Volkswagen, Toyota, Stellantis: Was die Autobauer zur neuen Ära 2035 sagen
Es gab nie eine dezidierte Absage an E-Fuels, auch wenn das oftmals so verstanden wurde. Nach langer Intervention wurde am Dienstag nun auf EU-Ebene beschlossen, dass Autos mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 weiter zugelassen werden können, wenn sie denn mit synthetischen Kraftstoffen, den E-Fuels, betankt werden und emissionsfrei im Betrieb sind. In der EU dürfen ab 2035 somit also „nur“ keine Neuwagen mehr verkauft werden, die mit Benzin oder Diesel fahren. Künftig soll eine eigene E-Fuels-Typenklasse für Autos geschaffen wird.
Was der EU-Beschluss für die Automobilhersteller bedeutet, haben wir bei drei der Größten weltweit nachgefragt. Antworten gegeben haben: Silvia Rieger (Managing Director Stellantis Import Austria), Oliver Blume (Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG) und Holger Nelsbach (Geschäftsführer Toyota Austria).
"Volkswagen bekennt sich klar zur Elektromobilität"
Es ist der zweitgrößte Autokonzern der Welt: die Volkswagen AG. Unter ihrem Dach sind zehn Marken vereint, neben den Kernmarken VW und VW Nutzfahrzeuge, sind das Škoda, Seat, Cupra, Audi, Porsche, Lamborghini, Bentley, Porsche und Ducati. Weltweit wurden 2022 8,26 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Davon waren 572.100 Einheiten vollelektrische Fahrzeuge. In Österreich ist VW klarer Marktführer. Oliver Blume hat vergangenes Jahr den Vorstandsvorsitz des Konzerns übernommen, nachdem er jahrelang die Zügel bei Porsche in der Hand hielt.
KURIER: Das strikte Verbrenner-Verbot ist abgesagt – wie ist Ihre Meinung dazu?
Oliver Blume: Volkswagen bekennt sich klar zur Elektromobilität und plant einen ambitionierten Hochlauf über alle Marken des Konzerns hinweg.
Wie steht VW nun zu E-Fuels?
E-Fuels sehen wir als sinnvolle Ergänzung für den Bestand von Verbrennern und spezielle Anwendungen wie für Rettungsfahrzeuge oder für kleine Serien, etwa des Porsche 911. In diesem Kontext begrüßen wir eine EU-Einigung zum Einsatz von E-Fuels in der Europäischen Union nach 2035. E-Fuels aus erneuerbaren Energien sind ein Beitrag für nachhaltige Mobilität. Die Einigung gibt Herstellern und vor allem Verbrauchern eine klare Perspektive. Das Ergebnis selbst kommentieren wir nicht, weil wir bisher keine Details kennen.
Welchen Antrieb wird der VW-Konzern nun weiter vorantreiben?
Volkswagen setzt entschlossen auf die Elektrifizierung. Die Entwicklung und der Hochlauf rein batteriebetriebener Fahrzeuge hat höchste Priorität. Die E-Mobilität ist die beste
Lösung für nachhaltigen Transport. Wir leisten mit der konsequenten Elektrifizierung unserer Modellflotte unseren Beitrag, bis 2030 werden wir unseren rein elektrischen Anteil an den Auslieferungen in Europa auf über 50 Prozent steigern. Bei Porsche beispielsweise sollen es im Jahr 2030 weltweit sogar mehr als 80 Prozent sein, bei der Marke Volkswagen 80 Prozent in Europa. Ergänzend dazu sehen wir in E-Fuels eine effektive Lösung. Ottomotoren können damit potenziell nahezu -neutral betrieben werden, etwa für bestehende Fahrzeuge, die auch nach 2035 noch auf unseren Straßen unterwegs sein werden.
Welche Chancen und Risiken erwarten Sie durch die E-Fuels-Ausnahme?
Wir denken im Konzern damit auch an die Bestandsflotte, die Fahrzeuge, die heute und in den kommenden Jahren noch mit Verbrennern fahren. Allein auf den Straßen sind heute 1,3 Milliarden Verbrenner unterwegs. Viele davon werden auch jahrzehntelang noch auf dem Markt sein. Jedes Prozent an E-Fuels als Beimischung im Kraftstoff kann den -Ausstoß senken. Zusätzlich werden beispielsweise Flug und Schifffahrt sowie der Katastrophenschutz (THW), Rettungsfahrzeuge und das Militär synthetische Kraftstoffe benötigen.
Toyota: "Wir müssen das tun, was für die Umwelt am besten ist"
Der größte Autohersteller der Welt ist die Toyota Motor Corporation: Im Jahr 2022 wurden weltweit 10,5 Millionen Einheiten verkauft. Der größte Anteil entfielt auf die Stammmarke Toyota mit 8,9 Millionen abgesetzten Einheiten. Der Rest entfällt auf Lexus und Daihatsu und Hino Motors, einen Nutzfahrzeughersteller. Toyotas Plan ist, dass im Jahr 2030 weltweit 35 Prozent der eigenen Autos vollelektrisch fahren werden. Wie steht der Geschäftsführer der Toyota Austria GmbH, Horst Nelsbach, zu den Entwicklungen in den vergangenen Tagen?
KURIER: E-Fuels wurde der Weg bereitet – Ihre Meinung dazu?
Horst Nelsbach: Wir müssen das tun, was für die Umwelt am besten ist: aus jeder produzierten Batteriezelle die größtmögliche -Reduzierung herausholen, indem wir so viele nicht-elektrifizierte Fahrzeuge wie möglich durch elektrifizierte ersetzen. Wir lassen uns dabei von einem einfachen Grundsatz leiten: ist der Feind und nicht ein bestimmter Antriebsstrang. Deswegen verfolgt Toyota weltweit einen technologieoffenen Ansatz, um die unterschiedlichen Kundenwünsche und -bedürfnisse in den verschiedenen Märkten zu erfüllen.
Welchen Antrieb wird Toyota in der Entwicklung vorantreiben?
Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge werden genauso angeboten wie reine Elektroautos und Brennstoffzellenfahrzeuge.
Welchen Risiken und welche Vorteile sind aus dem neuen Kompromiss zu erwarten?
Das können wir derzeit nicht einschätzen.
Stellantis: „Bis 2038 -Netto-Null erreichen“
14 Marken zählen zum Stellantis-Universum, darunter Citroën, Peugeot, Fiat, Jeep und Maserati. 2022 wurden rund 5,8 Millionen Fahrzeuge weltweit verkauft – der größte Anteil in Europa. Im asiatischen Raum ist Stellantis weniger stark.
Silvia Rieger, Managing Director Stellantis Austria Import sagt über den EU-Beschluss: „Bei Stellantis arbeiten wir daran, saubere, sichere und leistbare Mobilität anzubieten. Unser Strategieplan ‚Dare Forward 2030‘ soll Stellantis den Weg ebnen, bis 2038 die -Netto-Null zu erreichen. Wir arbeiten daran, dieses Ziel zu erreichen – und damit den Maßstab für unsere Branche zu setzen. Dieser Strategieplan sieht auch vor, ab dem Jahr 2030 im Pkw-Sektor in Europa ausschließlich Elektrofahrzeuge zu verkaufen.“
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