kinderkrankheiten: Der NIU NQiX 500 im Test

46-218655475
Nius rasanter Elektroroller. Der NQiX 500 macht bemerkenswert Tempo, bockt aber gelegentlich gehörig

Zusammenfassung

  • Der NIU NQiX 500 überzeugt mit starker Beschleunigung und Fahrleistungen, die sogar 300er-Benziner herausfordern.
  • Im Alltag begeistert der Roller mit präzisem Handling, zeigt aber Schwächen beim Ansprechverhalten des Gasgriffs und der Bedienung der Fahrmodi.
  • Nervige Details wie das umständliche Batterieladen und der zu kurze Seitenständer trüben den Fahrspaß, besonders bei niedrigem Akkustand.

Es mag ein übles Vorurteil sein, aber hierzulande fallen den meisten zum Thema Elektroroller immer noch die scheppernden Gefährte ein, mit denen Pizzaboten die Fahrradstreifen bevölkern.

Ein Image, gegen das die meist chinesischen Hersteller mit großem Aufwand und inzwischen beachtlichen Ergebnissen ankämpfen. Die Firma Niu ist nicht nur einer der ambitioniertesten unter diesen Herstellern – und ihr neuestes Aushängeschild, der NQiX 500, hat einiges zu bieten, mehr also als Kunststoff und digitale Spielereien.

Fahrleistung auf hohem Niveau

Schon auf den ersten Metern vermittelt der Roller, dass man sich um solide Zweirad-Technik und entsprechende Fahrleistung bemüht hat. Das heißt, er bremst und federt präzise und eher streng und liegt ruckfrei in der Kurve.

Vor allem aber gibt dieses Ding Gas, und zwar auf eine Weise, die auch einen Motorrad-geübten Fahrer überrascht. Was sich da am Hinterrad abspielt, hat mit der 125er-Klasse (also 125 ccm-Benzinmotor), zu der er amtlich zählt, wenig zu tun. Mit diesem Roller hält man mit den Platzhirschen aus der 300er-Klasse durchaus mit.

46-218655472

46-218655467

46-218655394

46-218655389

Wie alle elektrischen Zweiräder vom E-Bike aufwärts hat der Roller mehrere Fahrmodi. „Dynamik“ heißt der alltagstaugliche, welcher einen durch die Stadt ziehen lässt, ohne dass einem auch auf strengen Steigungen langweilig wird oder Überholmanöver zur Zitterpartie werden. Wer sich aber dann zu den Fahrmodi „Sport“, oder „Race“ weiterklickt, merkt, was in dem Elektromotor steckt. Im Handumdrehen ist man erstens über der städtischen Höchstgeschwindigkeit und zweitens an sehr vielen benzingetriebenen Zweirädern vorbei. Auch auf die 100 km/h für die Stadtautobahn muss man nicht lange warten.

Kinderkrankheiten

Der Gasgriff hat also einiges zu bieten, allerdings auch unangenehme Überraschungen. Gerade im dichten Stoßverkehr, durch den man sich durcharbeitet, kommt zuerst kein Schub – und dann plötzlich zu viel. Ein Geruckel, das man gerade zwischen vielen Stoßstangen gar nicht brauchen kann. Gelegentlich lässt sich ein Fahrmodus auch gar nicht einschalten,

Die Batterien zum Laden aus der Bodenplatte zu holen, ist eine lästige Spielerei mit den Verschlüssen. Der Seitenständer ist zu kurz für abschüssige Straßen: Kurz und knapp – so viel Spaß der Roller beim Ampelstart und in der Kurve auch macht, so viel Ärger macht er bei vielen Kleinigkeiten. Und wer den Fehler begeht, die Batterien auf unter 15 Prozent zu entladen, erlebt, was man in China unter strengen Vorschriften versteht. Dann fährt der Roller nur noch 25 km/h, egal, auf welche Knöpfe man verzweifelt drückt.

Kommentare