Hohes Verletzungsrisiko: Kommt jetzt (endlich) die Helmpflicht für E-Biker?

Hohes Verletzungsrisiko: Kommt jetzt (endlich) die Helmpflicht für E-Biker?
Pro Jahr könnten durch einen Helmpflicht 300 Schädel-/Hirn-Verletzungen verhindert werden. Warum man sich dennoch sträubt.

Helmpflicht? In Österreich immer wieder ein heikles Thema. Auch bei der Einführung der Radhelmpflicht für Kinder bis 12 Jahren im Juni 2011, so erinnert das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), gab es Gegenstimmen.  Aus heutiger Sicht klingen die damaligen Gegenargumente ebenso befremdlich, wie die Vorbehalte vor der Einführung des Handy-Verbots am Steuer von Pkw. Auch bei der allgemeinen Helmpflicht für E-Bikes gibt es Gegenwind. Die Daten sprechen aber eine eindeutige Sprache. Dank Helmen könnten in Österreich pro Jahr 300 Schädel-/Hirn-Verletzungen verhindert werden, wie Berechnungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigen.

„Vor der Einführung der Radhelmpflicht für Kinder im Juni 2011 lag der Anteil an Kopfverletzungen in dieser Altersgruppe bei 23 Prozent, im Jahr 2021 aber nur mehr bei 10 Prozent, was einem Rückgang von 57 Prozent entspricht.“

von Klaus Robatsch

Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV)

Liegt es an mangelden Fahrkünsten?

Pedelecs sind bei Erwachsenen besonders beliebt. Die elektronische Tretunterstützung erhöht allerdings nicht nur die Bequemlichkeit, sondern ermöglicht auch eine höhere Geschwindigkeit und bessere Beschleunigung. Dadurch ist die Gefahr für Erwachsene spürbar gestiegen. Das Durchschnittsalter der mit E-Bikes verunglückten Personen liegt im 5-Jahresschnitt bei 55 Jahren. „Die meisten Erwachsenen haben das Radfahren noch mit herkömmlichen Fahrrädern gelernt, wobei E-Bikes schwieriger zu manövrieren sind. Wie KFV-Umfragen zeigen, sind die häufigsten Probleme beim Umstieg vom Fahrrad auf das E-Bike das höhere Gewicht, gefolgt vom anderen Bremsverhalten, dem höheren Tempo und generell die Bedienung“, so  Robatsch

Viele Verletzte durch E-Bike Unfälle

Im Jahr 2023 wurden in Österreich rund 11.100 Personen beim Fahren mit dem E-Bike so schwer verletzt, dass sie im Spital behandelt werden mussten (davon 8.900 im Straßenverkehr). 19 Menschen sind nach einem Unfall mit dem E-Bike im Straßenverkehr sogar verstorben. Auch 2024 gab es bereits erste Todesfälle. Wie Befragungen in Spitalsambulanzen und Hochrechnungen durch das KFV zeigen, wurden 11 Prozent der Verletzten in den letzten 7 Jahren bei E-Bike-Unfällen am Kopf verwundet und 7 Prozent erlitten Schädel-/Hirnverletzungen. 

  • Die Helmtragequote bei E-Bikes ist mit 62 Prozent  in Österreich bereits jetzt deutlich höher als bei herkömmlichen Fahrrädern. Diese liegt bei nur 40 Prozent. 
  • Allerdings: Nur knapp mehr als ein Drittel der im Straßenverkehr mit einem E-Bike tödlich verunglückten Personen trugen zum Unfallzeitpunkt einen Helm.  
  • Wichtiges Detail am Helm wäre das Licht: Wenn man den Helm mit LED oder Reflektoren ausstattet, wird die Sichtbarkeit im Straßenverkehr erhöht. 

KFV fordert Helmpflicht für E-Bikes 
KFV-Berechnungen zeigen ebenfalls, dass das Risiko bei einem Unfall mit dem E-Bike eine Schädel-/Hirnverletzung zu erleiden ohne Helm sieben Mal höher ist als mit Helm. „Das verpflichtende Tragen eines Helms für alle Altersgruppen hätte in den vergangenen 7 Jahren mehr als 2.200 Schädel-/Hirnverletzungen verhindern können. Das sind mehr als 300 Fälle pro Jahr. Je eher also die allgemeine Helmpflicht für E-Bikes eingeführt wird, desto mehr menschliches Leid kann verhindert werden“, ist der Leiter der Verkehrssicherheit im KFV überzeugt. 

Gelten sollte die Helmpflicht auch für E-Scooter, aber nicht für Personen über 12 Jahren, die mit herkömmlichen Fahrrädern unterwegs sind. Zusätzlich zur Helmpflicht für E-Bikes fordert das KFV zur Erhöhung der Verkehrssicherheit aber auch den massiven Ausbau der Radinfrastruktur mit ausreichend breiten Radfahranlagen.

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