Großes SUV mit Stecker und 7 Sitzen: Kia Sorento im Praxistest
Mehr Kia geht nicht. Zumindest in Europa. Der Sorento markiert hierzulande das obere Ende der koreanischen Marke aus dem Hyundai-Konzern, wenn es um Raumangebot und Abmessungen geht. Das dokumentiert die neue Generation des großen SUV jetzt auch mit einem wesentlich selbstbewussteren optischen Auftritt als das Vorgängermodell.
Dadurch kann man sich in ihm leicht täuschen, was seine Handlichkeit auf europäischen Straßen angeht. Der neue Sorento ist zwar ein ausgewachsenes Auto mit einer menschenwürdigen 3. Sitzreihe, dennoch bleibt er in der Länge deutlich unter der 5-Meter-Grenze (4.810 mm). Und auch was die Breite angeht, trägt er mit 1,9 Metern nicht zu dick auf. Somit zeigt er, es geht auch ohne breite US-Highways und bis zum Horizont reichende Flächenparkplätze als Maß zu nehmen, wenn man ein ernstzunehmendes SUV bauen will.
So lässt sich der Sorento trotz des enormen Platzangebotes an Bord auch hierzulande selbst im Stadtverkehr problemlos bewegen. Man hat als Pilot des großen Kia nie das Gefühl, in einem überbreiten Schwertransporter zu sitzen.
Der weitläufige Innenraum punktet mit großer Variabilität. Die Sitzlehnen der zweiten Reihe sind in der Neigung verstellbar. Und der Zustieg in die 3.Sitzreihe ist mit etwas Gelenkigkeit selbst für Erwachsene möglich, ohne dabei eine lächerliche Figur abzugeben. Auch wenn die beiden Einzelsitze ganz hinten vornehmlich wohl hauptsächlich für den Transport von Kindern bis Jugendlichen genutzt werden dürften. Bei Bedarf können die Klappsitze auch bequem vom Kofferraum aus aufgestellt und umgelegt werden.
Weiterer Pluspunkt des Sorento in der 7-Sitzer-Variante (er ist auch ohne dritter Sitzreihe zu haben): Selbst wenn die Personentransport-Kapazität voll ausgenutzt wird, bleibt noch eine gut verwendbare Ladefläche erhalten. Was nicht bei allen Siebensitzern auf dem Markt so ist. Praktischer Nebeneffekt: Bei wenig Ladegut können die Sitzlehnen auch als Barriere dienen, damit nichts durch den sonst sehr weitläufigen Kofferraum rutscht.
Elektrische Reichweite
Die andere zentrale Frage (neben der zu den Platzverhältnissen in der 3. Reihe), die sich bei der Beschäftigung mit dem Sorento mit Plug-in-Antrieb stellt, dreht sich um seine Reichweite im Elektro-Betrieb. Wie die Test-Praxis gezeigt hat, bleiben von den nominell 57 km elektrischer Reichweite im Alltagsverkehr gut 45 bis 50 echte Kilometer übrig. Dafür zahlt es sich schon aus, möglichst oft das Ladekabel zur Hand zu nehmen. Dies nicht zuletzt auch, weil das für die Wallbox nicht so schwer und sperrig ist, wie bei vielen Konkurrenten. Beide Ladekabel (auch das für die Haushalts-Steckdose) sind zudem gut verpackt in eigenen Taschen, die sich im Kofferraum seitlich auch fixieren lassen.
Kleiner Einschub aus der Praxis: Beim Laden an öffentliche Ladesäulen zeigen sich die großen Dimensionen des Sorento manchmal als hinderlich. Nicht nur, dass der Parkraum an den üblichen 2er-Säulen knapp werden kann. Steht die Säule etwa in einer Einbahnstraße am linken Straßenrand, kommt man mit dem Ladekabel von der rechts hinten am Auto befindlichen Steckdose nicht mehr bis zum Ladepunkt an der Säule, wenn von den beiden Längs-Parkplätzen nur der hintere frei ist.
