Gebrauchtwagenmarkt: Diese Segmente wurden 2025 deutlich günstiger

Mehrere Gebrauchtwagen verschiedener Marken stehen auf einem Parkplatz.
Die Preise am Gebrauchtwagenmarkt sinken. Neue Daten zeigen, welche Fahrzeuge günstiger geworden sind und warum der Preisdruck nachlässt.

Der österreichische Automarkt befindet sich im Herbst 2025 mit einem Plus von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich im Aufschwung. Parallel zu wachsenden Neuzulassungen entspannt sich der Gebrauchtwagenmarkt erstmals seit Jahren. Das zeigt der aktuelle AutoScout24 Gebrauchtwagen-Preis-Index (AGPI), der die durchschnittlichen Angebotspreise in Österreich auswertet.

Demnach lag der durchschnittliche Angebotspreis mit Ende Oktober bei 29.466 Euro. Das sind rund 261 Euro weniger als zu Jahresbeginn. Damit setzt sich jene Entwicklung fort, die laut der Online-Plattform im Frühjahr des vergangenen Jahres eingesetzt hat: Die jahrelange Preisrallye sei nun gebrochen, erklärt der Anbieter.

"Nach dem deutlichen Preisanstieg während der Krisenjahre entspannt sich der Markt spürbar", sagt Nikolaus Menches, Country Manager von AutoScout24 Österreich. "Das Vorkrisenniveau werden wir nicht mehr erreichen, aber wir sehen eine klare Normalisierung."

Welche Fahrzeugklassen günstiger werden

Die Preisentwicklung zeigt leichte Unterschiede zwischen den Segmenten. Nahezu alle Fahrzeugkategorien sind laut AGPI seit Jänner günstiger geworden, mit einer Ausnahme:

  • Kleinwagen verzeichneten den stärksten Rückgang: von 15.560 Euro auf 14.543 Euro, ein Minus von 6,5 Prozent.
  • Die Kompaktklasse verlor 2,9 Prozent im Jahresverlauf von 21.434 auf 20.804 Euro.
  • SUVs, lange die Preistreiber des Marktes, gaben um einen Prozent nach von 36.032 auf 35.659 Euro.
  • Die Mittelklasse verlor 1,7 Prozent – von 26.474 auf 26.014 Euro.
  • Preise der Oberen Mittelklasse sanken von 31.235 auf 30.909 Euro: Ein Rückgang von einem Prozent.
  • Auch die Oberklasse schrumpfte um 2,3 Prozent von 64.950 auf 63.486 Euro.
  • Selbst Sportwagen wurden um 2,2 Prozent günstiger – von 79.803 auf 78.058 Euro.

Nur das Segment der Vans und Kleinbusse legte zu: Mit einem Plus von 8,3 Prozent (von 25.014 auf 27.097 Euro) bleiben sie die einzige Kategorie, deren Preise trotz Marktentspannung weiter steigen. "Geräumige Modelle sind weiterhin stark gefragt, sowohl privat als auch im gewerblichen Bereich", sagt Menches. Das halte die Preise stabil.

Ein Paar entspannt sich neben einem roten VW-Campingbus in einer malerischen Landschaft.

Das Segment der Vans und Kleinbusse ist das einzige, das am Gebrauchtmarkt preislich zugelegt hat.

Vergleich mit ähnlichen Plattformen

Eine kurze Marktsichtung auf weiteren österreichischen Gebrauchtwagenportalen bestätigt die Preise einzelner Segmente, die AutoScout24 beschreibt: Auf Willhaben, Gebrauchtwagen.at, Automobile.at, DasWeltauto.at und Outlet-Cars.at zeigen sich für Fahrzeugklassen weitgehend dieselben Marktwerte wie im Datenbestand des Portals, große Ausreißer sind nicht feststellbar.

Ein Beispiel aus dem Kleinwagensegment: Ein fünf bis zehn Jahre alter Volkswagen Polo mit etwa 50.000 Kilometern liegt sowohl in der Analyse als auch auf den anderen Plattformen zwischen 10.000 und 15.000 Euro und deckt sich mit der aktuellen Analyse.

Ähnlich einheitlich präsentiert sich das Bild in der SUV-Klasse. Ein VW Tiguan aus dem Jahr 2021 mit unter 50.000 Kilometern wird auf allen untersuchten Plattformen zwischen 30.000 und 35.000 Euro angeboten – ein Niveau, das nur geringfügig unter dem Durchschnitt der Analyse liegt.

