Warum es bei uns im Auto nichts gibt – und das gut so ist
Unsere Tochter ist jetzt 5 geworden. Und immer noch halten wir eisern an unserer Offline-Strategie im Auto fest. Es gibt während der Fahrt kein Handy und kein Tablet, kein Video und kein Filmchen, schon gar kein Videospiel. Sondern nur analoge Beschäftigungen, auch, wenn wir beispielsweise den langen Weg von Wien nach Vorarlberg fahren. Und auch, wenn das für uns Erwachsene Aufmerksamkeit und Aktivität bedeutet. Das haben wir von Anfang an so gehandhabt – und es funktioniert immer noch gut für uns.
Das Verhalten unserer Kleinen im Auto?
Sie liest, sie schaut sich die Welt an, wir spielen „Ich seh ich seh, was du nicht siehst“, wir hören Musik und reden über die Nachrichten, die wir hören. Sie schaut aus dem Fenster und sagt uns die Wege an. Das ist ein schöner Nebeneffekt: Sie kennt die wichtigsten Straßen und Ecken Wiens, sie kennt den Weg zur Oma, sie kennt die Fahrt an den See. Sie sieht Windräder und Rehe auf den Feldern. Sie nimmt die Umwelt wahr und starrt nicht in irgendein Gerät.
Wenn’s allzu lange dauert, schläft sie in ihrem Kindersitz ein. Ein, zwei Stunden sind da auch in ihrem Alter noch drin. Und steigt ziemlich fit und fröhlich am Ankunftsort wieder aus.
Ich habe gelesen, es ist auch mal gut, wenn Kinder sich langweilen. Weil sie dann beginnen, ihre Fantasie einzusetzen, Spiele erfinden, Geschichten erzählen, sich uns mitteilen, aus dem Fenster schauen und alles aufzusaugen, was es da draußen zu sehen gibt. Sie sieht meist mehr als wir, da ist viel Freude und Interesse an der Welt.
Das finden wir gut, deshalb halten wir an diesem (für heutige Verhältnisse rigorosen) Weg fest.
Rotwangig und aufgeregt
Wir haben andere Kinder beobachtet, die oft vom Einsteigen bis zum Aussteigen am Handy (ihrem eigenen oder dem der Eltern) oder Tablet hängen. Videos schauen und Filme, oder Videospiele spielen. Sie steigen mit roten Wangen aus, sind aufgedreht und überdreht und irgendwie völlig gaga. Weil nach den Stunden des medialen Dauerbeschusses die kindlichen Systeme überlastet sind.
Das gab es bei uns auch einmal.
Da hatten wir einen Testwagen mit Videosystem an Bord. Heißt: die hintere Sitzreihe war ein Kino, mit riesigem Bildschirm über die gesamte Autobreite. Klar, hier durfte sie ausnahmsweise Videos schauen, Kindervideos, "Conny" etwa. Das Ergebnis nach fünf Folgen Conny (eine langsame Zeichentrick-Serie über ein kleines Mädchen und ihre Familie) war schauderhaft. Beim Aussteigen war sie aufgelöst, weinerlich und müde.
Weshalb diese Ausnahme für uns auch genau das bleibt: eine Ausnahme.
Wie lange uns unsere Tochter allerdings noch glauben wird, dass unsere Geräte im Auto alle nicht funktionieren, weil wir keinen Empfang haben? Dass unser Handyprovider Internet im Auto leider nicht unterstützt? Wir hoffen, noch viele Jahre.
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