Im Fahrbetrieb zeigt sich, dass der Sorento als Plug-in Hybrid durchaus ausreichend motorisiert ist, auch wenn der Elektromotor gerade nicht die volle Zusatzleistung liefern kann. Ist der 1,6-Liter Turbo-Benziner - etwa beim Überholen - voll gefordert, klingt er aber angestrengter, als es dem sonst so souveränen Auftritt des Sorento entspricht. Solche Momente kommen aber in der Praxis eher selten vor, wenn man vorausschauend fährt und es nicht auf hektisches Kolonnenspringen abgesehen hat. Was aber ohnehin nicht die angestammte Gangart des Raum-Koreaners ist. Souveränes, entspanntes Gleiten passt da viel besser zu ihm.
Angemessener Verbrauch
Der Praxisverbrauch zwischen 7,6 und etwas über 8 Liter / 100 km im Test kann sich angesichts des Gebotenen (und des Kampfgewichtes von gut 2 Tonnen beim 7-Sitzer) durchaus sehen lassen. Der gewichtete Normverbrauch von 1,58 Liter ist auch hier genauso absurd, wie bei allen anderen Plug-in-Hybriden.
Der Tankinhalt von nur 47 Litern zeigt sich als ein tragbarer Kompromiss, was die Reichweite auf Langstrecken betrifft. Da kommt man auch bei nicht vollgeladener Lithium-Ionen Polymer Batterie (13,8 kWh) weit genug, um nicht dem Diesel-Motor (den es für den Sorento auch gibt) nachtrauern zu müssen, wenn man schon einmal den Einstieg in die Elektrifizierung gewagt hat.
Fazit: Für die heimische Variante der Soccer-Mum, die auch die Nachbarskinder von einem Nachmittags-Kurs zum nächsten chauffiert und die eine Wallbox zu Hause in der Garage hängen hat, ist der Kia Sorento in der Kombination mit dritter Sitzreihe und Plug-in-Hybrid-Antrieb die erste Wahl.
Antrieb: Plug-in-Hybrid aus 4-Zylinder Benzinmotor mit Direkteinspritzung, Abgasturbolader, 3-Wege Katalysator und Partikelfilter und Permanent Magnet Synchronmotor. 6-Gang-Automatik-Getriebe mit hydraulischem Drehmomentwandler.
Benzinmotor: Hubraum 1.598 cm3, Leistung 132,2 kW / 180 PS, max. Drehmoment 265 Nm bei 1500 - 4.500 U/min., Abgasklasse Euro 6d.
Elektromotor: Nenndauerleistung 22,3 kW, Spitzenleistung 66,9 kW / 91 PS, max. Drehmoment 304 Nm.
Systemleistung: 195 kW / 265 PS, max. Drehmoment 350 Nm bei 1.500 - 4.500 U/min.
Batterie: Lithium-Ionen Polymer, 360 Volt, 13.8 kWh.
Fahrwerk: Einzelradaufhängung, vorne McPherson, hinten Mehrlenkerachse. Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung. Vier Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet).
Fahrleistungen: Beschleunigung von 0 - 100 km/ in 8,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 193 km/h, Reichweite rein elektrisch bis zu 57 km
Abmessungen: Länge x Breite x Höhe 4.810 x 1.900 x 1.695 mm, Radstand 2,815 mm, Kofferraumvolumen 175 l (3. Sitzreihe aufgestellt) bzw. 898 l (3. Sitzreihe umgeklappt) bzw. 2.077 l (2. und 3. Sitzreihe umgeklappt). Leergewicht 1.982 - 2.099 kg. Höchstzulässiges Gesamtgewicht 2.680 kg.
Anhängelast gebremst / ungebremst: 1.500 / 750 kg.
Verbrauch: Normverbrauch gewichtet kombiniert 1,58 l / 100 km, 38,4 g/km CO2. Testverbrauch 7,8 l / 100 km.
Kosten: Kia Sorento Plug-in-Hybrid, Ausstattung Gold, Basispreis 59.990 €. Preis des Testwagens mit 7 Sitzen und Paket P1 65.490 €.
Kommentare