eScooter: Wie Wien das Park- und Fahr-Chaos nun wirklich beenden will
Wien war spät dran: Aber als der elektrische Leihrollertrend 2018 endlich auch Österreichs Metropole erreichte, da war man stolz: Nicht weniger als die Zukunft der urbanen Mobilität stand da auf zwei Rädern mit kleinem Elektromotor vor uns. Klimafreundlich, verkehrsberuhigend und für jeden verwendbar.
Fünf Jahre später weiß man: Das gute Ding hat sicher seine Vorzüge, aber eben auch seine Nachteile. Dass seScooter irgendwo erzeugt und entsorgt werden müssen und der Strom, der sie betreibt, nicht selten aus unsauberer Quelle kommt, ist dabei das kleinere Übel. Das den Wienern wirklich sauer aufstossende Ärgernis ist das Wildparken der nicht gerade filigranen Gefährte. Geparkt wird wo es gefällt: Mitten auf dem Gehsteig, vor Haus- oder Geschäftseingängen, quer abgestellt oder einfach hingeschmissen. Die Stadt reagierte, man limitierte, schuf Slow-Go und No-Go Zonen. Das Parkchaos und der Umstand, dass die Gefährte oft ohne jedwede Verkehrsregel zu beachten unterwegs sind änderte das nicht merklich.
Nun will die Stadt Wien härter gegensteuern: "Ich stelle meinen E-Scooter sicher nicht am Gehsteig ab. E-Kloa", so lautet der Werbetext der neuesten Initiative. Nichts weniger als das "Scooter-Chaos" möchte Wien beenden. Stolperfallen sollen der Vergangenheit angehören und Gehsteige künftig frei bleiben. Die Übergangsfrist dafür läuft bis 31. August. Die Petz-App "Sag´s Wien", in der Misstände und Flaschparker gemeldet werden können, ist jetzt schon offen.
Zusätzlich hat die Stadt Wien die Scooter-Konzessionen an nur noch 4 ausgewählte Betreiber vergeben: Bird, Lime, Link und Voi. Nutzer und Nutzerinnen müssen nach dem Abstellen der E-Scooter verpflichtend ein Foto machen, um zu beweisen, dass der Scooter korrekt geparkt wurde.
Leih-E-Scooter müssen ab sofort vorrangig auf besonders gekennzeichneten Abstellflächen abgestellt werden. Diese Flächen sind rot markiert und bieten Platz für 8 bis 10 Gefährte. Die Scooter-Stationen werden im ganzen Stadtgebiet gebaut, besonders an problematischen "Hotspots". Bis Jahresende sind insgesamt 200 Abstellflächen geplant, 2024 kommen rund 100 weitere hinzu.
Im Umkreis von 100 Metern rund um diese Abstellflächen ist das Abstellen nicht erlaubt. Das gilt auch für das Parken in bestehenden Fahrrad-Abstellanlagen in diesem Umkreis. Gänzlich verboten ist das Wild-Parken dadurch nicht: Außerhalb des Umkreises müssen Scooter laut Info-Seite lediglich "platzsparend in der Parkspur abgestellt werden." Nicht erlaubt ist das Abstellen auf Grünflächen. Neu sind Abstellverbots-Zonen etwa rund um die Oper, in den Fußgänger-Zonen des 1. Bezirks, bei der Albertina, am Rathausplatz und beim Oberen Belvedere.
Neu sind auch Scooter-Höchstzahlen: Wo derzeit ein Überangebot besteht und sich die Beschwerden häufen, wird die Scooter-Anzahl durch die Vergabe fixer Höchstzahlen reduziert. Das betrifft etwa die inneren Bezirke sowie 20. Bezirk. In der Inneren Stadt dürfen insgesamt maximal 500 Leih-Scooter stehen, statt vorher bis zu 2.500. Ein Digitales Dashboard ermöglicht die Kontrolle jedes einzelnen Scooters zu jeder Zeit - auch rückwirkend - per GPS. Es macht damit ein konsequentes Strafen für illegal abgestellte Roller möglich. Betreiber müssen mit eigenen "Ordnerdiensten" für sachgemäß abgestellte Roller sorgen. Auch die sogenannten "Park-Sheriffs" kontrollieren die Einhaltung der Regeln vor Ort.
No-Go und Slow-Go Zonen bleiben: Bestimmte sensible Bereiche wie rund um Krankenhausanstalten, Marktgebiete, Gemeindebauten sind für die Leih-Scooter gesperrt. Das Einfahren wird technisch verhindert.In Fußgänge- und Begegnungszonen, Wohnstraßen und anderen definierten Gebieten wird das Tempo automatisch gedrosselt. Werden falsch abgestellte eScooter nicht unverzügliche beseitigt, drohen den Betreibern Strafen. Die Stadt kann Scooter außerdem auf Kosten der Betreiber abschleppen. Leichter wird das durch die Kennzeichenpflicht: Jeder Scooter wird künftig mit einem Nummernschild ausgestattet sein.
Widerrechtlich abgestellte E-Scooter können beim Stadtservice Wien oder in der Sag's Wien-App gemeldet werden. Jeder Scooter ist in Zukunft auch mit einem Nummernschild ausgestattet. Das vereinfacht eine genaue Zuordenbarkeit bei Beschwerden. Wenn jemand etwa einen falsch abgestellten Scooter per Sag's Wien-App mit einem Foto des Nummernschildes meldet, kann der Standort des Scooters sofort überprüft werden.
Die Verkehrssicherheit wird ebenfalls vorangetrieben: Etwa durch das Anbieten von Gratishelmen oder durch verpflichtende "Alkotests" (Reaktionstest) in den späten Abendstunden. Die Betreiber sollen auch sicherstellen, dass künftig das gesamte Wiener Wohngebiet abgedeckt und damit das Last Mile-Angebot, besonders für die Bewohner der Außen- und Flächenbezirke verbessert wird. Für sie, sowie Besitzer einer Wiener Linien Jahreskarte, gibt es auch günstigere Tarife. Generell winken Gratis-Kilometer für langsameres Fahren.
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