Im Test: Mit dem Spectre fährt Rolls-Royce in die neue Ära

Im Test: Mit dem Spectre fährt Rolls-Royce in die neue Ära
Der neue, vollelektrische Rolls-Royce Spectre durfte erstmals Probe gefahren werden: der Elektroantrieb passt zum Fahrzeug, so wie Charles Steward Rolls das 1900 auch schon fand.

„Das Elektroauto ist vollkommen geräuschlos und sauber. Es gibt weder Geruch noch Vibrationen. Sie sollten sehr nützlich werden, sobald feste Ladestationen eingerichtet werden können“.

Worte mit viel Aktualität. Charles Stewart Rolls, Mitbegründer von Rolls-Royce, wagte diese prophetische Aussage, noch bevor er Henry Royce getroffen hat. Das war im Jahr 1900.

Jetzt, im Juli 2023, präsentiert Rolls-Royce sein erstes vollelektrisches Auto. Es heißt Spectre (dt: Gespenst) und reiht sich namentlich in die Tradition des Luxusfahrzeugherstellers. 2,5 Millionen Kilometer, das simuliert 400 Jahre normalen Einsatz, legte der Spectre zurück, vom Polarkreis bis nach Südafrika, eher er nun erstmals Probe gefahren werden durfte.

Mit dem Spectre läutet der englische Traditionsautobauer (in Besitz von BMW) den epochalen Wandel für die Marke ein: bis Ende 2030 stellt Rolls-Royce gänzlich auf elektrische Antriebe um. Ab sofort werden alle neuen Modelle elektrisch sein, „Rolls-Royce wird nie wieder ein neues Modell mit Verbrennungsmotor produzieren“, tönt es aus dem Konzern.

Im Test: Mit dem Spectre fährt Rolls-Royce in die neue Ära

Rolls-Royce Spectre: die Tür schwingt automatisch auf

Was ist Spectre?

Ein ultraluxuriöses, vollelektrisches Coupé. Der elektrische Antriebsstrang baut auf dem typischen Rolls-Royce-Erlebnis auf: sofortiges Drehmoment, geräuschloser Lauf und das Gefühl eines einzigen, unmerklichen Gangs. Tatsächlich wird das Gefühl des Dahingleitens, Rolls-Royce‘ Markenzeichen seit jeher, einmal mehr gesteigert.

Im Test: Mit dem Spectre fährt Rolls-Royce in die neue Ära

Rolls-Royce Spectre

Wir dürfen Probefahren, bei einer Presseveranstaltung im kalifornischen Napa Valley.

Die Türe öffnet sich auf sanfte Berührung. Schwingt auf und offenbart das Innere des riesigen Spectre (mehr als 5,4 Meter lang!). Mit einer Länge von 1,5 Metern sind die lasergeschweißten, säulenlosen Coach Doors des Spectre die größten, die je in einem Rolls-Royce verbaut wurden. Sie sind vollständig aus Aluminium und nennen sich Effortless Doors (gibt es seit dem Phantom).

Durch einmaliges Ziehen des Griffs öffnet sich die Tür in die Komfortposition, zum Prüfen, ob Gefahren vorhanden sind. Mit anschließendem Ziehen des Griffs wir die volle Kraftunterstützung aktiviert: die Tür schwingt auf, öffnet, bremst sich selbstständig. Selbstverständlich erfolgt auch das Schließen der Türen mit Knopfdruck.

Im Test: Mit dem Spectre fährt Rolls-Royce in die neue Ära

Spirit of Ecstasy, das Markenzeichen von Rolls Royce. Die Lady ist aerodynamischer geworden, duckt sich, für weniger Windwiderstand

Die Passagierkabine ist wohnlich, riecht nach Leder und erinnert an einen Privatjet. Die stark geneigte Windschutzscheibe verstärkt dieses Gefühl. Die Batterie ist vollständig in die Fahrzeugarchitektur integriert und fungiert mit 700 Kilogramm als zusätzliche Schalldämmung. Zum ersten Mal gibt es im Spectre nicht nur den berühmten Rolls-Royce-Sternenhimmel mitsamt den Sternschnuppen, die über den Dachhimmel zischen, sondern auch Sternentüren mit nochmals 4.796 Lichtern. 

Im Test: Mit dem Spectre fährt Rolls-Royce in die neue Ära

Wohnliches Innenleben im Spectre, und Platz für 4

Die Vollaluminium-Architektur ist um 30 Prozent steifer als bei jedem früheren Rolls-Royce. Nochmals mehr, muss man betonen. Sodass es kaum Schaukelbewegungen gibt, weil jedes Rad unabhängig bei Bodenunebenheiten agiert und ausgleicht. Wenn das System eine Kurve erkennt, werden die Stabilisatoren gekoppelt, die Dämpfer versteift und die Allradlenkung aktiviert. 20 Sensoren überwachen die Lenk-, Brems-, Leistungs- und Federungsparameter und passen diese automatisch an, um perfekte Spurführung und Stabilität zu gewährleisten. 

Das fühlt sich gut an, effortless, wie man bei Rolls-Royce betont. 


Der Motor

Getrieben wird der Spectre über einen vollelektrischer Antriebsstrang, der über zwei separat angetriebene Motoren verfügt – vorne mit 190 kW, hinten mit 360 kW. Macht zusammen eine Systemleistung von 430 kW (584 PS) bei 900 Nm Drehmoment. Der Spectre beschleunigt von 0-100 km/h in 4,5 Sekunden. Das hat man betont unspektakulär ausgelegt. Der Spectre beschleunigt superzügig, ganz klar, es kommt dabei aber nie zu einem flauen Magengefühl, wie man das oft bei E-Autos spürt.

Die Reichweite und die Kunden

Um die richtige Reichweite zu entwickeln, wandte man sich an die Kunden. Ergebnis: 530 Kilometer sollen perfekt zum Lebensstil der Rolls-Royce-Kundschaft passen. Diese haben im Schnitt mehr als sieben Automobile in der Garage, fahren mit ihrem aktuellen Rolls-Royce 5.100 Kilometer im Jahr. Spectre verfügt über eine 102-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, mit Kobalt und Lithium aus streng kontrollierten Quellen in Australien, Marokko und Argentinien. Die Batteriezellen selbst werden zu 100 Prozent aus Ökostrom hergestellt. 
 

Im Test: Mit dem Spectre fährt Rolls-Royce in die neue Ära

Sterne - nicht nur am Dachhimmel, sondern beim Spectre auch in den Türen

Leistung: 430 kW (584 PS), 900 Nm, zwei Elektromotoren jeweils auf Vorder- und Hinterachse
0 auf 100 km/h: in 4,5 Sekunden

Größe: 5,48 Meter lang, 2,14 Meter breit; 2.890 kg schwer

Batterie: 102-kWh-Batterie

Reichweite lt. WLTP: 530 km;
Verbrauch lt. WLTP: 22,2-23,6 kWh/100 km;

Laden an der 50 kW-Säule: von 10 auf 80 % in 95 Minuten

Preis: 327.500 Euro (Preis netto, ohne Steuern), der Durchschnittspreis mit Extras und Kundenwünschen kommt laut Rolls-Royce auf rund 500.000 Euro

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