Plug-in-Hybride: Warum PHEVs noch beliebter werden, ihr Steuervorteil aber umstritten ist
Plug-in-Hybride, Verbrennerautos mit zusätzlichem Elektromotor, sind mit einem Marktanteil von knapp 29 Prozent beliebt - und sollen in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Nicht nur weil die Europäische Volkspartei (EVP) in einem Positionspapier neben einer Aufweichung des Verbrennerverbots auch eine Unterstützung für Plug-in-Hybride gefordert hat. Auch Hersteller, die sich bislang als reine Elektromarke positioniert haben, erkennen das Potenzial der PHEVs und erweitern ihr Angebot – wie z.B. die chinesische Marke BYD.
Dort bringt man nun eine Plug-in-Hybrid-Version des SUV Seal U. Österreich-Chef Danijel Dzihic erwartet auf Grund der Anfang nächsten Jahres steigenden NoVA einen weiteren Schub für den Verkauf von Plug-in-Hybrid-Autos. Im heurigen Jahr wurden von Jänner bis November 15.646 PHEV-Fahrzeuge verkauft (Benzin und Diesel zusammen), für 2025 erwartet Dzihic sogar einen Markt von 30.000 Einheiten.
Für Autohersteller sind diese Fahrzeuge zunehmend attraktiv, zumal sie einen Beitrag zum Erreichen der CO2-Flottenziele leisten. Das ist umso wichtiger, solange die Verkaufszahlen der Elektroautos (BEV) auf niedrige Niveau bleiben. Die Vorteile des PHEV-Fahrzeuge für Lenker sind zum einen die Unabhängigkeit von einer E-Ladeinfrastruktur und umgekehrt die Möglichkeit, in Verbrennerfahrverbotszonen in Städten (die es in Österreich noch nicht gibt) einzufahren.
Hybridfahrzeuge kombinieren einen Verbrennermotor mit einem oder mehreren Elektromotoren. Die Kapazität des Akkus ist gering und geladen wird nur über den Motorbetrieb bzw. mittels Rekuperation beim Verzögern des Fahrzeugs.
Plug-in-Hybride sind mit größeren Akkus ausgestattet. Diese können aber nur vollständig geladen werden, wenn sie an eine Ladestation angeschlossen werden.
O % NoVA
Die Verbrenner mit Stecker sind aber umstritten. Man schleppt viel zusätzliches Gewicht mit, durch das Mehr an Technik, vor allem aber durch den größeren Akku, wiegen PHEVs bis zu 300 kg mehr. Auch die aktuelle NoVA-Regelung missfällt vielen. Dass man für ein Auto, das 500 PS oder mehr leistet, keine NoVA bezahlen muss, ist häufig in der Kritik.
Dazu ein Beispiel: Ein Porsche Cayenne S e-Hybrid leistet 519 PS, hat eine Emission von 31 g CO2 - und 0 Prozent NoVA.
Ein Dacia Duster mit normalem Benzin-Verbrennermotor und 131 PS hat eine Emission von 123 g CO2 - dafür sind 5 Prozent NoVA fällig.
Die 1,5 Liter Verbrauch des 500 PS PHEV-Porsche wirken auf dem Papier überzeugend, realistisch sind diese Werte aber nicht. Sinn machen Plug-in-Hybride nur, wenn man sie auch regelmäßig lädt. Eine im vergangenen Jahr durchgeführte Studie des deutschen Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Universität Mannheim ergab, dass beim Berechnen der Emissionswerte davon ausgegangen wird, dass Plug-in-Hybride zu 70 bis 85 Prozent im Elektromodus genutzt werden. Tatsächlich ist dies aber laut Studie nur zu 39 Prozent der Fall, wodurch doppelt so viel Kraftstoff verbraucht wird als angenommen. Der Steuervorteil bleibt allerdings.
