VW Caddy: Warum wir ihn als Familienauto lieben - und trotzdem verkaufen

Der VW Caddy ist ein sehr praktisches Familienauto.
Ein guter Freund, eine Erinnerungsmaschine, ein Familienmitglied - für die Zuneigung von Menschen zu ihrem Auto gibt es viele Beschreibungen. Im "Autoland" Österreich muss man das verstehen. Manche anthropomorphisieren ihr Gefährt auch und geben ihm hübsche Namen. Bei mir war das nie so. Aber jetzt wurde der jahrelang gefahrene VW Caddy verkauft - und es kommt einige Nostalgie auf. Warum?
Der rundherum verglaste Transporter
Der Caddy ist einfach ein herausragend praktisches Auto. Physisch, weil der Hochdachkombi tatsächlich viele andere Pkw überragt. Und metaphysisch, weil er außergewöhnliche Qualitäten hat. Manche Menschen empfinden den Caddy als hässlich, weil er eigentlich ein Nutzfahrzeug ist, ein rundherum verglaster Transporter. Aber genau diese geschäftstüchtige, robuste, auf den Komfort von arbeitenden Lieferanten ausgelegte Art, macht ihn so überaus praktisch und familientauglich.

Auf Parkplätzen findet man den Caddy leicht wieder. Er ragt wie ein Leuchtturm aus dem Dächermeer.
Auserwählt haben wir den Caddy aus rein pragmatischen Gründen. Ein Auto, in dessen Heck sich ein nicht zusammengeklappter Doppelkinderwagen verstauen lässt, war die Anforderung. Das setzt natürlich eine gewisse Größe voraus. Bei gleichzeitig geringer Ausgabebereitschaft waren gebrauchte Hochdachkombis die einzige Option. Ford Tourneo Courier, Citroen Berlingo und VW Caddy kamen in die engere Wahl. Letzterer überzeugte, weil er als Benziner trotz der lediglich 86 PS ziemlich gut "angeschoben" hat. Und das Soundsystem war nicht schlecht.
Alles passt hinein
Das Fassungsvermögen des Caddy ist seine größte Qualität. Wir reden von einem Kofferraumvolumen von 750 Litern. In dieses Auto passt einfach alles hinein. Diese Überzeugung hat sich in den vergangenen acht Jahren immer wieder bestätigt: Gepäck für eine Familie mit Kleinkindern, Zusatzgepäck für miturlaubende Freunde, Fahrräder, aufrecht stehende Bäumchen - alles kein Problem. Eine Dachbox für den Winterurlaub braucht man beim Caddy auch nicht. Ski für Erwachsene passen diagonal in den Kofferraum. Eine 2,30 Meter lange Sprossenwand? Geht sich im Caddy aus. Bei einem kompletten Esstisch musste ich nicht mal die Rücksitzlehnen umklappen. Ein zerlegtes fünf mal fünf Fächer Ikea Expedit Regal gemeinsam mit zwei Kindern abholen? Geht. Einen Hunderte Kilogramm schweren Pellets-Vorrat für einen ganzen Winter transportieren? Geht auch.

Der Kofferraum eines VW Caddy schluckt so gut wie alles.
Overhead Bin: Wie im Flugzeug
Der Caddy hat drei vollwertige Sitze auf der Rückbank, man kann also auch als Erwachsener halbwegs bequem zwischen zwei voluminösen Kindersitzen Platz nehmen. Wie im Flugzeug gibt es einen Overhead Bin, eine Ablage über den Köpfen der Passagiere auf den Vordersitzen. Welcher Pkw hat das noch? Im Laufe der Zeit habe ich außer dem Volumen aber auch andere Qualitäten des Caddy schätzen gelernt. Etwa den Motor. Bei Bedarf konnte er ziemlich gut Gas geben. Im Leerlauf hörte und spürte man nichts davon. Keine Rede von Start-Stopp-Automatik, einfach feine Einstellungssache. Die Schiebetüren: Ein Traum für Eltern, die in engen Parklücken Kinder ins Auto verfrachten und anschnallen müssen. Auch praktisch ist die nach oben schwingende Heckklappe, unter der man als 1,90 Meter große Person aufrecht stehen kann und sogar vor Regen geschützt ist.
Überwiegend zuverlässig
Natürlich ist in einem Autobesitzerdasein nicht immer alles eitel Wonne. Auch der Caddy hatte seine Macken. Unvergessen der Urlaub, als der Startermotor am Hotelparkplatz den Geist aufgab (etwa bei Kilometerstand 130.000). Der mit Hilfe des ÖAMTC in Gang gebrachte Motor durfte auf der Rückreise nach Hause unter keinen Umständen (!) abgestellt werden. Aber das Fahrzeug ist insgesamt weit gekommen und zeichnete sich zum überwiegenden Teil durch Zuverlässigkeit aus. Zum Schluss hatte unser Caddy beachtliche 168.000 Kilometer auf dem Tacho.

Auch nach 14 Jahren Lebensdauer glänzt er noch. Aber nun heißt es Abschied nehmen vom Caddy.
Einen Spitznamen hat der Hochdachkombi bei uns nie bekommen. Er endet ja auch auf "y" und braucht deshalb keine weitere Verniedlichung. Der Caddy war einfach ein Buddy, ein gutes Gefährt, ein guter Gefährte. Aus rationalen Gründen (Alter, steigende Wartungskosten) heißt es nun aber "goodbye". Hiermit sei dir - nein, jetzt ist es zu spät zum Vermenschlichen - hiermit sei ihm mit diesen Zeilen ein kleines Denkmal erbaut.
VW Caddy 1.2 TSI, grau
Baujahr: 2011
Motorisierung: 1,2 Liter Benzin
Kilometerstand bei Kauf: 88.000
Kilometerstand bei Verkauf: 168.000
Gefahrene Kilometer: 80.000
Durchschnittsverbrauch: 8 Liter/100 km
Größere Reparaturen:
- Defekter Startermotor bei Kilometerstand 130.000
- Stoßdämpfer erneuert bei Kilometerstand 140.000
- Defekte Ölleitung bei Kilometerstand 150.000
- Bremsen erneuert bei Kilometerstand 168.000
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