Mercedes G 500 im Test: Reinkarnation einer Legende

Mercedes G 500 im Test: Reinkarnation einer Legende
Es gibt einfachere Nachfolgen anzutreten, doch der neue G kombiniert alte Tugenden mit zeitgemäßen Fähigkeiten.
Von Marc Lang

Das Besondere am aktuellen G-Modell ist, dass es sich trotz spürbaren Größenwachstums und enormer technischer Weiterentwicklung in seinen Wesenszügen treu geblieben ist.

Und damit sind nicht Stilmittel wie außen liegende Türscharniere, oben an den vorderen Kotflügel angebrachte Blinker oder die kubische Karosserieform gemeint, sondern vielmehr die aus einer Sitzhöhe von fast einem Meter resultierende Erhabenheit, die trutzburgartige Solidität der Karosserie sowie die trotz enorm hoher Anschaffungskosten bemerkenswerte Zurückhaltung im Auftritt.

Mercedes G 500 im Test: Reinkarnation einer Legende

Alte Tugenden

Die Fähigkeiten des mit drei Differenzialsperren ausgestatteten G 500 im unwegsamen Gelände zu loben, hieße, einen Eimer Wasser in die Hochwasser führende Mur zu schütten und einen Effekt zu erwarten. Die Einzelradaufhängung an der Vorderachse schränkt die Geländegängigkeit nicht nennenswert ein – Steigungen, die der G locker erklimmt, stellen für Flachländler selbst zu Fuß bereits ein unüberwindbares Hindernis dar genauso wie die maximale Wattiefe Nichtschwimmer das blanke Entsetzen lehrt.

Die wirklich erwähnenswerte Veränderung betrifft das Fahrverhalten auf der Straße: Die elektromechanisch unterstützte Servolenkung überrascht mit präziser Rückmeldung, die Federung schluckt selbst grobe Querfugen oder Schlaglöcher und der Geradeauslauf ist auch bei Seitenwind und Autobahntempo tadellos.

Windgeräusche

Natürlich ist auch der aktuelle G 500 kein Sportwagen – wenngleich sein aufgeladener V8 für beeindruckende Beschleunigung sorgt. Lässt man es darauf ankommen, nimmt der Riese die 100 km/h-Marke nach nur 5,9 Sekunden, stürmt vehement weiter und wird erst bei 210 km/h von der Elektronik und den Fahrwiderständen eingebremst. Nicht, ohne dabei laut zu werden. Gemeint sind damit die Windgeräusche, die ab etwa 140 km/h unangenehm tosend um die A-Säule streichen und die Unterhaltung im Innenraum nachhaltig beinträchtigen. Was vor allem ein Thema für deutsche Autobahnen ist.

Mercedes G 500 im Test: Reinkarnation einer Legende

So zwingt einen der G ganz unverblümt zu zurückhaltender Fahrweise, was gleichzeitig auch den Durchschnittsverbrauch nicht ins Uferlose steigen lässt. Häufiges Ausnutzen der Drehmomentwucht fordern ihren Tribut an der Tankstelle, die der Mercedes ob des nur 75 Liter fassenden Tanks im Extremfall alle 360 km ansteuern musste. Verbrauchswerte über 20 Liter setzen entsprechend viel Geländeeinsatz oder Unvernunft voraus, im Testmittel hat sich das V8-Aggregat doch mit 14,1 Liter Benzin pro 100 Kilometer beschieden.

Was am G 500 noch aufgefallen ist? Die Qualitätsanmutung ist ebenso wie die Materialgüte top. Egal, welche Tür man ins Schloss fallen lässt, erinnert das satte Ploppen eher an eine Tresor- denn Autotür.

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Während in der ersten Reihe spürbar mehr Bewegungsfreiheit geboten wird, überrascht, dass sich Passagiere auf der Rücksitzbank vor allem etwas mehr Beinraum gewünscht hätten.

Die Fahrerassistenzsysteme hinterließen dank ihrer Zuverlässigkeit einen guten Eindruck und die aus anderen Mercedes-Modellen bekannten Multi-Kontursitze sind jeden Euro Aufpreis wert.

Ob es aber die Burmester Soundanlage (bei all den Windgeräuschen) wirklich braucht, muss jeder solvente Interessent für sich selbst entscheiden.

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