- Mit dem Jahreswechsel kommt es zu einer weiteren Steigerung der nationalen CO2-Bepreisung von 45 auf 55 Euro je Tonne CO2. An den Zapfsäulen bedeutet dies eine Erhöhung von rund drei Cent für die Konsument:innen. Insgesamt ist die nationale CO2-Bepreisung damit 2025 inklusive Umsatzsteuer bei Benzin für 15 Cent und bei Diesel für 16,5 Cent des Preises an der Zapfsäule verantwortlich. Durch den höheren CO2-Gehalt je Liter fällt die CO2-Bepreisung bei Diesel höher aus.
- Die motorbezogene Versicherungssteuer – die mit der Haftpflichtprämie fällig wird – fällt für fast alle ab 1. Jänner 2025 erstmalig zugelassenen Autos um rund 35 Euro (34,56 Euro) pro Jahr höher aus als bei einer Erstzulassung im Jahr 2024. Nur bei sehr effizienten bzw. leistungsschwachen Pkw kommt es zu einer geringeren oder gar keiner Steuererhöhung. E-Autos sind wie gehabt von der motorbezogenen Versicherungssteuer gänzlich befreit.
Die NoVA, die einmalig zu zahlen ist, steigt mit Jahreswechsel für viele Neufahrzeuge. Aufgrund der Berechnungsmethodik trifft es im kommenden Jahr effiziente, aber auch besonders verbrauchsintensive Fahrzeuge gleichermaßen. Entscheidend ist das einzelne Gramm CO2, das in den Fahrzeugpapieren eingetragen ist. Für einzelne Hybrid-Modelle, für das Gros an Plug-In-Hybriden und sämtliche Elektroautos zahlt man aufgrund der geringen oder gänzlich fehlenden CO2-Emissionen auf der Straße auch 2025 keine NoVA. Bei Elektrofahrzeug fällt keine NoVA an. Hybridfahrzeuge sind generell nicht von der NoVA befreit, in der Regel fällt aber für Plug-In-Hybride keine NoVA an, weil ihre CO2-Berechnung so gering ist.
Quelle: ÖAMTC
Mehr Elektro-Reichweite
Dass mehr elektrisch gefahren wird, dafür sollen nun auch immer größere Akkus sorgen. Moderne PHEV schaffen mittlerweile elektrische Reichweiten von über 100 Kilometer. Die (bei uns nicht erhältliche) chinesische Marke Great Wall Motors setzt beispielsweise im SUV Wey 05 auf einen riesigen 39 kWh-Akku, der für 146 km Elektro-Reichweite sorgt.
Was ein öfteres Laden des Akkus attraktiver machen sollte, ist die Möglichkeit, auch Plug-in-Hybride an einem DC-Schnelllader statt nur an dem AC-Lader mit bis zu 11 kW zu laden. Laut ADAC können mittlerweile über 40 Prozent aller PHEV an einer Schnellladesäule geladen werden. Ein Golf eHybrid kann z.B. mit bis zu 40 kW laden, PHEV von Mercedes schaffen sogar bis zu 60 kW.
Es gibt derzeit nur einen einzigen Anbieter, der bei einem Plug-in-Hybrid die Kombination Diesel und Elektro anbietet und das ist Mercedes.
Preisbeispiele
Ein Preisbeispiel aus dem Hause Skoda: Der neue Kodiaq ist sowohl mit einem 204-PS starken TSI als auch mit einem gleich starken PHEV mit 204 PS Systemleistung im Angebot. Für den TSI (ohne PHEV) fallen 15 Prozent NoVA an und der Preis beträgt 57.990 Euro. Der Kodiaq Plug-in-Hybrid kostet (mit 0 Prozent NoVA) 56.190 Euro.
Und bei BYD: Der PHEV Seal U DM-i kostet 37.890 Euro, nimmt man den rein elektrischen Seal U landet man bei 46.090 Euro. "Wir sehen den Seal U DM-i als Brückentechnologie und wollen Kunden damit vorbereiten, dass ihr übernächstes Auto rein elektrisch angetrieben wird", sagt Danijel Dzihic.
Eine staatliche Förderung für PHEV gibt es mittlerweile nicht mehr.
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