Jaguar: Warum eine zuckerlrosa Autowerbung ohne Auto das Netz aufregt

Das Detail-Bild des Hecks gibt einen Einblick in die Design-Vision der Marke, die laut Aussendung "kühne Formen und überschwängliche Proportionen präsentieren wird."
Jaguar erfindet sich neu und wird zur reinen Elektro-Luxusmarke. Doch für den bizarren ersten Werbesport hagelt es Kritik.

Europäische Autobauer haben es schwer. Vor allem die Konkurrenz aus China, in Sachen Elektro in vielem bereits besser und vor allem billiger - macht neue Wege nötig.

Nun erfindet sich Jaguar - seit 1951 Hoflieferant des britischen Königshauses - neu. Ein Luxus-Elektroautohersteller möchte man werden und startet eine teure Rebranding-Kampagne. Als Teaser zeigt man einen pinken Werbespot. Und diese 30 Sekunden lassen im Netz die Wogen hochgehen. Allerdings nicht im guten Sinne. 

Kein Auto, viel Diversität

Millionen Klicks beweisen, dass man eines geschafft hat: Der britische Autohersteller ist wieder Gesprächsthema. Mehr als 160 Millionen Klicks auf Social Media zählt man bereits.

Doch die Reaktionen auf den zuckerlrosa Spot mit den bunten, androgynen und möglichst diversen Darstellern sind mehr als durchwachsen, viele der tausenden Kommentare sehr kritisch.

Massive Kritik an bizarrem Spot

Denn: Auto ist darin kein einziges zu sehen. "Das Einzige, was an dieser Anzeige mutig ist, ist es den Kommentarbereich offen zu lassen", schreibt ein User auf Youtube, wo das Video bereits mehr als 2 Millionen Klicks hat. "Im Wesentlichen versuchen sie also zu sagen, dass nur seltsame Typen Jaguar fahren", wundert sich ein weiterer. "Das ist keine Werbung, das ist die Beerdigung von Jaguar", urteilt ein Dritter.

Jaguar hat schon vor einiger Zeit erklärt, dass man in Zukunft zu einer reinen Elektromarke werde. Und es ist wohl die radikalste Transformation in der Autobranche hin in Richtung E-Mobilität. Erst 2026 soll es soweit sein und die ersten Autos der neuen Jaguar-Ära auf die Straße rollen. Bis dahin hat man praktisch keine neuen Autos für den Verkauf.

Jaguar wird sein Design Vision Concept am 2. Dezember 2024 um 20:00 Uhr (Europa: 3. Dezember 2:00 Uhr morgens) auf der Miami Art Week vorstellen. Dabei wird Jaguar kuratierte Galerieräume schaffen und mit aufstrebenden Künstlern zusammenarbeiten, die das Copy Nothing-Ethos teilen. Dieses Ethos kann seine Wurzeln bis ins Jahr 1935 zurückverfolgen und basiert auf Firmengründer Sir William Lyons der meinte, dass "ein Jaguar keine Kopie sein sollte".

Darauf setzt auch der Spot. "Wir sind hier, um das Gewöhnliche zu streichen. Um mutig zu sein. Um nichts zu kopieren", schreibt Jaguar darunter. Derzeit erzeugt das Rebranding viel Aufmerksamkeit aber auch viel Häme. Ob der Schritt mutig ist, oder die bestehenden Kunden vergrault, wird wohl erst das echte Produkt zeigen. 

Nie wieder Jaguar

Käufer scheinen skeptisch: "Das ist zweifellos eine der lustigsten Sachen, die ich je gesehen habe, und ich werde mit Freuden nie wieder einen Jaguar kaufen", ist da zu lesen, oder: "Diese Rebranding- und Werbekampagne ist die perfekte Antwort auf die Frage: „Wie können wir unsere alten Besitzer verprellen, ohne neue Käufer anzulocken?"

Und hier liegt die Gefahr: Ist das Concept Car, das laut Jaguar  "kühne Formen und überschwängliche Proportionen präsentieren wird" nichts Besonderes, wird das neue Interesse an der Traditionsmarke schnell verpuffen.

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