Zeitreise in die 80er: Mit dem Renault R5 GT Turbo
Das Gesicht wirkt immer noch vertraut. Auch wenn wir es mit einem R5 der zweiten Generation zu tun haben, der vor uns steht und nostalgische Gefühle aufkommen lässt.
Aber der Reihe nach: Wir sind auf einer kleinen Rennstrecke östlich von Paris. Renault hat hier einige Fahrzeuge aus der historischen Sammlung versammelt und der rote Faden des Ganzen lautet „Turbo“. 1979 war es als Jean-Pierre Jabouille mit seinem Renault-F1 erstmals ein Formel-1-Rennen mit einem Turboauto gewann. Und das Ganze noch mit französischen Reifen und beim Großen Preis von Frankreich in Dijon. Ganz Frankreich war in Feierstimmung und bei Renault hielt die Turbotechnologie in den weiteren Jahren auch in den Straßenfahrzeugen Einzug.
Während heute eher die Autos mit reinen Saugmotoren die Ausnahme sind, mutete der Turbotechnik Anfang der 80er noch etwas exotisch an. Dass Sportwagen a la Porsche Turbo in den Genuss der Technik kamen, war so weit nachvollziehbar. Aber Renault machte auch vor Familienkutschen und sonst braven Kleinwagen nicht Halt. Aushängeschild der kleinen, wilden Renaults war der R5 Turbo mit den Monsterbacken und seinen 160 PS aus dem Jahr 1980.
Wir sind aber beim R5 GT Turbo – und im Jahr 1985. Niki Lauda fuhr seine letzte Saison in der Formel-1 und Falco stürmte mit „Rock me Amadeus“ die Hitparaden.
Super-Cinq
Renault hatte den R5 ein Jahr zuvor neu herausgebracht, wobei der Italiener Marcello Gandini (der auch Designikonen wie Lamborghini Miura, Lamborghini Countach, Lancia Stratos oder Maserati Quattroporte IV geschaffen hat) für das Design sorgte. Er streckte ihn ein wenig, behielt aber die typische R5-Designsprache von Michel Boue weitgehend bei. Unter der Motorhaube wurde der 1,4-l-Vierzylinder-Vergasermotor quer eingebaut. Der neue R5 bekam auch den Beinamen „Super-Cinq“. Das trifft vor allem auf den GT Turbo zu. Dank Garrett-Turbolader mit 0,7 bar Ladedruck kam der Kleine auf 115 PS. Und erreichte eine Spitze von 200 km/h, was für einen Kleinwagen Mitte der 80er eine Ansage war.
Zarte Beplankungen aus hellgrauem Plastik für die Radkästen und ein Frontspoiler in derselben Lackierung kennzeichnen den sonst optisch eher dezent auftretenden Turbo von außen.
Im Interieur wirkt der R5 GT Turbo alles andere als in Ehren ergraut. Das Interieur ist wohl zum überwiegenden Teil aus Plastik, aber fesch gestaltet (für damals sicher schon futuristisch). Die Anzeigen leuchten in sportlichem Rot und die Sitze sind überraschend straff. Auch das Lenkrad ist kein dürrer Reif mehr, sondern griffig – gleiches gilt für den Schalthebel für das 5-Gang-Getriebe.
Der Motor erwacht sofort zum Leben und beim Losfahren gibt es kein echtes Turboloch – schon aus dem Stand beschleunigt der kleine Renault willig – ab 2500 Touren setzt aber nochmals merklich Schub ein. Eine Anzeige für den Ladedruck gibt stets Auskunft darüber, wieviel Schmalz der Lader liefert.
Man muss bedenken, dass hier nur etwa 850 Kilogramm Auto zu bewegen sind. Damit haben die 115 PS leichtes Spiel. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gab Renault seinerzeit 7,9 Sekunden an.
Der Turbo macht viel Spaß zu fahren, mit exakter Lenkung und ordentlich zupackenden Bremsen, die als entsprechende Gegenkraft verbaut wurden. Immerhin hatte der R5 als Turbo rundum Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet. Keine Frage: Mit dem Renault R5 GT Turbo wäre man auch heute im Straßenverkehr gut aufgestellt.
Problem des GT Turbo war anfänglich die Überhitzung, diesbezüglich schaffte ab 1987 mit der Phase II eine Wasserkühlung für den Turbolader Abhilfe.
Drei Jahre später war dann ohnehin Schluss mit R5 und Turbo. Der R5 wurde noch einige Jahre in zivileren Versionen weitergebaut, die Zukunft in diesem Segment hieß aber fortan Clio.
GT Turbos sind heute, selten aber doch, noch zu bekommen. Sie werden (je nach Zustand) zu Preisen rund um die 10.000 Euro gehandelt
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