Milliarden-Kosten durch immer mehr Verkehrsunfälle. Welches Bundesland besonders viel zahlt
Geht es um Unfälle, steht das menschliche Leid im Vordergrund: „Verkehrsunfälle verursachen viel menschliches Leid, viele Schwerverletzte leiden ein Leben lang an den Unfallfolgen“, macht VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky aufmerksam.
Aber, so die Expertin: Unfälle verursachen auch hohe volkswirtschaftliche Kosten: Im Vorjahr stiegen die Unfallkosten auf 8,65 Milliarden Euro, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Unfallstatistik und Unfallkostenrechnung zeigt.
Mehr Unfälle
Die Zahl der Verkehrstoten ist in Österreich im Vorjahr auf 402 gestiegen, die Zahl der Verletzten auf 44.585. Jeder sechste Verletzte wurde schwer verletzt. Gegenüber dem Jahr 2022 nahmen die Unfallkosten um rund 800 Millionen Euro zu.
Enthalten sind in den Unfallkosten unter anderem Behandlungskosten, Einsatzkosten, Sachschäden, Kosten für die Wirtschaft durch Arbeitskräfte-Ausfall und Krankenstände sowie die monetäre Bewertung des Leids, der Schmerzen und des Verlusts an Lebensqualität.
Mit Ausnahme von Vorarlberg und Wien sind die Unfallkosten in allen Bundesländern gestiegen.
Traurige Zahlen
Im Bundesländer-Vergleich waren im Vorjahr die volkswirtschaftlichen Kosten der Verkehrsunfälle in Niederösterreich mit über 1,8 Milliarden Euro am höchsten, gefolgt von Oberösterreich mit fast 1,6 Milliarden Euro und der Steiermark mit knapp mehr als 1,5 Milliarden Euro, informiert der VCÖ. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Wien betrugen die Unfallkosten rund 0,73 Milliarden Euro. Aufgrund des dichten Öffi-Netzes und dem niedrigeren Tempo in der Stadt ist die Verkehrssicherheit höher und die Unfallkosten sind entsprechend niedriger.
Maßnahmen sind nötig
Der VCÖ fordert daher mehr unfallvermeidende Maßnahmen. Ein zentraler Hebel für mehr Verkehrssicherheit ist eine geringere Geschwindigkeit. Geschwindigkeit und Masse eines Fahrzeugs spielen eine große Rolle bei Unfallschwere und Verletzungsrisiko bei Unfällen. Die Kräfte, die bei einem Aufprall wirken ergeben sich anhand der Formel der kinetischen Energie: ein halb mal die Masse mal der Geschwindigkeit zum Quadrat.
„Die Gesetze der Physik lassen sich nicht außer Kraft setzen. Ein niedrigeres Tempolimit bedeutet einen kürzeren Anhalteweg, wodurch die Zahl der Unfälle sinkt, ebenso die Verletzungsschwere“, verdeutlicht Jaschinsky. Gerade auf den unfallträchtigen Freilandstraßen sollte so wie in etlichen anderen europäischen Staaten auch Tempo 80 die Regelgeschwindigkeit sein und Tempo 100 die Ausnahme dort, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist.
Als präventive Maßnahme sind auch mehr Bus- und Bahnverbindungen insbesondere in den Regionen wichtig, Discobusse und Anrufsammeltaxis am Wochenende können wiederum schwere Unfälle von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verhindern, betont der VCÖ.
In Gemeinden und Städte sind Verkehrsberuhigung und eine Verkehrsplanung, die sich an der Sicherheit für Kinder und ältere Menschen orientiert, sehr wirksam, um die Zahl der Unfälle zu verringern. Der Ausbau der Radinfrastruktur, auch in den Regionen um Siedlungen sicher mit dem nächst gelegenen Ortsgebiet zu verbinden, reduziert wiederum die Zahl schwerer Radunfälle. Im Jahr 2022 passierte kein einziger tödlicher Radunfall auf einem Radweg.
Kommentare