Muss man am E-Scooter einen Helm tragen?

Muss man am E-Scooter einen Helm tragen?
Rund 6000 verunfallte E-Scooter Fahrer müssen jährlich im Spital behandelt werden. Wie man sich vor Unfällen schützt.

„Verpflichtend vorgeschrieben sind Helme bei E-Scootern in Österreich nur für Kinder unter 12 Jahren, ratsam sind sie aber ausnahmslos für alle. Um schwere Kopfverletzungen zu vermeiden, bekräftigen wir daher unsere Forderung nach einer Helmpflicht beim Fahren mit E-Scootern sowie mit E-Bikes“, erklärt Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Auch 70 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind laut einer KFV-Umfrage bereits entweder dafür – oder sogar sehr dafür – dass E-Scooter-Fahrende einen Helm tragen sollen. Tatsächlich liegt die Helmtragequote derzeit in Österreich laut KFV-Erhebungen aber erst bei rund 9 Prozent und bei Leih-Scootern sogar noch deutlich darunter.

Muss man am E-Scooter einen Helm tragen?

Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV

Zahl der spitalsbehandelten Verletzten hat sich verfünffacht
Die Daten zeigen jedenfalls deutlich, dass ein Helm sinnvoll wäre: Laut Verkehrsunfallstatistik 2023 wurden in den ersten neun Monaten des Vorjahres 1.245 Personen beim Fahren mit einem E-Scooter verletzt oder getötet. Das sind 4 Prozent aller in diesem Zeitraum Verunglückten im Straßenverkehr. Allerdings gibt es bei E-Scootern ebenso wie bei Fahrrädern eine sehr hohe Dunkelziffer bei den Verletzten, weil bei Alleinunfällen diese häufig gar nicht polizeilich gemeldet werden und somit in der Verkehrsunfallstatistik nicht aufscheinen. Das KFV befragt daher regelmäßig in ausgewählten Spitälern Unfallopfer, wenn sie zur Nachbehandlung in die Spitals-Ambulanzen kommen, und rechnet die Daten im Rahmen von IDB-Austria hoch. Demnach hat sich die Anzahl der im Spital behandelten Verletzten seit Beginn des E-Scooter-Booms im Jahr 2019 in Österreich von 1.200 auf 6.000 Verletzte im Jahr 2023 verfünffacht. 

Auch E-Scooter-Fahren will gelernt sein. Mit folgenden Tipps klappt es unfallfrei.

  1. Üben Sie den Umgang mit dem E-Scooter im verkehrsfreien Raum. Vor der ersten Fahrt im Straßenverkehr das Bremsen, das Geben von Handzeichen, das Abbiegen, das Gleichgewicht-Halten und das Ausweichen vor Hindernissen trainieren.
  2. Schützen Sie Ihren Kopf mit einem Helm.
  3. Fahren Sie stets rücksichtsvoll und gefährden Sie andere Verkehrsteilnehmer nicht.
  4. Halten Sie sich an die Verkehrsregeln und fahren Sie nicht alkoholisiert.
  5. Fahren Sie nicht auf Gehwegen und Gehsteigen.
  6. Achtung bei Randsteinen: Erhöhte Sturzgefahr aufgrund der kleinen Räder beim E-Scooter.
  7. Seien Sie besonders aufmerksam im Kreuzungsbereich: Nähern Sie sich langsam der Kreuzung und seien Sie sich möglicher Gefahren durch abbiegende Fahrzeuge bewusst (Gefahr des “toten Winkels”).
  8. Vermeiden Sie Ablenkungen, verzichten Sie beim Fahren auf Musikhören.
  9. Verwenden Sie das Mobiltelefon nicht während der Fahrt.
  10. Helle Kleidung und Reflektoren auf der Kleidung und am E-Scooter helfen Ihnen, besser gesehen zu werden. Schalten Sie bei Dunkelheit und schlechter Sicht das Licht Ihres E-Scooters rechtzeitig ein. Auch am Tag sind Lichtfahrer sichtbarer.
  11. Fahren Sie niemals zu zweit auf dem E-Scooter.
  12. Fahren Sie besonders vorsichtig bei Bodenunebenheiten, Schienen und nassem Untergrund.
  13. Transportieren Sie Gegenstände in einem Rucksack auf Ihrem Körper.
  14. Überprüfen Sie Leihgeräte vor deren Nutzung auf Verkehrstüchtigkeit und Bremsleistung.
  15. Vorsicht im Urlaub: Die gesetzlichen Regelungen für E-Scooter sind in Europa nicht einheitlich. Erkundigen Sie sich vor der Abreise, welche Regeln an Ihrem Reiseziel gelten.

KFV fordert Helmpflicht, zweite Bremse und Drosselung auf 20 km/h
Das KFV fordert daher nicht nur mehr Risikobewusstsein, sondern auch eine Helmpflicht für alle beim Lenken eines E-Scooters oder E-Bikes. Weiters sollten für E-Scooter Glocke, Blinker, eine zweite Bremse und eine Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h verpflichtend vorgeschrieben werden. Robatsch dazu: „Insbesondere die zweite Bremse und die Drosselung auf 20 km/h wären ein entscheidender Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, weil sich dadurch sowohl Bremsweg als auch Reaktionsweg spürbar verkürzen“. 

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