Pflicht ab Juli in jedem Neuwagen: Wie gefährlich sind die Sicherheitsassistenten?

Pflicht ab Juli in jedem Neuwagen: Wie gefährlich sind die Sicherheitsassistenten?
Damit EU-Straßen sicherer werden, bremsen und lenken neue Autos selbstständig - zuverlässig ist das alles leider nicht.

Im Jahr 2018 legte die EU das Ziel fest, die Zahl der Straßenverkehrstoten und Schwerverletzten bis 2030 im Vergleich zu 2019 zu halbieren und bis 2050 auf nahezu null zu senken. Schlagend wurde das Ziel in der EU-Verordnung 2019/2144. Diese verpflichtet alle Autobauer, elektronische Sicherheitsassistenzsysteme in alle Neuwagen ab Juli 2024 einzubauen.

Dass das sinnvoll ist, zeigt die Statistik: Im Jahr 2022 wurden EU-weit 20.653 Menschen im Straßenverkehr getötet (2012: 24.213), wobei Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer besonders gefährdet waren. In Österreich waren es 370 Unfallopfer (2013: 455).

Deshalb dürfen ab Juli nur mehr Pkw neu zugelassen werden, die (unter anderem) folgende Assistenten verbaut haben:

  • Geschwindigkeitsassistent
  • Warnsystem bei Müdigkeit und nachlassender Aufmerksamkeit des Fahrers
  • Spurhaltesysteme (LKAS)
  • automatische Bremssysteme (AEB)

Theoretisch gut. Doch leider sind die Systeme nicht zu 100 % verlässlich. Der Mobilität-Redaktion ist kein neues Auto untergekommen, das immer das richtige Geschwindigkeitslimit erkennt, also ob man etwa in Wien gerade auf einer Straße mit 30 - oder 50-km/h-Limit fährt. Glaubt das Auto an eine Verletzung der Höchstgeschwindigkeit, piepst es dreimal. Das ist nervig, aber noch nicht gefährlich.

Schwieriger wird es bei zwei anderen Assistenten: Jenem zum Spurhalten und dem automatischen Bremssystem. „Teilweise führt das Eigenleben der Elektronik sogar zu gefährlichen Situationen, statt diese zu vermeiden, wie es eigentlich Sinn und Zweck von Assistenzsystemen sein müsste“, monierte bereits im Vorjahr das ÖAMTC-Magazin.

Der Spurhalteassistent beobachtet dauernd die Fahrspurmarkierungen, so vorhanden, und warnt den Lenker bei Überfahren der Markierungen, bevor es sanft, aber doch, in die Lenkung eingreift. Daran muss man sich gewöhnen, ganz am Anfang kann das Fahrer aber auch ordentlich erschrecken.

Bei den Bremsassistenten ist klar, dass diese Leben retten werden, also sinnvoll sind. Aber: Die Sensoren können manchmal fälschlicherweise Objekte als Hindernisse erkennen, die tatsächlich keine Gefahr darstellen. In einigen Fällen haben Fahrzeuge dann abrupt gebremst, ohne dass eine tatsächliche Gefahr bestand. Solche plötzlichen Bremsungen können auch gefährlich sein, insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten oder bei dichtem Verkehr, da nachfolgende Fahrzeuge möglicherweise nicht rechtzeitig reagieren können.

Die Systeme können übrigens abgeschaltet werden – sie aktivieren sich aber bei jedem Neustart. 

Auch daran wird man sich zur Sicherheit einfach gewöhnen müssen, auch wenn es anfangs unheimlich ist.

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