Wie die E-Mobilität in Fuhrparks Einzug hält - und wo es noch Probleme gibt

Wie die E-Mobilität in Fuhrparks Einzug hält - und wo es noch Probleme gibt
Unternehmer stellen ihre Flotten auf alternative Antriebe um. Ihre Probleme und Lösungen

Unternehmer sind die Vorreiter der Mobilitätswende, heißt es so gerne. Und die Statistik unterstützt diese These: 84 Prozent der neuzugelassenen E-Pkw im ersten Halbjahr 2021 sind juristischen Personen zuzuschreiben. Der Grund dafür: Unternehmer können sich neben den Vergünstigungen, die auch Private bekommen, über weitere steuerliche Vorteile freuen.

Aber: Auch wenn die Zahlen der Neuzulassungen positiv klingen, tatsächlich ist die Verbreitung von alternativ betriebenen Firmenfahrzeugen noch am Anfang. Denn auch unter den Unternehmern sind viele skeptisch. Henning Heise, Obmann des Fuhrparkverband Austria, formuliert es so: „Alle Unternehmen haben das Ziel der Dekarbonisierung im Blick und wollen es in ihren Fuhrparks umsetzen. Doch das ist nicht einfach.“

Die Hindernisse

Die Probleme und Sorgen, die Heise von den Verbandsmitgliedern hört, sind in der Praxis nicht so einfach wegzufördern. „Ein Außendienstler, der viel unterwegs ist, muss die Batterie oft und schnell laden. Das ist der Batterie aber nicht zuträglich. Gut, wenn er nur mit einer Aktentasche reist, kann er auf Rail & Drive umsteigen. Aber ein Servicetechniker, mit einem halben Fahrstuhl in seinem Laderaum, hat keine Alternative zum Auto. Eine große Batterie aber verringert die Laderaumkapazität.“ Es gehe außerdem um die langen Lieferzeiten, die Kosten und die Reichweite der Elektro-Fahrzeuge.

Um Unternehmern die Skepsis zu nehmen und die Tauglichkeit der E-Mobilität im eigenen Betrieb zu testen, wurde das vom Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung geförderte Projekt „Elektromobilität in der Praxis“ ins Leben gerufen. Christian Mayr von der Universität für Bodenkultur verantwortet es. Im Rahmen des Programms werden unter anderem die Wege von Fahrzeugen des bestehenden Fuhrparks analysiert. Darauf basierend wird ihnen ein passendes Fahrzeug vorgeschlagen. Dieses kann bis zu vier Wochen getestet werden. Verschiedene Modelle stehen bereit: vom Mercedes Benz eVito über den MAN eTGE bis hin zum Renault Kangoo ZE oder dem Citroën ë-Jumpy. Viele der Unternehmer haben zum ersten Mal Kontakt mit E-Fahrzeugen, so Mayr. „Hindernisse, die sie sehen, betreffen oft die Reichweite und die Ladeinfrastruktur. Ein Bäcker hat seine Ladezone direkt vor seinem Geschäft im 7. Bezirk am Gehsteig. Zwei Ladesäulen sind 200 Meter weg. Er bräuchte eine direkt in seiner Ladezone“, so Mayr. Das innerstädtische Problem ist der Wirtschaftskammer Wien durchaus bekannt, wie aus diversen Kreisen zu hören ist. Sie wird in Kürze eine Lösung präsentieren.

Nach der Probe

Die Reaktionen der Unternehmer nach der Probezeit mit einem E-Kfz sind, so Christian Mayr, durchwegs positiv. „Was mir ganz wichtig ist: Die Elektro-Mobilitätswende bedarf auch einer geistigen Mobilitätswende. Das heißt zum Beispiel, man muss sich damit auseinandersetzen, was ein E-Fahrzeug kann, und man muss sich einen Ladezyklus für seine Bedürfnisse überlegen, der in den Arbeitsalltag passt“, so Mayr.

Die rasanten Innovationen im Mobilitätsbereich dürften die Bedenken bald ausräumen. „In den vergangenen Jahren sind die Reichweiten stark angewachsen, ebenso die Ladegeschwindigkeiten und auch die Total Cost of Ownership ist mittlerweile bei einem E-Auto bei Weitem günstiger als bei einem Verbrenner. Es wird sich auch in den nächsten Jahren extrem viel tun“, sagt Helmut-Klaus Schimany, Vorstandsvorsitzender der Bundesinitiative eMobility Austria. Zudem: „Die Restwerte der E-Fahrzeuge werden sehr bald weit stabiler sein als bei Verbrennern. Das Einzige, das heute noch den Restwert negativ beeinträchtigt, ist der schnelle Modellwechsel, ausgelöst durch die raschen Entwicklungszyklen am Fahrzeug und Akku.“

Probleme gelöst

Die Liste der Unternehmen, die zeigen, dass E-Mobilität im Firmenalltag funktionieren kann, wächst stetig. Die Post zählt mit der größten E-Flotte Österreichs dazu: mehr als 2.100 E-Fahrzeuge sind hier im Einsatz, bis Ende des Jahren sollen es 2.500 E-Fahrzeuge werden. Auch Biogena setzt auf Elektro: der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln hat seit Kurzem 82 Elektro-Minis in Betrieb. Auch der Online-Supermarkt Gurkerl.at, der Innenausbauer Robert Grünwald, die Fleischerei Auernig oder Sonnentor setzen auf E-Fahrzeuge. Sonnentor hat vier Renault Zoes, einen ID.3 und zwei E-Fahrräder. Man sei auch offen für E-Lösungen hinsichtlich Lkw und Bussen. Gründer Johannes Gutmann: „Uns ist bewusst, dass das Konzept der E-Mobilität noch nicht völlig ausgereift ist. Doch jede Veränderung hat ihren Start. Solange man nicht beginnt, Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu finden, wird es auch keinen Fortschritt geben.“

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