Auch im aktuell populären Segment der Vans und Kleinbusse zeigt sich eine hohe Übereinstimmung. Ein Seat Alhambra, Baujahr 2020 und mit rund 50.000 Kilometern, wird überall bei 25.000 bis 28.000 Euro gehandelt.

Warum die Preise sinken

Die Analyse nennt drei Faktoren als Erklärung der neuen Marktlage:

  • Angebot und Nachfrage gleichen sich wieder an
    Die Lieferkettenprobleme der vergangenen Jahre sind weitgehend behoben, viele Hersteller haben ihre Produktionen normalisiert. Dadurch wird der Druck auf den Gebrauchtwagenmarkt geringer.
  • Mehr Rückläufer und Leasingrückgaben erhöhen das Angebot
    Die starke Neuwagennachfrage der letzten beiden Jahre zeigt nun Wirkung: Viele Leasingfahrzeuge kehren in den Gebrauchtmarkt zurück.
  • Konkurrenz durch neue Elektro- und Hybridmodelle
    Die wachsende Zahl elektrifizierter Neuwagen sorgt dafür, dass ältere Modelle an Attraktivität verlieren und Händler bei den Preisen nachgeben müssen.

"Wir beobachten ein viel breiteres Angebot als noch vor einem Jahr", so Menches. "Das sorgt für mehr Auswahl und nimmt insgesamt den Druck aus dem Markt."

Ein grauer Porsche 718 Spyder RS fährt auf einer Landstraße.

Selbst das teuerste Segment der gebrauchten Sportwagen wurde um 2,2 Prozent günstiger.

Vom Höchststand zum neuen Normalniveau

Die Preisbewegungen vom Vorjahr bis heute lassen sich nur vor dem Hintergrund der außergewöhnlichen Marktsituation der Jahre davor verstehen. Zwischen 2020 und 2023 stiegen die durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreise in Österreich und Deutschland so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebungen. Lieferengpässe, Halbleitermangel, verzögerte Neuwagenproduktion und eine Verschiebung der Nachfrage hin zu sofort verfügbaren Fahrzeugen trieben die Preise nach oben, wie der ÖAMTC berichtet. Laut AutoScout24 kletterte der durchschnittliche Angebotspreis in Österreich in dieser Phase auf einen historischen Höchststand von 30.000 Euro. Erst 2024 zeichnete sich eine leichte Entspannung ab: Die Preise gingen erstmals seit vier Jahren zurück, jedoch nur in einzelnen Fahrzeugklassen. Kleinwagen und Kompakte waren betroffen, während der Rückgang bei SUVs, Vans und Premiumsegmenten geringer oder erst später sichtbar war.

Dieses Jahr findet die Korrektur nun breiter statt als im Vorjahr. Anders als 2024 sind dieses Mal fast alle Fahrzeugklassen betroffen. Die Gründe liegen in einer Kombination aus steigendem Angebot und nachlassendem Preisdruck. Viele Leasingrückläufer, Firmenflotten und ehemalige Vorführwagen drängen verstärkt auf den Markt. Gleichzeitig normalisiert sich die Neuwagenproduktion, sodass der Nachfrageüberschuss aus der Pandemiezeit verschwindet.

Trotz sinkender Preise ist jedoch keine Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau zu beobachten. Branchenanalysen von Schwacke, dem deutschen Kraftfahrt-Bundesamt und der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) zeigen für ganz Mitteleuropa, dass Fahrzeuge aufgrund der vergangenen Inflationsjahre, höherer Produktionskosten und teurerer Technik ein höheres Grundpreisniveau behalten werden. Der Markt pendelt sich damit auf einem "neuen Normalniveau" ein: Die Preise sinken, aber nicht abrupt, und bleiben langfristig über dem Niveau der Jahre 2017 bis 2019.

Wohin steuert der Gebrauchtwagenmarkt?

Die Gebrauchtwagenplattform erwartet keine Rückkehr zu den niedrigen Preisen von 2018 oder 2019. Doch der Trend weist klar in Richtung Normalisierung. "Wir sehen derzeit keine Anzeichen für eine erneute Preisexplosion", sagt Menches. "Der Markt wird zunehmend ruhiger, berechenbarer und ausgewogener." Die Kombination aus steigenden Neuzulassungen, besserer Fahrzeugverfügbarkeit und wachsenden Alternativen im E-Auto-Bereich könne die Preise auch 2026 weiter dämpfen.

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