EICMA: Die weltgrößte Motorradmesse im Zeichen einer Marktkrise
Bevor sich in Mailand die Hallen der EICMA 2025 öffnen und die neuesten Zweirad-Modelle gezeigt werden, sieht sich die Branche mit ernüchternden Zahlen konfrontiert. Laut dem europäischen Motorradhersteller-Verband (ACEM) brachen die diesjährigen Verkäufe in der EU bis September spürbar ein. So auch in Österreich: Die Neuzulassungen der Motorradklasse L3e liegen bis September neun Prozent unter dem Vorjahr.
Eine Delle, die nicht nur mit der schwächelnder Konsumlaune, sondern auch mit internationalen Lieferverzögerungen, steigenden Preisen und dem wachsenden Konkurrenzdruck durch die Elektromobilität zusammenhängt, die nun auch den bislang hauptsächlich Verbrenner-dominierten Motorradmarkt erreicht.
In diesem Umfeld kommt der EICMA eine besondere Rolle zu: Sie zeigt, wohin sich die Branche entwickelt.
Die neue F 450 GS ist BMWs Aushängeschild auf der diesjährigen EICMA.
Bayerische Modelloffensive
Verkaufstechnisch hält sich BMW trotz rückläufigem Markt traditionell stabil. Die neue F 450 GS soll an die Erfolge der großen GS-Modelle anknüpfen und eine bislang bestehende Lücke zwischen schweren Reiseenduros und Einsteiger-Bikes der Bayern schließen. Mit reduziertem Gewicht, gesteigerter Agilität im Vergleich zur 1300 GS und einem Fokus auf jüngere Fahrer präsentiert sich die 450 GS als neuer Allrounder.
Neben der Reiseenduro präsentieren die Bayern mit dem "Vision CE Concept" auch einen neuen Prototypen, der als urbaner Roller mit Dach an Klassiker wie die BMW C1 erinnert.
BMWs "Vision CE Concept" erinnert stark an den Roller "C1" aus den frühen 2000ern.
Hondas E-Revolution
Auch Honda beschreitet mit der WN7 neue Wege: Der Mittelklasse-Allrounder ist das erste großvolumige Elektromotorrad der Japaner und soll ab Anfang 2026 bei uns erhältlich sein. Die WN7 basiert auf einem schlanken, rahmenlosen Aluminiumverbundfahrwerk, in dem die 9,3-kWh-Batterie als tragendes Element integriert ist.
Der Antrieb liefert rund 18 kW Dauerleistung und erreicht Spitzenausgaben von bis zu 50 kW, für eine Reichweite von mehr als 130 Kilometern im WMTC-Zyklus. Dank 350 Volt-Hochvoltsystem kann der Akku über CCS2 in etwa 30 Minuten auf 80 Prozent geladen werden. Die Sitzhöhe von 800 mm, ein Gewicht von etwa 217 kg sowie Assistenzsysteme wie Kurven-ABS, Tempolimit-Assistent und Rückwärtsgang sollen die Alltagstauglichkeit des Modells unterstreichen.
Hondas erstes reines Elektrobike heißt WN7.
Vom Offroad- zum Stadtfahrer
LiveWire, die Elektromarke von Harley‑Davidson, sorgt auf der EICMA 2025 mit einem seriennahen Konzept ihres künftigen Maxiscooters für Aufsehen. Gemeinsam mit dem taiwanesischen Roller-Spezialisten Kymco wurde das ambitionierte Projekt umgesetzt: Aufbauend auf der S2-Plattform von LiveWire entsteht ein Großroller, der Komfort eines Maxiscooters mit der Performance-DNA des E-Motorrads verbindet.
Konkrete Leistungsangaben nennt der Hersteller noch nicht offiziell, allerdings wird in einer Presseaussendung darauf hingewiesen, dass die Basis-Technik rund 63 kW Spitzenleistung (ca. 84 PS) sowie eine Reichweite von über 100 Kilometern ermöglichen soll. LiveWire hat die Markteinführung in Europa auf 2026 gesetzt.
Mit dieser Strategie adressiert die Marke, die sich bisher fast ausschließlich auf elektrische Adventure-Bikes spezialisiert hat, nun auch ein breiteres Publikum im Roller- und Pendlersegment.
Der neue Maxiscooter von Harley-Davidsons Tochterunternehmen LiveWire soll auf der Messe eine neue Kundschaft ansprechen.
Weitere Neuheiten der EICMA 2025
Neben den drei Kernmodellen rücken auf der Messe auch weitere spannende Neuheiten ins Rampenlicht: KTM, erst seit kurzer Zeit wieder aus der Krise zurück, betritt die Bühne der EICMA mit der neuen 890 Adventure R. Das Reise-Bike kommt mit optimierter Leichtbauweise und verbesserter Elektronik daher, während Aprilia mit der Tuono V4 und der RS 457 (als Ausblick auf 2026) im Bereich sportlicher Naked-Bikes groß auffährt. Außerdem bringt Yamaha mit der MT‑07 "Next Generation" ein aufgefrischtes Design und moderne Assistenzsysteme in die Mittelklasse.
Im urbanen Segment feiern Modelle wie die Jubiläums‑Sondereditionen der Piaggio Beverly und Vespa GTS Premiere, ergänzt durch neue E‑Roller‑Prototypen. Erweitert wird das Ausstellerportfolio – ähnlich wie man es aus dem Automobilbereich kennt – durch eine wachsende Anzahl chinesischer Marken: So zeigen CFMOTO, QIANXIN, ZNEN, TEYIN und weitere Hersteller ein breit gefächertes Angebot von E‑Rollern über Elektro‑Motorräder bis zu klassischen Bikes.
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